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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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raus.«
    Galen sah den Engel von oben bis unten an. »Bluebell, du würdest mich nicht einmal zu fassen kriegen, wenn mir die Augen verbunden und die Hände auf dem Rücken gefesselt wären.«
    »Bluebell?« Illium kniff die Augen zusammen. »Das reicht.« Er warf Galen zwei Messer zu und nahm sich selbst ebenfalls zwei.
    Dann setzten sie sich in Bewegung. Galen hatte recht gehabt, Illium war schneller als er. Viel schneller. Außerdem konnte der blaugeflügelte Engel in der Luft Dinge tun, die eigentlich nicht möglich waren – aber die Schnittwunden auf Galens Rücken und die Quetschungen auf seiner Brust bewiesen, dass dem doch so war. Doch Galen konnte mehr, als nur wacker standzuhalten … Er wartete ab, bis Illium ein allzu selbstbewusstes Manöver zu viel flog, und spießte die Flügelspitze des Engels mit einem Messer in den Boden. Die Wunde würde bis zum Morgen wieder verheilt sein.
    Unter unerwartet einfallsreichen Flüchen für eine so hübsche Person funkelte Illium Galen wütend an. »Du hast mich reingelegt.«
    »Ich musste einschätzen, wie schnell du bist und welchen Nutzen du für Raphaels Streitkräfte hast.« Er befreite den anderen Engel und kam auf die Füße. »Es sollte ausreichen.«
    Illium schleuderte ihm ein Schnellfeuer griechischer Beschimpfungen entgegen. Galen antwortete in ebenso derbem Französisch und bestellte ihn zu weiteren Übungsstunden, um seine Technik zu verbessern, die verdammt nah an einwandfrei war – bis auf eine Sache: »Du bist zu übermütig. Dir muss ein wenig Vernunft eingebläut werden.«
    Illium fauchte, willigte jedoch ein, wiederzukommen … »Damit ich dir den Arsch aufreißen kann.«
    An der Klippe trennten sich die beiden Engel, und Galen flog in sein Quartier, um aufzuräumen und sich umzuziehen. Dann flog er wieder hinauf, als gerade in unzähligen Schattierungen von Gold und Orange und einem unendlich zarten Hauch von Rot die Strahlen der untergehenden Sonne über den Himmel loderten. Das erinnerte ihn an die Feder, die er so sorgsam versteckt hatte und die er selbst in dem Moment nicht hatte wegwerfen können, als er Jessamys liebreizendes Gesicht für das einer Lügnerin gehalten hatte.
    Noch immer brodelte in ihm die Wut über diesen Anblick, wie die Lippen des Heilers ihre Haut berührten und sie ihn mit absolutem Vertrauen ansah. Es stand Galen nicht zu, ein so tiefes Vertrauen von ihr zu erwarten, nachdem sie sich erst so kurz kannten – aber diese Logik war unwichtig, denn er tat es trotzdem.
    Nach seiner Landung auf den grauen und blauen Pflastersteinen, in denen verborgene Partikel im dunkelorangen Licht schimmerten, entließ er Jason mit einem knappen Nicken und wartete, bis der andere Engel abgeflogen war. Als sich dessen tiefschwarze Flügel in einer dramatischen Silhouette vor dem Farbverlauf am Himmel abzeichneten, betrat er Jessamys Haus und verriegelte die Tür hinter sich.
    »Jason, hast du … « Sie sah von der Harfe auf, hinter der sie saß. Ihr dichtes, seidiges Haar fiel ihr fließend über die Schulter, und sie trug jetzt ein graugrünes Gewand, das tiefer ausgeschnitten war als das von vorher. Als sie Galen sah, verblasste ihr einladendes Lächeln und ein zurückhaltender, ernster Ausdruck legte sich auf ihr Gesicht. »Galen.«
    Etwas in ihm zog sich zusammen, denn er wusste, dass er der Grund für diesen Gesichtsausdruck war. »Ich bin aufbrausend«, sagte er. »Schrecklich aufbrausend.«
    Mit herrlicher Anmut tanzten ihre Finger über die Saiten der Harfe und erfüllten die Luft mit den klaren, süßen Tönen dahinplätschernder Musik. »Ich habe dich bei den Übungskämpfen gesehen – du kämpfst, als hättest du überhaupt keine Gefühle, als hättest du dich vollkommen unter Kontrolle. Ist das der Grund?«
    Er blieb stehen und hielt die Hände hinter dem Rücken zusammen, weil ihn der Drang überwältigen wollte, sie in ihren Haaren zu vergraben. Er wollte ihren Kopf zur Seite beugen, um ihren Mund auf primitivste Art in Besitz zu nehmen, wollte die zierlichen Hügel erobern, die sich unter ihrer Kleidung andeuteten. »Als ich jung war, sagte mir mein Vater, dass es mich verschlingen würde, wenn ich nicht lerne, damit umzugehen.«
    »Dein Vater war ein weiser Mann.« Eine weitere melodische Tonfolge. »Setz dich. Oder willst du dich über mir auftürmen, bis ich mich ergebe?«
    Niemand, der seinen Zorn kannte, hatte es bisher gewagt, ihn aufzuziehen. Er war sich nicht sicher, was er davon halten sollte, aber da sie ihn nun

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