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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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so viel älter als ich.« Die letzten Worte waren ein verschwörerisches Flüstern.
    Galen warf Raphael einen Blick zu. »Wie hat er so lange überlebt?«
    »Keiner kriegt ihn zu fassen.«
    Während Illium Raphael lachend zu einer Wette überreden wollte, überkam Galen ein vollkommenes Zugehörigkeitsgefühl. Dies , dies war der Ort, an den er gehörte. Zusammen mit diesen Kriegern, die mehr miteinander verband als Furcht oder Unterwürfigkeit, aber vor allem mit dieser Frau, die ihn mit dem erotischen Versprechen ihres Kusses für alle Zeiten geprägt hatte.
    Er fragte sich, wann Jessamy merken würde, was er getan hatte.

9
    In strengem Tonfall sagte Jessamy: »Saraia!«
    »Entschuldigung, Fräulein Jessamy.« Saraia hob ihre herunterhängenden Flügel wieder an und sah lobheischend zu Jessamy.
    Sie lächelte. »Braves Mädchen.«
    Zufrieden fuhr Saraia fort, die ihr aufgetragene Textstelle vorzulesen.
    Jessamy wusste, dass ihre Schützlinge sie wegen ihrer beständigen Ermahnungen, die Flügel anzuheben, für gnadenlos hielten, aber es war eine Tatsache, dass ihre Knochen sich noch entwickelten. Je mehr sie sich bei dieser Übung anstrengten, umso stärker würden sie werden, bis sie das schwere Gewicht ihrer Flügel kaum noch spüren würden.
    Doch trotz dieser Korrektur war sie mit ihren Gedanken nicht ganz bei den Kindern. Ein Teil von ihr lag noch immer in Galens Armen, und auf ihren Lippen brannte noch die Erinnerung an seine. Als er angeboten hatte, sie zu fliegen, hatten sie furchtbare Schuldgefühle geplagt, weil sich kurz vorher dieser scheußliche Gedanke in ihren Kopf geschlichen hatte. Aber an ihrem Versuch einer wortlosen Entschuldigung hatte Galen ganz sicher nichts auszusetzen gehabt.
    Du verführst mich dazu, alles zu tun, was du willst.
    Auf ihrem Gesicht drohte sich ein albernes Grinsen breitzumachen, das eher zu einer Heranwachsenden gepasst hätte.
    »Jessamy?«
    Sie hob den Blick und sah, dass Saraia sie mit einem zögerlichen Lächeln ansah. Das Buch hatte sie bereits geschlossen.
    »Gut gemacht«, sagte Jessamy und zwang sich, in die Gegenwart und zu diesen kostbaren Seelen zurückzukehren, die lernen mussten, was sie ihnen beizubringen hatte. »Du liest sehr schön.«
    Als Saraia zu ihrem festen, aber bequemen Stuhl im Kreis der Kleinen zurückgekehrt war – Jessamys ältere Schüler hatten ihre Schulstunden bereits hinter sich –, fuhr sie fort: »Also, jetzt ist es an der Zeit für unsere Diskussion. Habt ihr euch ein Thema überlegt, über das ihr sprechen möchtet?«
    Wild winkend schoss eine Hand in die Höhe.
    »Ja, Azec?«
    Die tiefweinroten Augen des Jungen blitzten, als er sie ansah; die Unartigkeit darin war so offenkundig, dass Jessamy ein Lachen unterdrücken musste. Er erinnerte sie an Illium – dem sie mehr als einmal furchtbare Konsequenzen hatte androhen müssen, weil er sich einfach nicht auf seine Aufgaben konzentrieren wollte. Anschließend hatte er sie stets auf die Wange geküsst und sich mit solcher Ernsthaftigkeit entschuldigt, dieser kleine Unruhestifter.
    »Fräulein Jessamy«, sagte Azec, der vor Aufregung beinahe vibrierte, »mögen Sie den neuen Engel? Den großen?«
    »Galen«, half das Mädchen neben ihm mit einem lauten Flüstern aus. »Meine Mutter sagt, er heißt Galen.«
    Jessamy blinzelte. Sie war so verwirrt, dass sie nichts weiter herausbrachte als: »Warum?«
    Azec stand auf, die Flügel ausgebreitet und die Hand wild in die Luft gereckt. »Weil Sie ihn geküsst haben!«
    Überall im Raum kam Gekicher auf, während Azec sich mit einem breiten Grinsen wieder hinsetzte, äußerst zufrieden, all seine Klassenkameraden übertrumpft zu haben. Aber sein erhabener Rang war nicht von langer Dauer.
    »Ich habe es auch gesehen«, schrie ein Mädchen. »Oben, auf den Klippen.« Mit den Beinen strampelnd strahlte sie Jessamy an; ihre wilden, sonnenhellen Locken wurden von einem hübschen, fliederfarbenen Band zusammengehalten. »Dass Sie es waren, habe ich an Ihrem Flügel erkannt«, sagte sie mit der ungeschminkten Ehrlichkeit der Jugend.
    Ganz plötzlich fiel Jessamy wieder ein, wie Galen mit seinen Flügeln die Sicht verdeckt hatte, als es zwischen ihnen heißer geworden war – er hatte gewusst , dass ihre Silhouetten in bestimmten Bereichen der Zufluchtsstätte zu sehen gewesen waren. Ihm musste bewusst gewesen sein, dass ihr Kuss bis zum nächsten Morgen die Runde durch die gesamte Engelsstadt gemacht haben würde. Jetzt begriff sie, wie meisterhaft er

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