Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
Menschenmassen zog.
»Hier gibt’s die beste Auswahl.«
Das Popcorn war ein megagroßer Partytempel. Auf einer Fläche, die einer Lagerhalle Konkurrenz machte, tummelten sich hunderte halbnackter Männer und Frauen. Ein gefundenes Fressen auch für ihn, aber da war ihm das Desiderio lieber: leise Musik und nicht so überfüllt. Nick hatte nie ein schlechtes Gewissen verspürt, wenn er für den Eigenbedarf ein wenig Lebensenergie stahl und sich dabei mit seinen Opfern verlustierte, doch jetzt plagten ihn zum ersten Mal Gewissensbisse. Wegen Jamie. Der Kleine musste Zorell Nahrung beschaffen, weil sich der notgeile Inkubus nicht hatte beherrschen können. Leider würde Jamie immer auf die Jagd gehen müssen, nachdem sie miteinander geschlafen hatten.
Na ja, es gab wohl Schlimmeres.
Vor vielen Jahrzehnten war Nicolas mal so eine Art Kopfgeldjäger gewesen und hatte für sexuelle Gegenleistungen gearbeitet. Eigen t lich war er damals auch nichts anderes gewesen als eine Hure. Nick hätte tief fallen können, hatte sich aber rechtzeitig aus dem Sumpf befreit und war nun froh, in Vincents Klan leben zu dürfen und für Noir zu arbeiten. Er wollte nicht, dass Jamie seinetwegen in der Gosse endete, daher würde er besonders gut auf ihn achtgeben.
Als sie mitten auf der Tanzfläche standen, meinte Jamie: »Jetzt musst du mir ein wenig Freiraum lassen, sonst traut sich keiner an mich ran.«
Nick verstand und zog sich zurück, jedoch nur so weit, dass er J a mie nicht aus den Augen verlor. Eigentlich hätte er sich nun selbst ein wenig Lebensenergie beschaffen können, aber er hatte immer noch genug von ihrem heißen Sex unter der Dusche. Er begab sich zwei Etagen höher auf einen Balkon und beobachtete das Treiben von dort aus. Es dauerte nicht lange, da wurde Jamie von zwei T y pen angetanzt. Sie machten ordinäre Gesten mit der Zunge und ri e ben ihre Unterleiber an ihm. Es war offensichtlich, worauf sie hi n auswollten. Keiner der beiden fühlte sich von Jamies Narben auf der Wange abgestoßen – im Gegenteil. Sie schienen den Kleinen dadurch interessanter zu finden.
Jamie entschied sich für einen Mann in seinem Alter und ging mit ihm an die andere Seite der Halle, wo es etwas ruhiger und das Licht gedämmt war. Sie verzogen sich in eine düstere Ecke und begannen, wild rumzuknutschen. Zähneknirschend begab Nick sich wieder nach unten und hielt sich im Hintergrund. Er wusste, dass Ash, der ehemalige Dämon – jetzt Wächterengel ihres Goyle-Klans und des Stadtteils, in dem sie lebten – Jamie einst beigebracht hatte, wie er seinen Opfern nur einen unbedeutenden Teil der Seele rauben kon n te, ohne die Menschen zu verderben oder umzubringen. Diese M e thode erregte weniger Aufsehen. Jamie musste sich nicht um die B e seitigung eines Verrückten oder einer Leiche kümmern.
Er packte den jungen Mann am Hinterkopf und presste die Lippen fest auf dessen Mund. Der Kerl zog Jamie in eine enge Umarmung, weil er wohl dachte, sie würden nun richtig Gas geben. Wenige S e kunden später riss er sich von Jamie los und wischte sich über die Lippen.
»Wow, deine Küsse rauben einem ja den Atem. Das ist mir zu krass, Mann.«
Und weg war er, untergetaucht in der Menschenmasse. Nick atm e te auf. Sein Süßer hatte es geschafft. Ihm selbst tränten mittlerweile die Augen vom Stroboskoplicht und unter seinem Mantel staute sich die Hitze. Er wollte nur noch hier raus.
Nachdem er sich aus den Schatten gelöst hatte, umarmte er Jamie von hinten. »Was soll ich nur mit dir machen, Kleiner?«, raunte er dicht an sein Ohr.
Strahlend drehte sich Jamie in seinen Armen um und griff ihm dreist in den Schritt. »Da wüsste ich schon was, Dämon.«
Wie sollte er das bloß überstehen?
Kapitel 14 – Seltsame Träume
»S
chwester? Ich spüre dich«, flüsterte es in Jennas Kopf. Sie riss die Augen auf. Es war düster im Zimmer, Mo r gennebel waberte vor dem Fenster. Der Sonne n aufgang stand noch bevor.
Jenna wollte sich auf den Rücken drehen, weil ihre Schulter eing e schlafen war, aber sie war wie in einem Schraubstock gefangen. L ä chelnd löste sie Kyrians Arm und änderte ihre Position. Sofort legte sich sein Arm wieder um sie, als ob Kyr Angst hätte, sie würde ihn verlassen.
Was für einen seltsamen Traum sie gehabt hatte. Er war so real gewesen. Sie hatte durch fremde Augen gesehen, fremde Gefühle gespürt. Es waren die Gefühle eines Mannes. Für Myra. Diese ve r dammten Nymphen hatten irgendetwas mit ihr
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