Dunkle Verlockung (German Edition)
ihrer Wünsche fliegen würde, ob zwischen ihnen nun schroffe Worte gefallen waren oder sanfte.
Er streckte die Hand aus. »Komm mit.«
Sie zögerte.
Mit dieser Frau, die für ihn ein so fesselndes Rätsel war, wollte er jede Minute auskosten und nichts unversucht lassen. Er trat auf sie zu. »Hast du mir meinen Zorn noch nicht vergeben?«
»Du hast dich entschuldigt.« Ein Lachen zuckte um ihre Lippen, die er so gerne liebkosen wollte, doch sie kam nicht in seine Arme.
»Aber? Ich bin nicht der sensibelste aller Männer«, diese Schwäche hatte er schon vor Langem erkannt, »also wirst du es mir erklären müssen.«
Verwundert sah sie ihn an. »Bist du immer so direkt?«
»Nein.« Er verstand sich auch aufs Taktieren – schließlich war er am Hof eines Erzengels aufgewachsen. »Aber ich mag keine Spielchen und würde es vorziehen, mit dir niemals welche spielen zu müssen.«
Sie streckte die Hand aus und legte sie auf sein Herz, eine Berührung, die ihn sofort erregte. »Du hast ein Talent, mich in meinen Grundfesten zu erschüttern.« Mit sinnlicher Konzentration ließ sie ihre Finger an seinem Oberkörper hinuntergleiten, ihre ausdrucksstarken Augen lagen hinter ihren Wimpern verborgen, und sie trat so dicht an ihn heran, dass ihre Körper sich berührten.
Sein steifes Glied drückte fordernd gegen die Wölbung ihres Bauchs.
»Galen!«
»Jessamy.« Als sie sich nicht aus der intimen Berührung löste, sondern sich noch näher an ihn schmiegte, schob er die Finger in ihr Haar und wollte sie ungeduldig dazu drängen, ihn mit ihren Lippen zu berühren. »Du verführst mich dazu, alles zu tun, was du willst.«
Jessamy lachte heiser auf. »Das ist äußerst vergnüglich.« Noch eine liebevolle Streicheleinheit. »Ich glaube, ich sollte öfter so schlimme Gedanken haben.«
Als ihm klar war, dass er sich geschlagen geben musste, entschied er sich für einen strategischen Rückzug, zumindest für diesen Abend. »Also gut, behalte deine Geheimnisse, meine Jessamy.« Ohne Vorwarnung veränderte er seine Haltung und hob sie auf seine Arme.
»Galen!«
Drei kraftvolle Flügelschläge später waren sie in der Luft, Jessamy hatte die Arme fest um seinen Hals geschlungen und ihren Körper eng an seine Brust gedrückt. »Du kannst mich nicht jedes Mal zum Fliegen überlisten«, sagte sie, doch sie lachte dabei.
»Ich werde dich immer fliegen. Ganz egal, was geschieht.«
Statt einer Antwort rieb sie ihr Gesicht an seinem Hals. Die Berührung war ihm angenehm, dass sie seiner Aussage auswich, allerdings nicht. Aber die Nacht war zu schön, um sie mit Diskussionen zu verderben, und so glitten sie in Richtung Osten über die glitzernde Landschaft der Zufluchtsstätte hinweg. Als er mit ihrem leichten Gewicht in den Armen auf den Luftströmungen dahinritt, empfand er etwas, für das er keinen Namen hatte. Es war einfach da, ein ruhiges, tiefes Wissen, dass sich gerade alles absolut und vollkommen richtig anfühlte.
Viel später setzte er auf einem Vorgebirge zur Landung an, von dem aus man die Zufluchtsstätte überblicken konnte. Die Lichter in den Häusern sahen im Dunkeln wie tausend Glühwürmchen aus, die meisten Einwohner waren noch wach. »Dies ist mein Lieblingsaussichtspunkt«, sagte er, als er sich hinter sie stellte und die Arme um ihre Schultern legte. Ihre Flügel lagen weich und warm zwischen ihren Körpern, seidig strichen die Federn über seine Haut.
Mit einem Arm hielt er sie weiterhin fest, während er mit der anderen Hand begann, die verdrehte Kontur des Flügels nachzufahren, der sich nie richtig ausgebildet hatte. Er spürte, wie sie sich versteifte. »Ich habe mal ein Bein verloren«, erzählte er ihr, ohne die Berührung zu unterbrechen. »Ich war noch jung – es dauerte Jahre, bis es nachgewachsen war. Dasselbe könnte mir in einer Schlacht wieder passieren. Würdest du mich dann zurückweisen?«
Ihre Steifheit löste sich nicht. »Das ist nicht dasselbe, Galen.« Roher Schmerz lag in ihren Worten. »Die Ewigkeit ist eine lange Zeit, wenn man gebrochen und missgestaltet ist.«
Er wusste, dass es eine Beleidigung gewesen wäre, das Leiden, das sie geprägt hatte, nicht anzuerkennen. »Viele hätten sich für den Schlaf entschieden.« Jahrzehnte, Jahrhunderte, sogar Jahrtausende konnten vergehen, während ein Engel sich in einem solchen Schlaf befand. »Aber du hast dich entschieden, z u leben.«
»Ich bin nicht tapfer«, flüsterte sie. »Ich wollte nur denen, die mich bemitleidet haben,
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