Dunkle Verführung: Erotische Vampirstorys (German Edition)
Darius’ Kerkermeister gewesen.
»Und du weißt ja, wie er seine Gefangenen zu behandeln beliebt«, lässt sich hinter ihr eine sanfte Stimme hören.
Als sie sich umdreht, sieht sie Darius in der offenen Tür stehen. »Hast du …? Hast du damals meine Gedanken gelesen?«
»Ich kann vieles von dem sehen, was in deinem Kopf vorgeht, Merle.«
»Hast du den Rest des Clans des Schwarzen Smaragds getötet?«
Er nickt.
»Warum nicht Oberon?«
»Aus demselben Grund, aus dem er mich nicht umgebracht hat. Es wäre zu gut für ihn gewesen.«
»Warum hast du Kristina nicht getötet?«
Wieder lächelt er, dieses Mal wärmer, und zuckt die Achseln. »In dem Fall stecken keine finsteren Absichten dahinter. Ich kann Kristina einfach gut leiden. Sie hat den Tod ebenfalls nicht verdient – aber aus dem entgegengesetzten Grund. Außerdem brauchte ich jemanden für … na, du weißt schon. Blutriten. Und die Vorstellung, dass nur noch Oberon und ich da wären …« Er erschauert. Es wirkt beinahe komisch.
Einen Moment lang überlegt Merle. »Und es liegt nicht daran, dass sie in Wahrheit Magdalena ist? Hast du irgendwie Magdalena zum Vampir gemacht, und sie ist jetzt Kristina?«
»Lies das Papier, das du in der Hand hast, Merle.«
Lord Oberon berichtete bei Cobalt, wie genau Darius’ Strafe aussah. Dass er zum Leben verurteilt worden war. Seiner Meinung nach bestand, wenn man Magdalena tötete, eine Chance, dass ihre Seele den Weg in ein anderes menschliches Wesen finden würde. Dass Darius sie vielleicht eines Tages aufspüren könnte. Dieser Umstand würde ihm Hoffnung schenken. Aber er sollte, erklärte Oberon, keinerlei Hoffnung auf ein zukünftiges Glück hegen. Das Einzige, was er sich noch erhoffen durfte, war der Tod. Einen Tod, den man ihm nie gewähren würde.
Als sie das Papier ablegt, brennen Tränen in ihren Augen. »Was haben sie dann mit ihr gemacht?«
Darius weist nur auf den Rest der Papiere, die auf dem Tisch liegen.
Lange, umständlich formulierte Passagen erklären ihr in allen Einzelheiten, wie man die Hexen hinzuzog. Oberon hat ihnen enorme Geldsummen für eine sehr komplexe Magie bezahlt. Sie muss sich bemühen, zu verstehen, was sie liest. Anscheinend wurde Magdalena getötet; erschossen von einem Cobalt-Agenten. Aber man ließ ihre Seele nicht in den Äther eingehen, sondern fing sie mittels Magie in einem speziell konstruierten Glasprisma ein.
Merle lässt das Papier aus ihren Fingern gleiten und wendet sich Darius zu. »Das ist einfach nur unheimlich. Sie steckt in einem Prisma? Und wo ist dieses Prisma jetzt? Weißt du es? Versuchst zu, es zu finden? Kannst du es einfach zerbrechen und darauf warten, dass ihre Seele in jemand anderem wiedergeboren wird?« Während sie die Worte ausspricht, fühlt Merle etwas Kaltes in ihrem Herzen prickeln. Da ist noch mehr. Noch etwas anderes.
»Ich weiß, wo ihre Seele jetzt ist. Es ist mir gelungen, ihr neues Behältnis an mich zu bringen.«
»Ihr neues Behältnis? Was ist aus dem Prisma geworden?«
»Es ist unglaublich komplex, eine Seele außerhalb des Körpers aufzubewahren, und bedarf ständiger Überwachung. Und du weißt, dass Vampire aufs Geld achten. Und wie Hexen sind. Sie mussten eine andere Möglichkeit finden. Angesichts des finanziellen Aufwands, den es bedeutete, Magdalena von mir fernzuhalten, überlegten sie, die Cobalt-Stiftung zu schließen, um Geld zu sparen. Sie hatte ohnehin nur als Falle für mich gedient. Doch als Cobalt das herausfand, konterten sie mit einem neuen Vorschlag. Er bestand darin, Magdalenas Seele in ein anderes menschliches Wesen zu überführen.«
»Aber Oberon sagte, das sollten sie nicht tun. Dass du dann Hoffnung hegen könntest, sie zu finden.«
»Cobalt hatte eine einzigartige, verheerende Idee. Sie würden die Seele absichtlich auf ein Kind übertragen, das sie dann in Angst und Misstrauen gegenüber Vampiren, und vor allem mir gegenüber, erziehen würden. Ihre Seele an einen Ort bringen, an dem ich sie nie erreichen könnte. Ja, sogar an einen Ort, von dem aus sie mich nie akzeptieren würde, selbst wenn es mir gelänge, zu entkommen und ich vor ihr stünde.«
Merle hält sich an der Tischkante fest. Sie drückt ein wenig fester zu, wendet den Blick von Darius ab und sieht auf das Spiralmuster des Teppichs.
»Sprich es aus, Merle«, flüstert Darius. »Ich weiß, dass du es weißt. Sag mir, was sie getan haben.«
»Ich.« Sie hat das Gefühl, als müsse sich das Wort mit Gewalt einen Weg aus ihrem
Weitere Kostenlose Bücher