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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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auch Schmerz. »Liebe kann einen Mann zerstören, bis nichts mehr von ihm übrig ist. Sei vorsichtig.«
    Während Dmitris Worte noch in Galens Gedanken nachhallten und ihm eine Zukunft voraussagten, die er sich lieber nicht vorstellen wollte, spreizte er die Flügel, um die Aufmerksamkeit der anderen einzufordern. Dann führte er das Geschwader zu einem Luftkampftraining an den Himmel, während Dmitri mit den Vampiren arbeitete. Später würden sie beide Gruppen zusammenführen und dafür sorgen, dass sie im Kampf als eine nahtlose Einheit funktionierten.
    Raphaels Leute waren so gut, dass es im Falle eines Krieges nicht zu einem blutigen Gemetzel gekommen wäre – aber ganz ohne Verluste wären die Truppen auch nicht zurückgekehrt. Jetzt, da sie Zeit hatten, wollte Galen ein stabiles Fundament legen, um zu verhindern, dass Raphaels Streitkräfte in der nächsten Schlacht dezimiert wurden und er einem zweiten Angriff ungeschützt gegenüberstand.
    »Die Arbeit wird bis in den Winter dauern«, sagte er am Ende des Tages zu Jessamy, als der Sonnenuntergang den Himmel orange färbte. »Dann wird es zum Fliegen zu gefährlich sein.« Engel spürten die Kälte nicht auf die gleiche Weise wie Sterbliche, aber beim Flug durch den unerbittlichen, schweren Schnee, der in manchen Teilen der Welt fiel, konnten die Flügel eines Engels einknicken und ihn abstürzen lassen. Je nach Alter des Engels und Art der Verletzungen konnte ein solcher Sturz tödlich sein – die Unsterblichkeit war keine gleichmäßig verteilte Gabe, und bis sie in Stein gemeißelt war, verging viel Zeit.
    Davon abgesehen, würde es ein unbequemer, von Schnee und Graupel unterbrochener Flug werden. »Wenn du zur Zufluchtsstätte aufbrechen möchtest, kann ich dich hinfliegen und vor dem Schnee wieder zurückkehren.« Er wusste, dass es viel von ihr verlangt wäre, einen ganzen Jahreskreis lang in Raphaels Territorium zu bleiben. Trotzdem wollte er sie bei sich haben, selbst wenn sie nicht mehr zu ihm gehörte. Der Gedanke ballte sich wie eine riesige Granitfaust in seiner Brust – ein schweres, brutales Etwas.
    »Ich kann nicht behaupten, dass es hier draußen in der Welt nicht ein bisschen überwältigend wäre«, erwiderte Jessamy langsam. »Aber wie ich feststelle, habe ich mehr Kraft, als mir bewusst war. Ich würde gern bleiben.«
    »Bist du sicher?« Er wollte nicht, dass sie unglücklich war. Nicht Jessamy.
    »Ja.« Sie legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die strahlenden Farben des Himmels, so farbenfroh gestreift wie das Fell eines Tigers. »Sogar der Himmel hier ist ungestüm.« Sie lächelte unmerklich, und Galen war davon tief in seinem wilden, urwüchsigen Herzen berührt.
    Aber er folgte ihr nicht, als sie davonging, und er riss auch dem Vampir, mit dem sie sich traf, nicht alle Gliedmaßen einzeln aus. Stattdessen flog er so weit in die Ferne, bis der Himmel um ihn herum endlos blau war und er beinahe vergessen konnte, dass er Jessamy bei einem anderen Mann gelassen hatte.
    Während der Frühling vorüberzog und in den Sommer überging, spürte Jessamy, wie sie immer stärker wurde. Wie eine Blume, die sich der Sonne öffnet. Sie stand auf dem Dach und beobachtete die Manöverübungen in der Luft unter sich. Ihre Blicke folgten der kräftigen Gestalt und den gestreiften grauen Flügeln des Mannes, der nie aus ihren Gedanken verschwand, ob sie nun wach lag oder in der erhitzten Dunkelheit ihrer Träume tanzte.
    Galen flog im Mittelpunkt der Einheit und gab wahrscheinlich Anweisungen in seiner leisen Stimme, die wirkungsvoller war als jedes Rufen. Auf ein Wort von Galen hin hellte sich das Gesicht eines Engels sichtlich auf, und Jessamy wusste, dass er ein seltenes Lob ausgesprochen hatte. Galen machte keine falschen Komplimente.
    Und doch hatte er ihr gesagt, sie sei wunderschön.
    Zwei Tage zuvor hatte sie sich in seine Umarmung geschmiegt, als er sie zu einem ausschweifenden Erkundungsflug durch Raphaels Herrschaftsgebiet mitgenommen hatte, durch dieses ungezähmte Land aus Bergen und Wäldern, Wasser und Himmel. Sie hatte ein Wolfsrudel beobachtet, das um eine Herde grasender Hirsche herumschlich, hatte staunend gelacht, als ein Adlerpärchen sie und Galen ein ganzes Stück begleitet hatte. Und dann waren sie unerschrocken und fröhlich über eine riesige Gänseblümchenwiese gelaufen.
    Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft in der aufkeimenden Stadt hatte sie ihn gebeten, sie zu fliegen, und es hatte sich wie eine Heimkehr

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