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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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»Mitsamt seiner schlechten Laune, seiner Arroganz und allem Drum und Dran.« Das Lachen kam aus der Tiefe ihres Wesens, von dem Mädchen, das sie einst gewesen war.
    Dieses Lachen kehrte zurück, als sie mit den Kindern sprach. Die »kleinen Geschöpfe« hatten tatsächlich Verständnis. Und nicht nur das, sie ermahnten Jessamy, ihnen mit jedem Boten einen Brief zu schicken und sich vor Fremden zu hüten. Hundert süße, innige Umarmungen später ging sie den Weg zum Haus ihrer Eltern entlang … und obwohl sie so sehr versuchte, es aufrechtzuerhalten, schwand das Lachen.
    »Ist dieser Galen stark?«, fragte Rhoswen. Tiefe Sorge stand in ihren Augen, die sie ihrer Tochter vererbt hatte.
    »Ja. Ich habe absolutes Vertrauen in ihn.«
    »Verzeih mir, Jessamy.« Rhoswen strich über die Wange ihrer Tochter. »Eine Mutter hört nie auf, sich um ihr Kind zu sorgen. Ich wünschte, wir hätten dir mehr geben können … «
    »Ihr habt mir alles gegeben, was in eurer Macht stand. Ich danke euch. «
    »Mein schönes Mädchen.« Rhoswen zögerte, als hätte sie noch etwas anderes sagen wollen, doch wie immer schwieg sie.
    Das Herz voll von Liebe und Schmerz, ließ Jessamy sich von ihrer Mutter umarmen. Danach küsste ihr Vater sie auf die Schläfe und drückte sie so fest, dass es fast wehtat.
    »Ich liebe euch«, flüsterte sie ihnen zu, dann wandte sie sich mit einem Kloß im Hals um und ging davon. Sie drehte sich nicht noch einmal um, denn sonst hätte sie vielleicht die Tränen gesehen, die hell wie Diamanten über Rhoswens Gesicht liefen.
    Als Galen sich am nächsten Morgen mit Jessamy auf den Armen in die Luft erhob, war die Sonne kaum mehr als eine Luftspiegelung am Horizont. Ihre langen, schlanken Beine, die in dicken, tiefschwarzen Wollsocken steckten, lagen über seinem Arm; ihre Tunika in der Farbe von Herbstlaub endete kurz über den Knien. Es war seltsam, Jessamy in etwas anderem als ihren langen, eleganten Gewändern zu sehen, die beim Gehen ihren Körper umspielten; er wusste auch, dass sie sich in diesen Kleidern nicht so recht wohlfühlte, aber für den langen Flug war es praktisch.
    Raphael und er nahmen nichts als ihre Waffen mit, die sie sich umgeschnallt hatten. Wie jeder Erzengel verfügte Raphael auf der ganzen Welt über Reiseraststätten, die mit allem Nötigen ausgestattet waren, von Nahrung über Kleidung bis hin zu Ersatzwaffen. Es war ein unausgesprochenes Gesetz, dass diese Orte niemals angegriffen oder für Hinterhalte missbraucht wurden, denn in diesen Stätten waren alle Engel willkommen. Dennoch hatte Raphael für seine Sicherheit gesorgt, indem er an den entfernten Außenposten Wachen aufgestellt hatte. Sie dienten dort jeweils ein Vierteljahr lang, ehe sie abgelöst wurden und in die Zufluchtsstätte zurückkehrten; auf diese Weise wurde dafür gesorgt, dass kein Team zu lange isoliert war.
    Jessamy verlagerte leicht ihr Gewicht, wobei ihre Flügelmuskeln über seinen Arm strichen. Er hatte sie an diesem Morgen nicht geküsst und daraufhin die Enttäuschung gesehen, die sich in ihre Stirn gegraben hatte. Sie konnte nicht ahnen, was ihm diese Zurückhaltung abverlangt hatte, aber wenn er von Jessamy eines niemals annehmen würde, dann war es Dankbarkeit. Denn das wäre ein langsamer Tod für ihr Verhältnis zueinander.
    »Stur.« Jessamys Atem strich luftig über seinen Hals. »Mit furchtbarem Temperament ausgestattet, und noch dazu arrogant mit einem Hang zum Schmollen. Deine Schwächen häufen sich.«
    Er drückte sie an sich und neigte die Flügel abwärts, woraufhin sie aufschrie und die Arme fester um seinen Hals schlang. »Hör auf damit.« Ein lachender Tadel, bei dem ihm ihr weicher Mund auf seiner Haut süße Qualen bereitete.
    Vor ihnen stieß Raphael in die Tiefe und tauchte in ein frisches, grünes Tal ein, um die Umgebung auszukundschaften. Die Flügel des Erzengels glitzerten in der aufgehenden Sonne, und sein Flug war so mühelos und elegant, dass er keine einzige Luftverwirbelung zu verursachen schien. Dann war er verschwunden, und Galen und Jessamy waren sich selbst und dem Himmel überlassen. Wolken hingen wie weiße Wattebäuschchen in der Luft und Galen flog absichtlich mitten hinein.
    Jessamy strich mit den Fingern durch die substanzlosen Fasern. »Oh Galen. Ich berühre die Wolken.« Ihr Staunen war all das wert, sogar den Schmerz, der ihm vielleicht bevorstand … wenn Jessamy die Flügel ihres Herzens entdecken und ihm davonfliegen würde.
    Er hätte vorausdenken

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