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Dunkle Verführung: Erotische Vampirstorys (German Edition)

Dunkle Verführung: Erotische Vampirstorys (German Edition)

Titel: Dunkle Verführung: Erotische Vampirstorys (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Lloyd , Mathilde Madden , Portia Da Costa
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sich hinein und fängt dann Merles Blick auf. »Man sollte Sie anketten.«
    »Was? Warum?«
    Der Mann gibt sich nicht mit einer Antwort ab, sondern tritt nur auf sie zu und nimmt mit einer einfachen, nüchternen Bewegung ein paar Handschellen ab, die über der Holzbank an einem Bügel befestigt sind. Die Ketten sind rostig. Sie klappern und klirren, als er eine Armmanschette in die Hand nimmt. Aus dieser Nähe ist der säuerliche Geruch, den er ausstrahlt, fast überwältigend und hat einen Beiklang wie von verwestem Fleisch.
    »Ich bin aus freien Stücken hier«, erklärt Merle und versucht, gleichzeitig zu sprechen und die Luft anzuhalten, um den Gestank nicht wahrzunehmen. Nicht so einfach. »Sie brauchen mich nicht anzuketten.«
    »Doch. Wir wollen es …« – er unterbricht sich und wirkt einen Moment lang nachdenklich –, »ganz authentisch halten.« Und dann schließt er ruckartig eine kalte Metallschelle um Merles rechtes Handgelenk.
    Merle starrt sie ungläubig an; spürt die Schwere des Metalls und gleichzeitig das Gewicht seiner Worte. »Authentisch! Sie meinen, weil Sie hier fünfundzwanzig Jahre lang angekettet waren?«
    » Er war angekettet. Sie sollten angekettet sein, damit Sie wissen, wie es für ihn war. Ich glaube, das ist der Sinn des Ganzen. Dass Sie erfahren, was man ihm angetan hat. Wie er Ihretwegen gelitten hat.« Er fängt an, ihr die zweite Schelle umzulegen.
    » Meinetwegen? Er hat meinetwegen gelitten? Dann sind Sie nicht Darius Cole? Und wieso meinetwegen?«
    Der Mann gibt keine Antwort. Offensichtlich liegt ihm nichts daran, Merles Fragen zu beantworten. Er lässt die zweite Manschette zuschnappen und macht einen Schritt zurück. Die Handschellen hängen an langen Ketten; so lang, dass die Fesseln nur ein wenig unbequem sind und sie nicht allzu sehr behindern. Der Mann lächelt. »Sehr schön. Steht Ihnen gut.«
    Merle schüttelt verärgert den Kopf. Jetzt will sie es einfach wissen. Ihr sind sogar die Fesseln und seine unheimlichen Bemerkungen gleich. » Sind Sie nun Darius Cole? Waren Sie hier unten fünfundzwanzig Jahre lang angekettet?«
    Der Mann lacht. »Vielleicht.«
    Merle runzelt die Stirn. An ihm vorbei sieht sie das Tablett auf dem Boden an. Mit einem Mal schreit ihr trockener Hals nach dem Glas Wasser. Sie schaut zu ihrem Wärter auf. »Bekomme ich jetzt etwas zu essen?«
    »Vielleicht. Wie wäre es, wenn Sie es sich verdienen?«
    »Mir verdienen. Wie soll ich das machen?«
    »Küssen Sie mich. Geben Sie mir einen schönen Kuss, und ich bringe Ihnen das Tablett.«
    »Sie küssen. Ich küsse Sie nicht, Cole, Sie mörderischer Verräter.«
    »Ach, dann bin ich also Cole?«
    »Sie haben gesagt, Cole würde alberne Spielchen mit mir treiben, also ja.«
    »Aber alle Vampire spielen gern mit Menschen. Vielleicht bin ich ja nur ein Freund von Cole. Vielleicht will ich nur sein neues Spielzeug ausprobieren, solange er beschäftigt ist. Vielleicht finde ich Sie ja genauso abstoßend wie Sie mich, Blutsack.«
    »Dann sind Sie nicht Cole?«
    »Küssen Sie mich, und ich sage es Ihnen.« Der Mann bückt sich und seine Lippen kommen näher.
    »Zurück von mir!« Merle holt aus und denkt eigentlich nichts, nur daran, wie angeekelt sie ist. Aber sie trifft den Mann mitten ins Gesicht. Nicht besonders fest, doch es reicht, um ihn zurücktaumeln zu lassen. Er weicht vor ihr zurück und nimmt seinen Todesgeruch mit.
    Als er sich erholt, wobei er noch weiter zurückgeht, ist seine Miene wutentbrannt.
    Merle zittert.
    »Also, das war jetzt nicht nett«, sagt er. Er dreht sich um und schickt sich zum Gehen an. Als er an dem Tablett auf den Boden vorbeikommt, tritt er zu. Das Wasser kippt aus, das Glas zerbricht, und der Toast fliegt auf den schmutzigen Boden. »Herrje«, meint er. »Wie schade.« Als er die Zellentür erreicht, dreht er sich noch einmal um. »Bis morgen, Miss Cobalt.«

Tag 3
    »Sind Sie jetzt hungrig genug, um mich zu küssen?«
    Er ist wieder da und trägt ein Tablett, das genauso gedeckt ist wie das von gestern.
    Merle starrt ihn an. Sie ist sich immer noch nicht sicher, ob er Cole ist. Was merkwürdig ist, denn wenn man jemanden als sein persönliches Schreckgespenst betrachtet, könnte er wenigstens so höflich sein, sich ordentlich vorzustellen.
    »Oder durstig? Mal sehen.« Wie zuvor stellt er das Tablett auf den Boden, kommt aber dieses Mal mit dem Glas Wasser in der Hand auf Merle zu.
    Merle sieht es sehnsüchtig an. Nachdem er gestern fort war, ist es ihr tatsächlich

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