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Dunkle Verlockung (German Edition)

Dunkle Verlockung (German Edition)

Titel: Dunkle Verlockung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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den Boden schleiften, als es auf sie zueilte. »Vorsichtig, Saraia.« Sie ging in die Knie und fing die kleine, stämmige Gestalt auf, deren Körperbau von dunklen, schokoladenbraunen Flügeln dominiert wurde. Bronzefarbene Fasern durchzogen die Federn und ließen sie im gleißenden Licht der Gebirgssonne glitzern.
    In dem Bronzeton spiegelte sich die Farbe von Saraias Haut wieder und auch die ihrer Haare, die ihr zerzaust ins Gesicht fielen. Das glänzende Band, mit dem ihre Mutter sie an diesem Morgen gewiss sorgfältig zusammengebunden hatte, hing ihr lose über die Schulter.
    Unbeeindruckt schlang das kleine Mädchen in liebevollem Überschwang die Arme um Jessamys Hals. »Sie müssen mitkommen!« Gerötete Wangen, funkelnde Augen, der Geruch von klebrigen Süßigkeiten und schillernder Aufregung. »Das müssen Sie sehen!«
    Seit über zweitausend Jahren war Jessamy nun Lehrerin für junge Engel, und noch immer hatte das Lächeln eines Kindes die Kraft, ihre Sinne in freudiges, strahlendes Licht zu tauchen. Eine schwere Melancholie hatte sich auf ihr Gemüt gelegt, während sie die Engel bei ihren Sturz- und Segelflügen über der zerklüfteten, widerhallenden Schlucht beobachtet hatte. Doch dieses Gefühl schüttelte sie nun ab und drückte Saraia einen Kuss auf ihre weiche, pralle Wange, ehe sie sich aufrichtete und das Kind auf den Arm nahm.
    Seidig und warm hingen Saraias Flügel über ihrem Arm, aber Jessamy konnte das Gewicht des Mädchens mit Leichtigkeit tragen. Nur ihr linker Flügel war verdreht und nutzlos, eine fremdartige Hässlichkeit an diesem Ort der Macht und gefährlichen Schönheit. Ansonsten war sie so stark wie alle anderen Engel auch. »Was muss ich mir ansehen, mein Spatz?«
    Saraia dirigierte sie zu Raphaels Teil der Zufluchtsstätte und zu dem Bereich, in dem sich die Waffenhalle und der Kampfübungsplatz befanden. Jessamy legte die Stirn in Falten. »Saraia, du weißt, dass du nicht hier sein darfst.« Für einen Babyengel, der seine Flügel und seine Balance noch nicht unter Kontrolle hatte, konnten die Gefahren hier tödlich sein.
    »Illium hat gesagt, wir dürften dieses eine Mal bleiben.« Die Erklärung sprudelte nur so aus ihr heraus. »Ich habe gefragt, versprochen.«
    Da Jessamy wusste, dass Illium niemals ein Kind in Gefahr bringen würde, ging sie weiter.
    Sie bog um die Ecke und steuerte auf die fensterlose hölzerne Halle und den davorliegenden Übungsplatz aus festgestampfter Erde zu. Dort erblickte sie jedoch nicht die markanten Flügel des jungen Engels, die ein überraschend unversehrtes Blau aufwiesen, sondern die dunkelgrauen Flügel eines Fremden. Dieser besaß einen viel muskulöseren Körper und so leuchtend rotes Haar, dass es wie Feuer aussah. In der Hand hielt er ein massives Breitschwert. Mit dem lauten Klirren von Stahl traf sein Schwert auf jenes, das Raphaels Stellvertreter Dmitri in den Händen hielt.
    Instinktiv drückte Jessamy Saraia fester an sich.
    Dmitri war zwar kein Engel, aber er war mächtig ; als Berater war er Raphaels engster Vertrauter und seine tödlichste Waffe. Und mit diesem Vampir ließ sich der große Engel auf einen brutalen Kampf ein. Als er die Flügel zur besseren Balance ausbreitete, erinnerten sie mit ihrer weißen Maserung auf grauem Grund an die eines großen Raubvogels.
    Füße und Oberkörper beider Kämpfer waren nackt, und ihre Haut glänzte vor Schweiß. Dmitri trug eine Hose aus fließendem, schwarzem Stoff, während der Aufzug des Engels sie an den Kleidungsstil erinnerte, den die Gefolgsmänner des Erzengels Titus bevorzugten. Der grobe schwarze Stoff bedeckte drei Viertel der Oberschenkel und wurde an der Hüfte von einem breiten, ledernen Messergurt in derselben Farbe gehalten. Erst als er sich bewegte, fiel ihr auf, dass der Stoff schwer war, so als lägen Platten aus geschlagenem Metall unter der ersten Stoffschicht … es war ein Teil einer Kriegerrüstung. Nur die metallene Brustplatte und die Arm- und Beinschützer hatte er weggelassen.
    Es war unmöglich, nicht auf diese Beine zu sehen, nicht zu beobachten, wie sich die groben Muskeln unter der leicht gebräunten Haut zusammenzogen und entspannten und die vereinzelten Haare in der Sonne glänzten. Bei seiner nächsten Bewegung glitt ihr Blick zu seinen umwerfend breiten Schultern. Seine urwüchsige Kraft, die er erbittert unter Kontrolle hielt, weckte eine wilde, unerwartete Faszination in ihr.
    »Wer ist das?«, fragte sie Illium, als der Engel mit den goldenen

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