Dunkle Träume (Wächterschwingen) (German Edition)
Gebäude wirklich nicht verlassen.«
»Der Rat ist loyal.« Hoffte Jenna. Es gab überall schwarze Schafe. Zumindest Magnus Thorne vertraute sie, denn ohne ihn wäre Noir wohl nicht mehr am Leben.
»Außerdem bist du zur Hälfte eine Lichtelfe«, sagte Kyr. »Die sind ohnehin sehr begehrt beim Dunkelvolk.«
Ihr lag ein Kommentar auf der Zunge, ob er sie denn auch begeh r te, aber auf andere Art, doch der passte nicht hierher.
Jenna atmete tief durch und lehnte sich mit einer Schulter neben ihn an die Wand. »Ich möchte jetzt nicht über mich sprechen, so n dern über dich. Ich bin so glücklich, dass deine Unschuld bewiesen ist.«
Den Kopf gesenkt, drehte er sich zu ihr. Kyrian war ihr so nah, dass sie die Wärme fühlte, die sein Körper ausstrahlte. Noch vor Kurzem hatte sie in diesen starken Armen gelegen. Das schien Ewigkeiten her zu sein.
»Ich bin alles andere als unschuldig«, murmelte er. »An meinen Händen klebt eine Menge Blut.«
»Du hast die Leute gewarnt.«
Zwei tiefe Falten bildeten sich zwischen seinen Augen. »Ja, aber nur die in deiner Welt. Ich habe viele Dunkelelfen getötet.«
»Deine Leute?«
»Ich hab mich nie wie einer der ihren gefühlt. Umso leichter fiel es mir, ihnen die Kehlen aufzuschlitzen.«
Er sagte das, als wäre es selbstverständlich für ihn. Was es vie l leicht auch war. Immerhin wurde er zum Söldner ausgebildet, und wenn sie die Stammeszeichen richtig deutete, floss Kriegerblut in ihm. »Was hatten sie getan?«, fragte Jenna zögerlich.
»Ihr Volk verraten. Sie waren Spione oder haben die Befehle des Königs nicht befolgt. Andere wollten mich aus dem Weg rä u men.«
Es erleichterte sie ein wenig, dass er keine Unschuldigen getötet hatte und nur auf Order des Dunkelelfen handelte, der sein Leben und das von Myra in der Hand hatte. Doch Mord war Mord, das durfte sie nicht vergessen. Dennoch sagte sie: »Das war in deinem alten Leben. Und du hast das nur getan, um deine Schwester eines Tages zu befreien.«
»Das ist keine Entschuldigung.«
»Natürlich nicht«, wisperte Jenna und war erleichtert, dass er so dachte wie sie.
»Außerdem habe ich andere Dunkelelfen getötet, um mich an ihnen zu rächen. Meine Ausbilder, meine Peiniger …« Kyrian fuhr sich durchs Haar und blickte dann auf seine Krallen. »Dir habe ich nur Ärger gebracht und dich Gefahren ausgesetzt.«
Langsam dämmerte es ihr, worauf er hinaus wollte, und ihr Magen verkrampfte sich. Sie starrte auf seine Finger, die sich langsam in menschliche Hände zurückverwandelten. Jenna legte ihre Hand auf seine und Kyr zog sie an seine Brust. Diese Geste verriet viel über ihn, ob er wollte oder nicht.
»Sobald ich im Besitz meiner Kräfte bin, werde ich den Klan ve r lassen. Niemand wird mich davon abhalten.«
»Wirklich niemand? Gibt es nichts, was dich hier hält?« Ihr Griff um seine Hand zog sich zu und Tränen stahlen sich in ihre Augen. Sie wollte nicht weinen und Kyr bestimmt keine Szene machen, also versuchte sie, ihren Kummer hinunterzuschlucken. Bedeutete das, er würde sie ebenfalls verlassen? Jenna hatte kein Anrecht auf ihn, wenn sie auch hoffte, er würde es sich anders überlegen.
Lange sah er sie an, ohne etwas zu sagen. Dabei bewegten sich se i ne Lippen, als ob er nach den richtigen Worten suchte. Sein Mund kam näher und Jenna wünschte, er würde sie küssen, doch schlie ß lich senkte er den Blick und flüsterte: »Wenn du mich liebst, lässt du mich gehen.«
Wütend entriss sie ihm die Hand. »Wo hast du denn den blöden Spruch her?« Sie hatte es gewusst, er wollte sich von ihr trennen. »Du hast wohl zu viel ferngesehen?«
Tief atmete sie durch und versuchte, sich zu beruhigen. Das hier war noch nicht geklärt. »Bitte bleib wenigstens noch so lange, bis Noirs Baby da ist. Ich möchte nicht, dass wir so plötzlich auseina n dergehen.«
»Das macht es doch nur schwerer.«
Sie sah, wie er mit seinen Gefühlen kämpfte. Er würde nicht mehr hier sein, wenn sie zurückkam. Aber sie rechnete es ihm hoch an, dass er sie nicht auslieferte. Das bedeutete, er würde ein Leben in Sklaverei vorziehen. Für sie.
Nun konnte Jenna die Tränen nicht mehr zurückhalten. »Was wird aus Myra?«
»Im Moment hat sie Dante, doch ich werde sie irgendwie dort rausholen.«
Allein? Konnte er das schaffen? »Die Magiergilde wird euch sicher Asyl gewähren. Sie kann auch dir helfen. Gemeinsam finden wir eine Lösung.«
Kyrian schüttelte den Kopf. »Ich werde niemanden mehr einer G e fahr
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