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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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wartete, bis sie das Innere des Turms betreten hatten, bevor er fortfuhr. »Und es erging die Aufforderung, der Erzengel möge sich zeigen.«
    »Sein Sohn verfügt über kampfbereite Soldaten.« Anhand der Informationen, die Raphael ihm bei ihrem ersten Zusammentreffen in der Zufluchtsstätte gegeben hatte, konnte Galen sich eine ziemlich genaue Vorstellung von deren Zahl und Stärke machen. »Vermutlich wird er eher angreifen, als sich zu fügen.«
    »Neha und Uram sind in der Nähe, sie sind mit ihren Armeen angerückt.«
    Galen wusste, dass dies ein bedeutungsvoller Schritt war. Erzengel mischten sich nicht in die Angelegenheiten anderer Kadermitglieder ein. Wenn Alexander allerdings tot war oder schlief, durften sie nicht zulassen, dass sein Territorium unter Blutrausch und Gewalt zusammenbrach. Trotz aller Schwächen konnte der Kader, wenn es nötig war, als eine wirksame Einheit zusammenarbeiten. »Wann können wir mit einer Antwort rechnen?«
    Dmitri sah Jessamy an.
    »Wenn Alexander lebendig und wach ist«, sagte sie, und zwischen ihren Brauen bildeten sich Falten, »wird er nicht zögern, die anderen mit brutaler Gewalt aus seinem Territorium zu vertreiben. Je mehr Zeit vergeht, desto sicherer wird es, dass er nicht mehr an der Macht ist.«
    Dmitri deutete auf eine Tür; in seinen Bewegungen lag eine beeindruckende Eleganz, die Jessamy zwar wahrnahm, wie sie auch dieses sinnliche, männliche Wesen an sich wahrnahm, doch sie fühlte sich von ihm nicht angezogen. Ihr Körper war auf einen anderen eingestimmt, auf den warmen, erdigen Duft, den Galen auf ihrer Haut hinterlassen hatte, auf das tiefe Timbre seiner Stimme, die sie hören wollte, wenn sie beide im Bett die Flügel spreizten. Irgendwie vergaß sie bei Galen, dass sie verkrüppelt war, vergaß die Hässlichkeit ihres Flügels und war einfach nur da.
    »Jessamy, du hast jetzt Zeit, dich umzuziehen und etwas auszuruhen. In deinem Zimmer müsstest du alles finden, was du brauchst.« Dmitris Stimme drang in ihre Gedanken. »Ich würde mich freuen, wenn du später zu uns stößt – aber wir werden über den Krieg sprechen.« Eine unausgesprochene Frage.
    Jessamy war Historikerin, sie stand an der Seitenlinie und beobachtete, griff jedoch nicht ein. Aber in jedem Leben gab es einen Zeitpunkt, an dem man Stellung beziehen und sich für eine Seite entscheiden musste. »Ich werde da sein«, sagte sie und blickte in heliodorgrüne Augen.
    Wenn sie zusammen sein wollten, musste ihre Loyalität Galen gehören.
    Der Tag verging unter wilden Planungen und zahlreichen zielgerichteten Maßnahmen, und erst nach Sonnenuntergang traf Jessamy Galen auf dem Dach. Er hielt die Flügel mit der Disziplin eines Kriegers erhoben und blickte den Engeln hinterher, die in perfekter Formation vom Turm abflogen. Sie waren die erste Verteidigungswelle, Wachen und Botschafter, die erfahren genug waren, um die Grenzen zu kontrollieren. Dmitri hatte für diese Aufgabe bereits eine provisorische Mannschaft eingeteilt, den Großteil jedoch noch zurückgehalten, damit Galen persönlich die Kampfbereitschaft von Raphaels Männern und Frauen beurteilen konnte.
    Unter dem Nachtschatten der Flügel, die in schnellem, gleichmäßigem Rhythmus schlugen, marschierte eine Armee von Vampiren. Der Bodentrupp bewegte sich in flottem Tempo zu den Verteidigungspositionen, die Dmitris und Galens Berechnungen zufolge den optimalen Schutz bieten würden, ohne die Sicherheit des Turms zu gefährden.
    Trotz der Hunderte von Flügelpaaren, die durch die Luft sausten, und der Masse von Vampiren am Boden war die Nacht unheimlich still. Es war eine flüsternde Dunkelheit, dachte Jessamy, wie ein Omen, das über ihren Köpfen hing. Entweder würde Alexander schon sehr bald Vergeltung dafür üben, dass der Kader in seine Ländereien einmarschiert war, oder er tat es nicht … und dann würden sie Bescheid wissen.
    Jessamy hoffte, dass Alexander schlief, denn die Welt war noch nicht bereit, die tiefe Weisheit eines Uralten für immer zu verlieren.
    Du bist die Einzige, die mich als weise bezeichnet. Alexander sah sie aus silbernen Augen an, sein Blick so unmenschlich, dass es sogar für einen Angehörigen ihrer langlebigen Art auffällig war. Alle anderen halten mich für ein Geschöpf der Gewalt und des Krieges.
    Du bist beides, Alexander, und das warst du schon immer. Sie hatte die Geschichten gelesen und wusste, was so viele andere vergessen hatten. In vergangenen Zeiten hatte Alexander Friedensverhandlungen

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