Dunkle Templer 01 - Erstgeboren
und das hatte er dann immer sorgfältig freigelegt, bis seine Mutter eine ansehnliche Sammlung aus seltsam geformten Steinen, versteinerten Hölzern und den Schalen kleiner Lebewesen besaß.
Arcturus hatte ihn – wenn Valerian den »hohen Herrn« denn einmal gesehen hatte, was bis vor Kurzem genau zweimal der Fall gewesen war – herabgesetzt und zu seiner Mutter gesagt, sie ziehe einen buchgelehrten, verweichlichten Schwächling heran.
Als er älter war, war es Valerian gelungen, unter Beweis zu stellen – selbst seinem skeptischen Vater gegenüber –, dass er zwar »buchgelehrt« sein mochte, nicht aber verweichlicht und erst recht kein Schwächling. Seit er acht gewesen war, hatte Valerian Unterricht im Umgang mit sowohl alten als auch modernen Waffen gehabt. Er war ein meisterhafter Fechter und Kampfsportler, bewegte sich aber auch in voller Gefechtsmontur und bewaffnet mit einem Gaußgewehr leichtfüßig und effektiv.
Kulturen, die Krieg und Kunst miteinander verschmolzen, mochte er am liebsten. Valerians große Leidenschaft galt altertümlichen Waffen. Sie gefielen ihm, weil sie schön, sorgsam gefertigt und… eben alt waren. Arcturus billigte die Sammlungen, weil es sich um Dinge handelte, die andere töten konnten. Dieses Thema war etwas, das die beiden Männer verband, über das sie miteinander reden konnten, und infolgedessen ging es bei den meisten ihrer Konversationen genau darum.
Seit Arcturus beschlossen hatte, dass es sicher sei, seinen Sohn und Erben von dem Provinzplaneten herunterzuholen, hatten die beiden mehr Zeit miteinander verbracht als in Valerians ganzem bisherigen Leben. Doch es war eine unsichere Allianz – zwei derart unterschiedliche Persönlichkeiten würden nie reibungslos miteinander auskommen. Aber sie teilten das gemeinsame Ziel der Wiedererschaffung eines Reiches, das letztendlich an Valerian übergehen sollte, und so wahrten sie im Großen und Ganzen Frieden.
Beide Männer waren selbstsicher, mächtig und katzenhaft: Arcturus war der starke Löwe der Ebenen, Valerian der geschmeidige, lautlose Panther des Dschungels. Sie hatten verschiedene Anschauungen, aber genügend Gemeinsamkeiten, dass es nur wenige Unstimmigkeiten gab.
Und als bekannt zu werden begann, dass es noch mehr dieser Alien-Tempel gab – so bezeichnete Valerian sie für sich, weil das Bild ihn an vergangene Tage großer Zivilisationen erinnerte –, waren sie übereingekommen, dass sie es wert seien, untersucht zu werden. Mengsk senior war dermaßen beeindruckt gewesen von dem, was sich auf Bhekar Ro zugetragen hatte, dass er die Macht der Tempel entweder bändigen oder nutzen wollte. Valerian war sich vorgekommen wie ein Junge, der für ein schönes Mädchen schwärmte – geblendet, verzückt – und näher heran wollte an sie, mehr über sie erfahren, sie berühren und erforschen.
Er hatte seinen Vater überredet, diesmal nicht mit den Marines anzufangen, hatte geschickt und überzeugend argumentiert, dass deren einzigartige Fähigkeiten anderswo gebraucht wurden zum Zwecke des Wiederaufbaus des Dominions und zur Niederschlagung von Aufständen.
»Kommt nicht in Frage«, hatte Arcturus das Ansinnen zunächst abgeschmettert.
»Wir wissen, dass die Artefakte nur für Protoss und Zerg wirklich gefährlich sind«, hatte Valerian dagegengehalten.
»Dieser Junge, der das Ding auf Bhekar Ro aktivierte, wurde davon verschlungen und erst später wieder ausgespuckt«, erwiderte Arcturus.
»Stimmt«, hatte Valerian ohne zu zögern bestätigt. »Aber wir wissen genau, was er getan hat, um diese Reaktion auszulösen.
Das Artefakt lebt – auf gewisse Weise. Es scheint bestimmte psychische Fähigkeiten zu haben. Wenn wir ein leeres dieser Objekte studieren, eines, das dieses seltsame Geschöpf aufgegeben hat, können wir Dinge darüber in Erfahrung bringen, ohne ein Risiko einzugehen.«
Arcturus runzelte die Stirn, seine dichten, dunklen Augenbrauen zogen sich zusammen und sahen aus wie riesige Raupen, die über seine Haut krochen. »Welchen Sinn sollte es haben, ein leeres zu untersuchen?«, hatte er gefragt.
»Damit gewännen wir das Wissen, wie eines zu handhaben wäre, das nicht leer ist«, antwortete Valerian. »Überleg doch nur, was wir mit einem unversehrten tun könnten… wenn wir verstünden, wie es funktioniert.« Als Arcturus schwieg, hob sein Sohn die Schultern und ließ sich wieder in das butterweiche Sofa zurücksinken. Er zwang sich, einen desinteressierten Eindruck zu erwecken. Sein Herz
Weitere Kostenlose Bücher