Dunkle Verlockung (German Edition)
war.
Wenn das alles ist, was du empfindest, wird es mich zerreißen, aber es wird mich nicht davon abhalten, dir der beste Freund zu sein, den du je haben wirst … Du bist frei.
Bei dem Gedanken, nie wieder Galens Kuss zu spüren, zog sich ihr das Herz zusammen. Doch obwohl es ihr innerliche Schmerzen bereitete, seinen Entscheid zu akzeptieren, hatte er in diesem Punkt recht. Wenn sie ihrem tief sitzenden, unstillbaren Verlangen nach Galen nachgab und jetzt zu ihm ging, würde das Gespenst der Dankbarkeit für immer zwischen ihnen stehen. Es würde schmerzen und zersetzen, und es würde zerstören. Nein, dachte sie und grub die Fingernägel in ihre Haut, das würde sie ihnen nicht antun, weder Galen noch sich selbst.
Genau in diesem Moment berührten die ersten Sonnenstrahlen den Horizont und erweckten mit ihren goldenen Fingern die Welt zum Leben.
Zwei Tage später erhielten sie Nachricht.
»Alexander schläft«, sagte Dmitri, als er sich auf einem der hoch gelegenen Balkone des Turms zu Jessamy und Galen gesellte. »Der Ort ist nur ihm selbst bekannt.«
»Was ist mit dem Vampir, der Jessamy angegriffen hat?«, fragte Galen mit grimmiger Miene.
»Ein Gefolgsmann von Emira, der Vampirin, die laut deiner Beschreibung, Jessamy, an dem bewussten Tag bei Alexander war. Emira gehörte zu seiner Elitegarde.«
»Das überrascht mich«, sagte sie und strich sich geistesabwesend eine Haarsträhne hinters Ohr. »Alexanders Leute sind ihm treu ergeben.«
»Das traf auch auf Emira zu, aber ihre Treue galt nur Alexander, und als sie ihn am Ort seines Schlafes in Sicherheit wusste, betrachtete sie ihre Verpflichtung als erfüllt.« Dmitri sah Jessamy in die Augen, undurchdringliche Dunkelheit lag in seinem Blick. »Trotzdem glaube ich, sie hätte nichts unternommen, wenn sie sicher gewesen wäre, dass Rohan sein Versprechen Alexander gegenüber einhalten würde. Als sie erkannte, dass er den Kader nicht über die Entscheidung seines Vaters informieren würde, bestärkte sie das in ihrem Entschluss, Rohan nicht zu dienen.«
Galens Haare leuchteten im Sonnenlicht, das auf sie herabschien. »Es ist also sicher? Rohan hat versucht, das Territorium an sich zu reißen?«
Dmitri nickte. »Dabei hat er nichts davon bemerkt, dass die Vampire unter seinem Kommando einen Aufstand planten. Emiras einzige Befürchtung war, dass jemand wegen Alexanders dauerhafter Abwesenheit Verdacht schöpfen könnte.«
»Eine grundlose Sorge.« Jessamy schüttelte den Kopf. »Wer weiß, ob ich mich ohne das versuchte Attentat jemals an mein Gespräch mit ihm erinnert hätte.«
»Wie es auch dazu gekommen ist«, sagte Dmitri, »das Endergebnis ist dasselbe. Ohne Alexander ist das Gebiet nicht mehr stabil. Der Kader ist gerade dabei, eine Interimsregierung aufzustellen, bis ein anderer Engel seine volle Macht erreicht.«
»Michaela«, sagte Jessamy leise. »Sie steht an der Schwelle.« Niemand hätte sagen können, wo genau die Grenzlinie verlief, aber sie alle wussten, wann ein Engel sich ihr näherte. In einem solchen Moment der Veränderung wurde ein Erzengel geboren, und dieser unterschied sich ebenso grundlegend von einem normalen Engel wie ein Sterblicher von einem Vampir.
Keiner der Männer sagte etwas, sie hatten ihre Aufmerksamkeit auf den wolkenlosen Himmel gerichtet, an dem die Engel ihre Manöver flogen. Sie trainierten für einen Krieg, der nicht stattfinden würde – zumindest nicht diesmal. Jessamys Blick jedoch ruhte auf dem muskulösen Körper des Barbaren, der sie geküsst und um sie geworben hatte, der ihr versprochen hatte, sie an jeden Ort ihrer Wünsche zu fliegen … und fragte sich, wer er für sie war.
Am nächsten Tag sah Galen Jessamy mit einem Vampir namens Trace lachen. Er musste sich abwenden, um dem primitiven Drang zu widerstehen, diesen dürren Vampir in den Boden zu rammen.
Ein oder zwei gut gezielte Schläge in diesen hübschen Kiefer und die knochigen Rippen, und der Mann würde wie Töpferwerk zersplittern.
»Es überrascht mich, dass Trace noch atmet«, sagte Dmitri, als sich die beiden Männer auf dem Pfad aus plattgetretenem Gras vom Turm entfernten. »Du siehst mir nicht wie der Typ Mann aus, der gern teilt.«
Galen antwortete erst, als die beiden das Engelsgeschwader, das sie erwartete, beinahe erreicht hatten. »Er bringt Jessamy zum Lächeln.« Es war die einzige Antwort, die er geben konnte, die einzige, die zählte.
Dmitris Antwort war leise, und aus seinen Worten sprachen sowohl Alter als
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