Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
standen unmittelbar vor ihrer Entdeckung?
R. M. übertraf sich selbst in dem, was sie tat. Es gab keine Bessere. Aber ihr fehlte die Vorstellungskraft, um es wirklich zu verstehen. Das Wrack eines Schiffes und ein verwester Leichnam waren in der Tat von Wert, wenn sie denn alles waren, was bei dieser Sache herauskam.
Aber Valerian gierte nicht nach militärischen Informationen – das war seines Vaters Fach. Er gierte nach Wissen. Nicht darüber, wie die Protoss ihre Schiffe entwarfen oder woraus ihre Körper bestanden, sondern darüber, wer die Protoss waren.
»Sir?« Valerian zuckte unter dem Klang von Whittiers Stimme zusammen. »Sir, glauben Sie, die Gray Tiger hat die geeigneten Leute an Bord, um mit dieser Situation umzugehen, oder möchten Sie, dass ich mit einem anderen Schiff Kontakt aufnehme?«
Valerian lehnte sich in seinem Sessel aus feinem Leder zurück und legte in nachdenklicher Geste die Fingerspitzen gegeneinander. Zur Crew der Gray Tiger mochte zwar nicht die Creme de la Creme gehören, aber es würde genügen. Ihre Aufgaben würden ihre Fähigkeiten nicht übersteigen.
»Das müsste klappen. Wenn sie erst einmal hier sind und befragt wurden, werden besser ausgebildete Leute zur Verfügung stehen. Tragen Sie dafür bitte Sorge, Charles.« Er stand auf und ging, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Er musste mit ein paar Leuten sprechen.
Charles Whittier sah ihm nach und wandte sich dann wieder seinen Aufgaben zu. Es gab etliches, dessen Valerian sich angenehmerweise nicht bewusst war, und es war Whittiers Pflicht, dafür zu sorgen, dass der junge Thronerbe in diesem Zustand der Unschuld verblieb. In vielerlei Hinsicht und trotz eines Hintergrunds, den vor allem Gefahr und Täuschung ausmachten, war Valerian doch ein wenig naiv und idealistisch. Arcturus Mengsk wusste das. Und er wollte, dass sein Sohn so blieb – vorerst jedenfalls.
Tatsächlich würde die Crew der Gray Tiger Aufgaben erfüllen müssen, die exakt ihrer Resozialisation entsprachen.
Die Gray Tiger würde ihre Sache gut machen. Hervorragend sogar.
KAPITEL 9
Es bewegte sich himmelwärts, das Heim, das flog und die Ihan-rii, die Großen Lehrer, die Schöpfer, die Wächter, davontrug, für immerfort.
Dutzende geschmeidiger, purpurner blaugrauer Gestalten sprangen in die Luft – im aussichtslosen Versuch, es zurückzuhalten –, und klammerten sich an die wunderschönen Kristalle, deren Kanten so scharf wie Shikmas waren.
Das Heim, das flog, stieg weiter auf, seine Insassen blieben ungerührt sowohl von dem Betteln und Flehen jener, die sie verehrten, als auch von dem Zorn und der Rage der anderen, die sie tot sehen wollten.
Hände, schlüpfrig geworden von Blut, verloren ihren Halt, und die panischen Wesen stürzten zu Boden, fielen zu tief, um überleben zu können, schlugen mit hässlichen Geräuschen auf, die jedoch übertönt wurden von dem überwältigenden Lärm des davonfliegenden Gefährts und dem quälenden geistigen Getöse, das Jake den Schädel zu zerreißen drohte – genau wie der Schmerz in seinem Herzen ihm den Geist zerfetzen wollte.
Nein, nein, sie durften nicht gehen, sie waren alles, alles…!
Von Verzweiflung übermannt, fiel auch Jake zu Boden, um sich schlagend, seine dunkelblaue Haut fleckig und heiß von blind machender, erstickender Angst und Wut. Was würden sie tun? Wie konnten sie nur gehen? Allein, allein, so allein…
*
Jake Ramseys Augen öffneten sich und füllten sich dann mit Tränen. Seine Hände, bedeckt mit Klebeband und Plastikschläuchen, fuhren zu seinem Gesicht. Er wollte es verbergen, als er um etwas zu weinen anfing, das er verloren hatte, obgleich er auf einer anderen Ebene begriff, dass er es nie besessen hatte.
So leer. So allein. Wie konnten sie es aushalten mit diesem Bewusstsein?
Mit meinem Bewusstsein?
Ihrem?
Unserem…?
Jake fühlte sich verloren, völlig konfus und losgelöst, und er begann, im Bett heftig um sich zu schlagen, trat nach den Decken, unter denen er lag, die ihn erstickten, und er schluchzte immer noch, als sei ihm das Herz gebrochen worden, beklagte etwas, das er besessen hatte… nie besessen hatte… hätte besitzen können…
Jake riss die Schläuche aus der Wand und stand auf, ungeachtet der Tatsache, dass er splitternackt war. Er zog die Tür auf und stieß mit Patel zusammen. Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie, dann ließ er sie los, als sei sie auf einmal glühend heiß geworden. Jake fiel auf die Knie und hielt sich in
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