Dunkle Verführung: Erotische Vampirstorys (German Edition)
Geschichte richtig zu erzählen.«
»Warum? Wieso soll ich so lange warten? Warte ich nicht schon lange genug?«
»Das tun wir beide«, sagt Darius. »Wir beide. Aber wir sind so nahe dran, dass wir nichts überstürzen dürfen. Wir müssen das langsam angehen. Vertrau mir. Ich denke dabei nur an dich.«
Tag 20
Am nächsten Abend wird das Essen nicht in dem riesigen, offiziellen Speisesaal serviert, wie Merle irgendwie erwartet hat, sondern in einem intimen kleinen Raum im Erdgeschoss, der mit gemütlichem, bequemem Mobiliar eingerichtet ist. Ein helles Feuer brennt, und im Zimmer ist so viel Gold verteilt, das alles in dem tanzenden Licht zu glitzern scheint.
Es gibt auch einen Erker. Vielleicht das Erstaunlichste im ganzen Raum ist, dass die Vorhänge am Fenster offen sind. Draußen ist es fast Nacht geworden, und in der einbrechenden Dunkelheit kann sie gerade eben den Waldsaum erkennen, wo die Schutzzauber des Schlosses angebracht sind.
In dem runden Raum, der durch den Erker abgeteilt wird, steht ein kleiner Tisch. Ein Platz ist zum Essen gedeckt, und die von einer silbernen Servierglocke bedeckte Mahlzeit wartet bereits. Darius sitzt gegenüber. Vor ihm steht ein hohes Stielglas. Das milchige Glas ist nur halbdurchsichtig, sodass der Inhalt blassrosa wirkt. Vielleicht will er nicht, dass sie unmissverständlich sieht, wie er Blut trinkt, während sie isst.
Merle setzt sich an den Tisch, und er beugt sich lächelnd vor und hebt die Servierglocke an. Darunter befindet sich ein wunderbar aussehendes Gericht aus Lachs mit Wildreis und Spinat. Ihr Magen macht einen Satz. So etwas Aufregendes hat sie im Schloss bisher nicht zu essen bekommen.
Sie nimmt die Gabel und stochert im Gemüse herum. »Ist in dem Spinat kein Knoblauch? Wahrscheinlich sollte ich keinen Knoblauch essen, wenn wir …« Sie spürt, wie sie errötet, und unterbricht sich. Aber irgendwie ist es dieses Mal nicht so schlimm, dass sie rot wird.
Sie sieht zu Darius auf, der lächelt. »Kein Knoblauch«, sagt er.
»Aha. Oh! «
Er lacht. »Ich bin mir nicht sicher, ob mich das wirklich abstoßen würde. Die meisten Nahrungsmittel sind mir unangenehm. Aber ich habe noch nie überprüft, ob Knoblauch schlimmer als anderes ist. Ein paar dieser Mythen werden, nun ja, lächerlich übertrieben. Aber aus Respekt vor den Wesen, die einst über dieses Schloss geherrscht haben, sollten wir uns vielleicht daran halten.« Er weist auf das Essen. »Bitte, iss.«
Das Gericht ist unglaublich gut. Merle fragt sich, wer es gekocht hat. Wahrscheinlich hat Darius es von einem Restaurant liefern lassen.
Sie sieht zu, wie er einen kleinen Schluck aus seinem Glas trinkt. »Also, warum bin ich hier? Was hast du mir zu sagen?«
Er schluckt. »Merle, wenn du über alles nachdenkst, was du über mich weißt, was man dir erzählt hat und was du erfahren hast, seit du hergekommen bist, fällt dir dabei etwas auf, das keinen Sinn ergibt?«
»Keine Ahnung. Es fällt mir schwer zu glauben, dass du das Ungeheuer bist, für das ich dich immer gehalten habe.«
»Gut, ja. Und danke. Aber versuche, etwas genauer zu sein.«
»Genauer?«
»Merle, du weißt von Magdalena, oder? Du weißt, dass es ihnen über sie schließlich gelungen ist, mich zu unterwerfen.«
»Ja.«
»Und du weißt, dass sie ein Mensch war.«
»Ja.«
»Du weißt also, dass ich eine Menschenfrau geliebt habe.«
»Ja. Und offensichtlich passt das nicht zu dem, was Kristina mir erzählt hat. Dass Vampire keine Blutriten mit Menschen durchführen können. Aber du sagtest, das stimmt nicht. Oder jedenfalls nicht bei dir.«
»Ja, das ist richtig, aber das ist es immer noch nicht. Da ist noch mehr, Merle. Kommt dir noch etwas anderes daran, dass ich eine menschliche Geliebte hatte, merkwürdig vor?«
Sie hält ihre Gabel in der Hand. Als der nächste Gedanke in ihrem Kopf Gestalt annimmt, ist sie so verblüfft, dass sie sie fallen lässt und die Gabel auf ihren Teller klappert. »Du hasst Menschen. Du glaubst an die Macht der Gerechten. Dabei geht alles darum, die Menschheit zu töten oder zu versklaven. Aber warum solltest du das tun wollen, wenn du einmal einen Menschen geliebt hast?«
Sein Blick wirkt wild, und in seinen schwarz glänzenden Augen spiegelt sich das Feuer. »Was bedeutet …?«
»Vermutlich hast du überhaupt nie an die Macht der Gerechten geglaubt. Sie … sie …« Ihre Stimme kippt von Aufregung in leises Erkennen um. »Sie haben sich das ausgedacht. Man hat dir etwas angehängt.
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