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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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waren Pullover, warme Röcke, Mäntel und Stiefel zu sehen. Acht Monate war ich schon hier.
    Logan hatte wieder begonnen, mir zu schreiben, aber immer noch hatte ich kein einziges Wort von Tom gehört. Es bedrückte mich so sehr, daß ich schon alle Hoffnung aufgeben wollte… und dann… lag eines Tages im Briefkasten… ein Brief!
    O Thomas Luke, es ist wunderbar deine Schrift zu sehen, bitte laß mich nur gute Nachrichten von dir hören.
    Mit seinem Brief in der Hand kam es mir vor, als stünde Tom leibhaftig neben mir. Ich setzte mich schnell hin und öffnete seinen Brief, ohne seine Adresse zu zerreißen. Er schrieb mit dem Charme eines Bergjungen, aber etwas Neues war hinzugekommen… Etwas, womit ich nicht gerechnet hatte und worauf ich, entgegen meiner Absicht, eifersüchtig war.
    Liebe Heaven,
    Mann, ich hoffe ehrlich, Du kriegst diesen Brief. Habe mir schon die Finger wundgeschrieben, und Du hast mir nie eine Antwort geschickt! Ich sehe Logan hie und da, und er sagt mir dauernd, ich soll Dir ja schreiben. Das tu’ ich doch auch, nur weiß ich nicht, was mit all meinen Briefen geschieht, aber ich gebe nicht auf. Heavenly, ich möchte, daß Du gleich als erstes weißt, daß es mir gutgeht. Mr. Henry ist weder grausam noch gemein, wie Du wahrscheinlich angenommen hast. Und er kann das Beste aus einem rausholen.
    Ich lebe auf einer Farm mit zwölf Zimmern. Eines davon gehört mir. Es ist ein hübsches Zimmer, sauber und einfach. Er hat zwei Töchter, eine heißt Laura und ist dreizehn Jahre, und die andere heißt Thalia und ist sechzehn. Beide sind hübsch und so nett, daß ich mich noch nicht entschieden habe, welche ich lieber mag. Laura ist lustig, Thalia hingegen eher ernst und nachdenklich. Beiden habe ich von Dir erzählt, und sie können es nicht erwarten, Dich kennenzulernen.
    Logan hat mir von der Operation an Unserer-Jane berichtet und gesagt, daß es ihr gutgeht und Keith auch. Leider erzählst Du nicht allzuviel von Dir, sagt Logan. Bitte schreibe mir, und erzähle alles, was passiert ist, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Du fehlst mir schrecklich. Ich träume auch oft von dir. Unsere Berge und die Wälder und alles, was wir zusammen erlebt haben, vermisse ich sehr. Aber ich sehne mich nicht nach dem Hunger, der Kälte und dem Elend. Ich habe viel warme Kleidung, zu viel zu essen und tonnenweise Milch (stell dir vor) – und ganz viel Käse.
    Ich würde Dir einen Brief von zweitausend Seiten schreiben, wenn ich nicht noch so viel zu tun hätte bis zum Abend. Aber mach Dir keine Sorgen, bitte nicht. Mir geht es gut, und wir werden uns bald wiedersehen.
    Ich liebe Dich.
    Dein Bruder Tom
    Noch lange nachdem ich den Brief zu Ende gelesen hatte, dachte ich über Tom nach. Dann legte ich seinen Brief zu denen von Logan. Hatte Kitty mir Toms Briefe vorenthalten?
    Das war eigentlich kaum möglich, da ich jeden Tag zu Hause war und selbst die Post holte, während sie ja arbeitete. Ich sah mich in meinem vollgestopften Zimmer um und entdeckte, daß Kitty hier gewesen sein mußte und herumgeschnüffelt hatte. Es war eigentlich nicht mein Zimmer, solange Kitty ihre Sachen hier in den Schränken aufbewahrte, und offensichtlich kontrollierte sie auch meine Sachen. Ihre große Töpferscheibe stand in der Ecke, und die Regale, in die meine Bücher gut gepaßt hätten, waren voller Krimskrams. Kitty konnte mit Büchern nichts anfangen. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und begann einen Brief an Tom zu schreiben. All die Lügen, die ich Logan schon geschrieben hatte, daß Kitty eine wunderbare, engelsgleiche Mutter sei, würden wohl auch ihn überzeugen… Aber über Cal mußte ich keine Lügen erzählen, er war wirklich der beste Vater, den man haben konnte.
    Er ist wirklich wunderbar, Tom. Jedesmal, wenn ich ihn anschaue, überlege ich mir, warum Vater nicht so gewesen ist.
    Es ist schön zu wissen, daß ich einen wirklichen Vater habe, den ich lieben kann und der mich liebt. Also hör auf, Dir Sorgen über mich zu machen. Und vergiß nicht, daß Du eines Tages Präsident werden willst – und nicht Vorsitzender einer Genossenschaft für Erzeuger von Milchprodukten.
    Nun hatte ich also auch von Tom gehört, und ich wußte, daß Unsere-Jane und Keith glücklich waren, und Logan schrieb mir, daß Fanny sich königlich amüsierte. Eigentlich gab es nichts, über das ich mir Sorgen machen mußte. Überhaupt nichts…
    15. KAPITEL

    DIE PUPPE

    Gegen sechs Uhr, noch im fahlen Morgenlicht der Stadt,

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