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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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kann.«
    »Du bist zu streng mit dir selbst«, sagte ich. Sie tat mir leid.
    Außerdem fühlte ich mich immer etwas nervös, wenn ich mit ihr allein in einem Raum war. »Ich finde, du siehst gut zehn Jahre jünger aus.«
    »Aber deshalb sehe ich immer noch älter als Cal aus!« schrie sie verbittert. »Verglichen mit mir, sieht er wie ein Kind aus.«
    Es stimmte. Cal sah jünger als Kitty aus.
    Später, als wir in der Küche saßen und etwas zu uns nahmen, jammerte Kitty wieder über ihr Alter. »Als ich jünger war, war ich das bestaussehende Mädchen der Stadt, stimmt’s Cal?«
    »Ja«, stimmte Cal ihr zu und bohrte mit Genuß seine Gabel in einen Apfelkuchen. (Ich studierte eingehend Kochbücher, um ihn mit verschiedenen Desserts, die er gerne mochte, zu verwöhnen.) »Du warst wirklich das schönste Mädchen der Stadt.«
    Woher wußte er das? Er hatte sie ja damals noch nicht gekannt.
    »Hab’ heute ein graues Haar in meinen Augenbrauen entdeckt«, beklagte sich Kitty. »Fühl’ mich überhaupt nicht mehr wohl in meiner Haut, überhaupt nicht.«
    »Du siehst phantastisch aus, Kitty, einfach phantastisch«, sagte er, ohne sie anzusehen.
    Nach ihrem Verhalten zu schließen, war es etwas Furchtbares, obwohl sie noch nicht vierzig war. Dabei mußte man ehrlich sagen, wenn Kitty sich anzog und herrichtete, sah sie wunderschön aus. Wenn doch nur ihr Verhalten auch ihrem Aussehen entsprochen hätte!
    Ich war schon zwei Jahre und zwei Monate bei Kitty und Cal, als sie mir eines Tages verkündete: »Wenn im Juni die Schule zu Ende ist, fahren wir nach Winnerrow.«
    Das war eine schöne Überraschung für mich, und meine Vorfreude, Großvater und Fanny wiederzusehen, war groß.
    Und die Aussicht, die seltsamen, strengen Eltern Kittys kennenzulernen, faszinierte mich ebenso. Sie haßte sie. Sie hatten aus ihr das gemacht, was sie war – trotzdem besuchte sie ihre Eltern immer wieder.
    Eines Tages im April kehrte Kitty von einem Einkaufsbummel mit vielen Sachen für mich zurück. Sie hatte drei neue Sommerkleider für mich erstanden, die mir diesmal wie angegossen paßten. Sie erlaubte mir auch, daß ich mir hübsche Schuhe aussuchte: je ein Paar in Rosa, Blau und Weiß
    – passend zu jedem Kleid!
    »Will nicht, daß meine Leute glauben, ich behandle dich nicht richtig. Hab’ dir die Sachen so früh gekauft, um noch Auswahl zu haben. Die Läden bieten dir Sommersachen im Winter an, und die Wintersachen bekommst du schon im Sommer; man muß sich mächtig beeilen, oder man bekommt nichts mehr.«
    Irgendwie dämpften ihre Worte meine Begeisterung für die schönen Kleider, die wieder nur aus dem Grund gekauft worden waren, um ihren Eltern, von denen Kitty sagte, daß sie sie haßte, etwas zu beweisen.
    Einige Tage später nahm Kitty mich zum zweiten Mal in ihren Salon mit und stellte mich ihren neuen »Mädels« als ihre Tochter vor. Sie schien sehr stolz auf mich zu sein. Der Laden war jetzt noch größer und luxuriöser, mit Kristall-Lüstern und indirekter Beleuchtung. Sie beschäftigte Fachkräfte aus Europa, die in kleinen Kabinen Gesichtskosmetik machten und dabei Vergrößerungsgläser verwendeten, mit denen sie auch noch die kleinste Unebenheit im Gesicht ausmachen konnten.
    Kitty setzte mich auf einen verstellbaren rosa Sessel. Zum ersten Mal in meinem Leben wurden meine Haare in einem Friseursalon gewaschen, geschnitten und gelegt. Ich saß da, eingehüllt in einen Plastikumhang, und starrte in den großen Spiegel vor mir. Ich hatte schreckliche Angst, daß meine Frisur Kitty nicht gefallen würde. Sie war imstande, die Schere zu nehmen und meine Haare nochmals zu kürzen. Angespannt saß ich da und war bereit, sofort aufzuspringen, falls sie vorhatte, noch mehr abzuschneiden. Alle acht »Mädels« standen um mich herum und bewunderten Kittys Frisierkunst. Sie machte keinerlei Anstalten, das Haar noch mehr zu kürzen, sondern legte es zurecht und schnippelte die Spitzen ab. Als sie fertig war, trat sie einen Schritt zurück und lächelte ihre »Mädels«
    an.
    »Hab’ ich euch nicht gesagt, daß meine Tochter eine Schönheit ist? Du hast sie doch gesehen, als sie zum ersten Mal hier war – hat sie sich nicht herausgemacht? Sieht man ihr doch an, daß sie gut behandelt worden ist und gut genährt wurde. Sie ist meine eigene Tochter, und Mütter sollten nicht mit ihren Töchtern angeben, aber ich kann nu’ mal nicht anders, sie ist einfach zu hübsch – und sie ist mein, mein ganz allein.«
    »Kitty«,

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