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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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ihm plötzlich ein schmerzhafter Gedanke in den Sinn kam. Einige Engel, vor allem die alten und abgestumpften, fanden Gefallen daran, sich Liebhaber zu nehmen, die sie ganz in ihrer Gewalt hatten. Sie behandelten diese Liebhaber wie … Frischfleisch, das benutzt und anschließend entsorgt wurde. So etwas wollte Noel niemals sein, und wenn Nimra das von ihm erwartete …
    Er war ein Vampir, ein beinahe Unsterblicher, der über zweihundert Jahre Zeit gehabt hatte, um seine Macht zu entfalten. Vielleicht würde sie ihn töten, aber vorher würde er ihr Blut vergießen. »Was wünschst du von mir?«
    Nimra nahm die Drohung hinter diesen äußerlich höflichen Worten wahr und fragte sich, wen Raphael ihr da eigentlich geschickt hatte. Sie hatte einen Gelehrten, den sie aus der Zufluchtsstätte kannte, einige diskrete Nachforschungen anstellen lassen und so von dem entsetzlichen Angriff erfahren, den Noel überlebt hatte. Doch der Mann selbst blieb ihr ein Mysterium. Auf ihre Bitte hin, ihr mehr als nur die bloßen Fakten über den Vampir mitzuteilen, den Raphael an ihren Hof entsandte, hatte dieser nur gesagt: »Er ist loyal und hochbegabt. Er ist genau das, was du brauchst.«
    Wovon der Erzengel nichts erwähnt hatte, waren Noels durchdringend eisblaue Augen, in denen sich so viele Schatten verbargen, dass sie sie beinahe berühren konnte, und sein Gesicht, das aus dem härtesten Stein gemeißelt zu sein schien. Er war kein schöner Mann – dafür waren seine Züge zu herb – und doch würde es ihm niemals an weiblicher Aufmerksamkeit fehlen, denn er war sehr, sehr männlich . Mit seinem kantigen Gesicht, dem tiefen Braun seiner Haare und seinem starken, muskulösen Körper zog er die Blicke auf sich … ganz wie ein Berglöwe.
    Obwohl er sich mit seiner blauen Jeans und dem weißen T-Shirt so völlig von den anderen Männern an ihrem Hof unterschied, die einen formelleren Kleidungsstil bevorzugten, stellte er sie mit der stillen Intensität seiner Ausstrahlung doch allesamt in den Schatten.
    Nun drohte dieser Mann, dessen maskuline Energie im krassen Gegensatz zu der femininen Möblierung stand, in ihren eigenen Gemächern die Oberhand zu gewinnen.
    Es verärgerte sie, dass dieser Vampir von gerade einmal zweihundert Jahren solche Gefühle in ihr wecken konnte, schließlich war sie ein Engel und genoss neben dem Respekt anderer Engel, die mehr als doppelt so alt waren wie sie, auch das Vertrauen eines Erzengels. Deshalb ließ sie in ihrer Stimme ihre Macht anklingen, als sie fragte: »Würdest du mir jeden Wunsch erfüllen?«
    Gepresst stieß er hervor: »Ich werde niemandes Sklave sein.«
    Nimra blinzelte irritiert, als plötzlich die düstere Erkenntnis einsetzte, was er damit andeutete. Es schmeichelte ihrer Eitelkeit nicht gerade, dass er annahm, sie müsste ihre Liebhaber zwingen, ihr gefügig zu sein. Auf der anderen Seite wusste sie genug über ihre Artgenossinnen, um einzusehen, dass dieser Gedanke nicht ganz unberechtigt war. Dass es ihm jedoch direkt als Erstes in den Sinn gekommen war … Nein, dachte sie, wenn Noel auf diese Weise missbraucht worden wäre, hätte Raphael sie mit Sicherheit gewarnt. Andererseits war der Erzengel, in dessen Körper die Macht lag, Städte dem Erdboden gleichzumachen und Imperien niederzubrennen, sein eigenes Gesetz. Sie konnte nichts als sicher voraussetzen.
    »In der Sklaverei«, sagte sie und wandte sich der nächsten Tür zu, »liegt für mich keine Herausforderung. Den Reiz daran habe ich nie verstanden.«
    Während er ihr folgte, kam es ihr vor, als würde sie eine riesige Bestie an der Leine führen – und als wäre diese Bestie ganz und gar nicht glücklich über ihre Lage. Er faszinierte sie, wenn es ihr auch ein Dorn im Auge war, dass dieser Vampir, den ihr Raphael auf ihre Anforderung hin geschickt hatte, so viel Macht in sich trug. Natürlich war genau das die Krux an der Sache: Noel war Raphaels Mann, und Raphael duldete keine Schwächlinge.
    Als sie schließlich in ihrem eigenen Gemach angelangt waren, bedeutete sie ihm mit einem Nicken, die Tür hinter sich zu schließen. Noch vor einem Monat hätte sie nicht einmal einen Gedanken daran verschwendet, solche Maßnahmen zu ergreifen – so großes Vertrauen hatte sie in die Angehörigen ihres Hofes gehabt. Doch jetzt … Mit diesem Schmerz musste sie nun seit vierzehn Tagen leben, und es wurde nicht leichter, ihn zu ertragen.
    Sie ging an dem glatten, gepflegten Holztisch unter dem großen Fenster vorbei, an dem

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