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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ab. »Obwohl in den Schenken von seiner Lieblingskonkubine die Rede war, bin ich davon ausgegangen, dass er sich in Wirklichkeit mit seinen Generälen verkrochen hat, damit nichts von seinem Schlachtplan nach außen dringt.«
    »Das ist auch eine Möglichkeit.« Galen rieb sich das Kinn. »Aber Alexander hat auch einen Sohn, Rohan. Er ist sein Waffenmeister.«
    Raphaels Blick begegnete Galens. »Ja. Und Rohan ist durchaus in der Lage, einen Feldzug in die Wege zu leiten.«
    Jessamys Blut wurde eiskalt, als ihr die Konsequenzen von Galens Andeutung bewusst wurden. Wenn Alexander tot war … aber nein, wie sollte das möglich sein? Nur ein anderer Erzengel hätte ihn töten können, und so ein Tod war eine weitreichende Katastrophe, worunter die ganze Welt erbebte – Erzengel starben nicht einfach so. Sie nahmen Personen und ganze Städte mit sich. Kein Gift könnte das bewirken, kein heimlicher …
    Oh nein.

11
    »Nur ein Erzengel kann einen anderen Erzengel töten«, flüsterte sie. »Aber wenn ihn jemand hintergangen hat, dem er vertraute, könnte er vergraben worden sein.« Etwas so Entsetzliches war bisher nur einmal geschehen, lange vor Lijuans Geburt.
    Hinterrücks und im Schlaf war der Erzengel von jenen überfallen worden, die er für seine Freunde gehalten hatte. Sie hatten ihn zerstückelt und seine Einzelteile an den entlegensten Orten der Welt tief in der Erde vergraben. Doch Erzengel konnten sogar aus Asche wiederauferstehen. In diesem Fall war der Teil, aus dem sich der ganze Mann regeneriert hatte, in einem Gebirgszug begraben gewesen; die Region gehörte inzwischen zu Urams Herrschaftsgebiet.
    Den Gebirgszug gab es nicht mehr und ebenso wenig irgendjemanden, der auch nur über einen einzigen Tropfen Blut mit denen verwandt gewesen war, die den Erzengel vergraben hatten. Das Blutbad war so verheerend gewesen, dass niemand, der bei Trost war, so etwas noch einmal wagen würde. Sie schluckte, ehe sie fortfuhr. »Ich glaube nicht, dass Rohan seinem Vater gegenüber illoyal geworden ist« – die beiden führten eine enge Vater-Sohn-Beziehung – »aber wenn Alexander verschollen ist, wird Rohan sicher an seiner Stelle den Feldzug anführen, weil er überzeugt ist, dass sein Vater bald wieder aufersteht.«
    »Jessamy hat recht«, murmelte Raphael. »Aber wenn Alexander wirklich schon so lange verschollen ist, dann ist er wahrscheinlich tot.« Sonst regenerierte sich ein Erzengel mit einer solchen Geschwindigkeit, die einem gewöhnlichen Engel unbegreiflich war, und nichts konnte ihn dabei aufhalten, weder Erde noch Gestein noch Wasser. »Wenn er aus irgendeinem Grund in einen Anshara gefallen ist«, Raphael sprach vom tiefsten Heilungsschlaf der Engel, »und ihn jemand an einen verfeindeten Erzengel verraten hat, hätte selbst Alexander sich nicht gegen einen Stoß himmlischen Feuers direkt ins Herz zur Wehr setzen können.«
    Die Fähigkeit, himmlisches Feuer zu erzeugen, war eine seltene Gabe, wie Jessamy wusste. Caliane hatte sie besessen, ihr Sohn jedoch nicht … noch nicht zumindest. Seine Macht entwickelte sich zu schnell, als dass man irgendetwas hätte voraussehen können. »Meines Wissens können vier Mitglieder des Kaders das himmlische Feuer herbeirufen.«
    »Hätte derjenige nach seinem Sieg nicht Alexanders Territorium für sich beansprucht?«, fragte Galen.
    »Vielleicht ging es nicht um Territorien.« Raphael atmete tief aus. »Es gibt im Kader leider einige, die ein solches Spiel, das Töten und den anschließenden Zerfall erheiternd und unterhaltsam finden würden.«
    Ein schreckliches Gefühl entfaltete sich in Jessamys Magengrube. Sie mochte Alexander, auch wenn er ein Uralter war und seinen Dünkel besaß. Er war intelligent und konnte – auf die geistesabwesende Art eines derart mächtigen Wesens – freundlich sein. Er hatte sein Volk gut geführt. Die Vorstellung, er könnte mit solch hinterhältiger Bosheit getötet worden sein, bereitete ihr Übelkeit. Aber das war noch nicht das Schlimmste: Wenn ein Erzengel tot oder verschollen war und niemand den gesamten Kader darüber informiert hatte, befand sich sein Territorium zurzeit unter der Herrschaft eines Engels, der nicht das Recht hatte, darüber zu herrschen.
    Das war nicht nur eine politische Frage – es war eine furchtbare Tatsache. Die Herrschaft der Erzengel lag in ihrer grausamen Macht begründet, ihre Sklaven, die Vampire, unter Kontrolle zu halten. Ohne einen Erzengel am Steuer waren die Aussichten katastrophal, wenn

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