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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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das nicht.
    Fast erleichtert plumpste sie auf einen der Küchenstühle und starrte auf ihren Teller, bis ich das Essen servierte und sie sich wie eine Wölfin darüber hermachte. In Sekundenschnelle verschlang sie ihre Lieblingsspeisen, ohne sie recht zu würdigen, für die ich mir doch soviel Zeit und Mühe genommen hatte.
    Bevor ich ins Bett gehen durfte, mußte ich die Küche wieder aufräumen und in den Zimmern nachsehen, ob alles auf seinem Platz war und keine Zeitschriften oder Zeitungen auf den Tischen oder auf dem Boden herumlagen.
    In der Frühe machte ich schnell mein Bett, bevor Kitty kam, um nachzusehen, dann rannte ich die Treppe hinunter und bereitete das Frühstück vor. Vor der Schule ließ ich die Waschmaschine laufen, während ich die Betten machte, dann räumte ich die Geschirrspülmaschine ein und wischte alle Flecken und Fingerabdrücke weg. Erst wenn ich die Tür hinter mir zumachte, fühlte ich mich frei.
    Ich war gut genährt und besaß warme Kleidung, aber trotzdem gab es Zeiten, in denen ich mich nach Hause sehnte und all den Hunger, die schreckliche Kälte und die Entbehrungen, die eigentlich Spuren bei mir hätten hinterlassen müssen, vergaß. Ich vermißte Tom. Ich sehnte mich nach Unserer-Jane und Keith, nach Großvater und sogar nach Fanny. Logans Briefe stellten wenigsten noch eine Verbindung zwischen uns beiden her.
    Ich fuhr jetzt jeden Tag mit dem Schulbus, da es ständig regnete und Kitty mir keinen Regenmantel und Regenstiefel kaufen wollte. »‘s wird bald Sommer«, sagte sie, als gäbe es gar keinen Frühling dazwischen – der weckte die Sehnsucht nach Hause wieder in mir. Frühling war in den Bergen die Jahreszeit der Wunder, wenn das Leben wieder leichter wurde und die Berge mit Blumen übersät waren, eine Pracht, die Candlewick nie erleben würde. In der Schule lernte ich mit weit größerem Eifer als die anderen Schülerinnen. Ich erledigte alles in Windeseile, um bald wieder daheim zu sein und mich in die Hausaufgaben vertiefen zu können.
    Die vielen Fernseher waren eine beständige Verlockung. Ich war sehr einsam in dem leeren Haus; entgegen Kittys Warnung, niemals alleine den Fernseher anzumachen, wurde ich bald süchtig nach Schnulzenfilmen. Ich träumte sogar in der Nacht von den Personen. Die hatten ja noch mehr Probleme als die Casteels, allerdings keine finanziellen Sorgen, und unsere Probleme hingen alle vom Geld ab – so erschien es mir zumindest jetzt.
    Täglich sah ich im Briefkasten nach Briefen von Logan nach, die regelmäßig kamen. Und immer hoffte ich auf einen Brief von Tom, der aber nie eintraf. Eines Tages, aus lauter Enttäuschung darüber, daß ich nichts von Tom hörte, schrieb ich einen Brief an Miß Deale und erzählte ihr, wie wir verkauft worden waren, und bat sie, mir bei der Suche nach meinen Brüdern und nach meiner Schwester zu helfen.
    Die Wochen vergingen, und immer noch kein Brief von Tom.
    Der Brief, den ich an Miß Deale geschickt hatte, kam mit dem Stempel »Empfänger unbekannt verzogen« zurück.
    Dann hörte Logan zu schreiben auf! Mein erster Gedanke war, daß er eine neue Freundin hatte. Tief betrübt hörte auch ich auf, ihm zu schreiben. Jeder Tag ohne einen Brief von Logan bewies mir, daß niemand – außer Cal – mich so liebte, wie ich es verdiente. Cal war mein Retter und der einzige Freund, den ich auf der Welt besaß. Ich war in zunehmendem Maße auf ihn angewiesen. Leben kam in das stille Haus, wenn er durch die Tür trat, den Fernseher anschaltete, und ich die ganze Hausarbeit vorerst liegenlassen konnte. Wenn es auf sechs Uhr zuging, fing ich an, sehnsüchtig auf ihn zu warten.
    Das Essen stand schon bereit. Ich bemühte mich, den Tisch hübsch zu decken, und ich stellte immer Gerichte zusammen, die er mochte. Stundenlang kochte ich seine Lieblingsspeisen, und es war mir jetzt gleichgültig, ob Kitty von der italienischen Küche, die er und ich vorzogen, zunahm oder nicht. Wenn die Uhr am Kaminsims sechs schlug, spitzte ich die Ohren, um seinen Wagen vor der Auffahrt zu hören. Ich lief ihm im Gang entgegen und nahm ihm den Mantel ab. Ich liebte das tägliche Begrüßungsritual.
    »Na, wie geht’s, Heaven? Was gibt’s Neues?«
    Sein Lächeln brachte Licht in mein Leben; seine Späße erfüllten es mit Lachen. Ich fing an, in ihm einen vollkommenen Menschen zu sehen und vergaß alle seine Schwächen gegenüber Kitty. Das Schönste war, daß er zuhören konnte, wenn ich ihm etwas erzählte. Ich sah in ihm den

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