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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hübschen Zimmers eine besondere Verbindung zwischen uns herstellen. »Was für einen Film sollen wir uns ansehen?«
    fragte ich, als wir wieder im Wagen saßen.
    Wieder sah er mich mit dem merkwürdig ironischen Blick an, der manchmal in seinen goldbraunen Augen aufleuchtete.
    »Du wirst schon sehen.« Mehr sagte er nicht.
    Es war aufregend, zum Kino zu fahren und die Menschenmenge auf der Straße zu sehen. Viel schöner, als wenn Kitty dabei war, die immer eine angespannte Atmosphäre verursachte. Ich war noch nie in einem Kino gewesen. Cal kaufte Popcorn, Cola, zwei
    schokoladenüberzogene Zuckerstangen, und dann erst suchten wir uns einen Platz, bis wir schließlich nebeneinander im Dunkeln saßen.
    Mit großen Augen starrte ich auf die farbige Leinwand, auf der eine Frau singend auf einer Bergspitze stand. The Sound of Music! Das war der Film, den Logan mit mir hatte sehen wollen. Aber jetzt konnte ich nicht mehr darüber traurig sein, als Cal und ich uns das salzige Popcorn teilten. Ich konnte nicht genug davon bekommen. Manchmal griffen wir gleichzeitig in die Tüte. In einem Sessel zu sitzen, zu essen und zu trinken, während ein faszinierender Film lief, das machte mich so selig, daß ich meinte, in einem Bilderbuch voller Gesang und Tanz zu sein. Dies war wirklich der allerschönste Tag meines Lebens.
    Ich saß wie gebannt da, mein Herz barst schier vor Freude, ein Zauber hatte mich ergriffen, und ich dachte, daß ich mich selbst in dem Film befand. Die Kinder waren Tom, Fanny, Keith, Unsere-Jane – und ich. So hätten wir es haben sollen, und dabei wäre es mir völlig gleichgültig gewesen, wenn Vater eine Trillerpfeife benutzt und eine Nonne als Erzieherin angestellt hätte. Ach, wenn doch auch meine Brüder und Schwestern mit uns hier hätten sein können!
    Nach dem Kino fuhr mich Cal zu einem eleganten Restaurant namens Midnight Sun. Ein Kellner schob mir den Stuhl zurecht und wartete, bis ich mich gesetzt hatte. Cal lächelte mich die ganze Zeit über an. Ich wußte nicht, was ich mit der Speisekarte anstellen sollte, die der Kellner mir gereicht hatte und blickte hilflos zu Cal hinüber. Auf einmal überkam mich ein großes Verlangen nach Tom, Unsere-Jane, Keith und Großvater, so daß ich Tränen in die Augen bekam. Aber Cal bemerkte es nicht. Er las in meinem Gesicht nur Schönheit, Jugend und Unerfahrenheit, was ihm das Gefühl vermittelte, viel mehr ein Mann zu sein als in Gegenwart von Kitty. »Wenn du mir vertraust, dann bestelle ich für uns beide. Aber zuerst sag mir, was du am liebsten ißt – Kalbfleisch, Rindfleisch, Meeresfrüchte, Lamm, Huhn oder Ente?«
    Ich erinnerte mich an Miß Deale in ihrem hübschen rostbraunen Kostüm, lächelnd und stolz darauf, uns auszuführen, als sonst niemand überhaupt etwas von unserer Existenz wissen wollte. Ich dachte an ihre Geschenke – waren sie schon angekommen? Hatte man sie auf der Veranda der Hütte abgestellt, weil niemand da war?
    »Heaven, was für Fleisch willst du essen?«
    Mein Gott, wie sollte ich das wissen? Stirnrunzelnd studierte ich die komplizierte Speisekarte. Damals, als Miß Deale uns in ein Restaurant eingeladen hatte – nicht halb so vornehm wie dieses hier – hatte ich Roastbeef gegessen.
    »Nimm doch etwas, was du schon immer essen wolltest«, half er mir.
    »Also«, dachte ich laut, »Fisch habe ich schon gegessen, den haben wir aus dem Fluß in der Nähe der Hütte geangelt, Schweinefleisch habe ich auch schon gegessen, und Huhn schon oft. Roastbeef habe ich nur einmal gegessen, es war wirklich sehr gut, aber ich möchte mal was ganz Neues ausprobieren – such du etwas für mich aus.«
    Er lachte und bestellte einen Salat und ein Cordon Bleu für zwei. »Die Kinder in Frankreich wachsen mit Wein auf, aber ich glaube, wir warten noch ein paar Jahre, bis du ihn probierst.« Er empfahl mir »Escargots«, und erst nachdem ich die sechste gegessen hatte, erklärte er mir, daß es Schnecken in heißer Knoblauchsauce waren. Das französische Weißbrot in meiner Hand, mit dem ich die Sauce aufgetunkt hatte, begann leicht zu zittern.
    »Schnecken?« fragte ich, und mir wurde fast übel. Er wollte mich sicherlich nur veräppeln. »Niemand, auch nicht der dümmste Hillbilly würde etwas so Ekelhaftes wie Schnecken essen.«
    »Heaven«, sagte er mit einem warmen Lächeln in den Augen,
    »es wird schön sein, dir die Welt zu zeigen. Aber erzähle Kitty nichts davon. Weißt du, daß ich, seit wir verheiratet sind, nie mehr zum Essen

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