Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
nie erlebt. Er konnte ihr etwas vorg e spielt haben. Täuschte sie sich in ihm?
Jenna überlegte, was ihr über Dunkelelfen einfiel. Sie waren tei l weise resistent gegen Magie. Besonders Schlaf- und Lähmungszauber verfehlten bei ihnen gern die Wirkung.
»Ihr werdet ihm doch nicht wehtun?« Sie kam sich wie in einer Krimiserie vor, als sie die anderen Ratsmitglieder und Goyles b e trachtete, die vor einem Computer standen und miteinander red e ten.
»Wenn er kooperiert, geschieht ihm nichts«, antwortete Dad.
»Und falls nicht?« In ihrer Brust wurde es eng. Mit Dunkelelfen wurde nicht zimperlich umgesprungen, immerhin galten sie als Feind Nummer eins. Zu viele Menschen waren ihretwegen gestorben.
»Er hat dich entführt!« Tiefe Falten bildeten sich zwischen den Brauen ihres Vaters.
»Dad, er hat mir nichts getan.« Am liebsten wollte sie hinausschre i en, was sie tatsächlich getan hatten, aber dann würde ihr Vater ihn wohl sofort umbringen.
»Er hat dir nichts getan, weil er dich vielleicht noch braucht«, murmelte er.
»Wie meinst du das?« Ihr Atem stockte. »Was hat er bis jetzt g e sagt?«
»Er möchte nicht mit uns reden, bevor er sich nicht davon übe r zeugt hat, dass es dir gut geht.«
»Siehst du, er ist nicht böse.«
»Sei doch nicht so naiv, Kind. Das könnte eine Falle sein!«
»Ich will zu ihm.« Außerdem war sie schon lange kein Kind mehr. Sie wollte endlich eigene Entscheidungen treffen.
Vincent trat neben sie an die Scheibe und legte eine Hand auf ihre Schulter. Er sah niedergeschlagen aus. Die Sorge um Noir und der Verrat einer seiner Goyles standen ihm ins Gesicht geschrieben. »Nicolas wird zuerst gehen. Vielleicht kann er uns ein unschönes Verhör ersparen.« Vincent nickte ihm zu und Nick stellte sich vor die Tür zum Isolationszimmer. Nach einem leisen Summen sprang sie auf. Im selben Moment krümmte sich Kyrian brüllend zusa m men.
Jenna presste ihr Gesicht an das Glas. »Was hat er?« Zu drei Seiten der Wand öffneten sich kleine Luken, hinter denen sich gelbe Kri s talle befanden.
Jenna fühlte sich hilflos. »Warum tut ihr das?«, rief sie unter Tr ä nen. »Hört auf damit!«
Vincent drückte sie an sich. »Wir kennen seine Kräfte nicht und verhindern, dass er einen Zauber anwendet. Nicks Sicherheit geht vor.«
Plötzlich verstummten Kyrians Schreie. Sein Körper erschlaffte und hing matt in den Ketten.
»Diese Steine bringen ihn noch um! Einer allein setzt ihn schon für Stunden außer Gefecht.«
Ihr Vater trat zu ihr. »Woher willst du das wissen?«
»Ich weiß mehr, als du denkst, Dad. Trotzdem hast du mir noch eine Menge zu erklären.« Oh, sie war so wütend! Sie wollte nur noch, dass dieser Albtraum ein Ende fand.
Hastig drückte ihr Vater auf das Display und die Luken schlossen sich.
Während sich Kyrian nicht regte, ging Nicolas langsam auf ihn zu. Er nahm Kyrs Kopf in beide Hände und drückte die Stirn an seine.
Atemlos betrachtete Jenna das Geschehen und jede von Kyrians Regungen. War er bewusstlos? Nein, denn plötzlich ballten sich seine gefesselten Hände zu Fäusten. Er warf den Kopf zurück und fauchte Nicolas an, die Fänge weit ausgefahren. »Ich will sie sehen!«
Jenna nutzte die Gelegenheit, in der alle abgelenkt waren, und Räuber wild bellte. Sie hatte beobachtet, auf welches Bedienfeld ihr Vater gedrückt hatte, öffnete die Tür und rannte hinein. »Ich bin hier!« Noch bevor sie Kyrian erreichte, riss Nick sie weg und schaffte sie aus dem Raum.
»Bist du von Sinnen?« Zornentbrannt und zugleich weiß im G e sicht bugsierte ihr Vater sie Richtung Tisch, wo alle Anwesenden von ihren Stühlen aufgesprungen waren.
»Ich werde mich nicht hinsetzen!« Sie versuchte, die Kontrolle zu behalten. Ihre Aktion war dumm gewesen, aber sie hatte es nicht länger ertragen, Kyrian im Ungewissen zu lassen. Er machte sich Sorgen um sie. So jemand war nicht böse.
Schwarze Flecken waberten durch ihr Blickfeld, doch ihre Au f merksamkeit galt Kyrian, der auf die Scheibe starrte und nur sein Spiegelbild erblickte. Sein Gesicht wirkte angespannt, und auch ihm liefen Tränen über die Wangen. Die Strahlung der Steine wirkte nach. Er musste höllische Kopfschmerzen haben.
»Jenna …« Während er sprach, in einer dunklen und rauen Tonl a ge, verstummte das Stimmengewirr und alle drehten sich zu ihm um.
Als Jenna erneut zur Scheibe eilte, wurde sie auf ein Nicken Vi n cents hin von Akilah und Dominic begleitet, die sie an den Obera r men festhielten,
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