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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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mich an die unzähligen Male, an denen sie mich ungerechterweise geschlagen hatte.
    »Ja, ich hör’ dich schon, du mit deiner großen Klappe!«
    »Was sagst du da?«
    »Ich sagte, du mit deiner großen Klappe!«
    »Was?« kam es lauter, fordernder.
    »Kitty mit der großen Klappe. Kitty, die ihren Mann jede Nacht so laut anfährt, daß es durch die Wände hallt.«
    Aber sie hörte mir überhaupt nicht zu. Was ich in der Hand hielt, nahm ihre ganze Aufmerksamkeit gefangen. »Was hast’n da im Arm? Hab’ dich erwischt, was? Liegst auf der Seite, wie ich’s dir schon tausendmal verboten hab’.«
    Sie riß mir die Puppe aus den Armen, knipste schnell alle Lichter im Zimmer an und starrte auf die Puppe. Mit einem Satz stürzte ich aus dem Bett, um meine Puppe zu retten.
    »Sie ist’s! Sie!« gellte Kittys Stimme, und dabei schleuderte sie mein ein und alles, mein unersetzliches Erbe gegen die Wand. »Lukes verdammter Engel!«
    Ich eilte zu meiner Puppe, dabei stolperte ich fast; ich hatte ganz vergessen, daß ich Sandalen mit hohen Absätzen trug.
    Gott sei Dank, es war ihr nichts geschehen, nur der Brautschleier war verrutscht.
    »Gibt das Ding her!« befahl Kitty und schritt auf mich zu, um mir die Puppe zu entreißen. Beim Anblick meines Kleides hielt sie jedoch wieder inne, und ihre Augen wanderten argwöhnisch über meine Nylonstrümpfe und meine Silbersandalen. »Wo haste da Kleid und die Schuhe her?«
    »Ich dekoriere Torten und verkauf sie den Nachbarn, zwanzig Dollar das Stück«, log ich, wütend und empört darüber, daß sie meine Puppe gegen die Wand geschleudert hatte, um mir das Wertvollste auf der Welt zu zerstören.
    »Lüg mich nicht an, und red nicht so blöd daher! Und gib mir sofort die Puppe.«
    »Nein! Du bekommst sie nicht.«
    Sie starrte mich entgeistert an; die Tatsache, daß ich es gewagt hatte, ihr zu widersprechen, verdutzte sie. »Du kannst nicht ungestraft nein zu mir sagen, du Hillbilly-Miststück«, sagte sie mit ihrer unerbittlichen Stimme.
    »Ich sage aber nein, Kitty, und ich meine es auch so. Du kannst mich nicht länger herumkommandieren. Ich habe keine Angst mehr vor dir. Ich bin älter, größer, stärker und widerstandsfähiger geworden. Ich bin nicht mehr unterernährt, ja das habe ich dir zu verdanken, aber wage es nicht, jemals Hand an die Puppe zu legen.«
    »Was würdest du denn tun, wenn ich’s doch täte?« fragte sie mich in einem bedrohlichen Ton. Die Grausamkeit in ihren Augen lähmte mich, so daß ich kein Wort herausbrachte. Sie hatte sich in der ganzen Zeit nicht geändert. Ich hatte mich getäuscht und geglaubt, daß ich nun in Frieden leben könne, dabei hatte sie Haß gegen mich aufgestaut. Jetzt sprühte er aus ihren harten, stechenden Augen.
    »Was ist denn los mit dir, Hillbilly-Miststück, hast du keine Ohren?«
    »Ja, hör’ dich schon.«
    »Was sagst du da?«
    »Ich sagte ja, ich hör’ dich, Kitty.«
    »Was?« Noch lauter, noch fordernder.
    Ich war nicht mehr bereit, demütig und hilflos zu bleiben, sondern hob kampflustig den Kopf, stolz und zornentbrannt:
    »Du bist nicht meine Mutter, Kitty Setterton Dennison! Also muß ich dich auch nicht Mutter nennen. Kitty genügt. Ich habe mich lange Zeit angestrengt, dich zu lieben, und all die gemeinen Dinge, die du mir angetan hast, zu vergessen. Aber jetzt ist es vorbei. Ich war dumm genug, eine Party für dich zu arrangieren, um dir eine Freude zu machen und dir die Gelegenheit zu geben, all das schöne Geschirr und das Kristall vorzuzeigen… Aber du bist unfähig, dich wie eine Mutter zu verhalten. Ich weiß, daß mir jetzt häßliche und schlimme Zeiten bevorstehen. Das sehe ich an dem bösen Glanz deiner wäßrigen Augen. Kein Wunder, daß der liebe Gott dir keine Kinder geschenkt hat, Kitty Dennison. Er wußte schon, warum.«
    Es zuckte in Kittys totenbleichem Gesicht. Sie stieß die Worte jetzt keuchend hervor. »Wollt’ mich für meine Party umziehen – und was finde ich hier vor? Ein verlogenes, heimtückisches, schmutziges, undankbares Stück Hillbilly-Dreck.«
    »Ich bin dir dankbar, für alles Gute, was du mir getan hast.
    Aber wenn du mich schlägst, zerstörst du selbst meine guten Gefühle für dich. Du versuchst, das kaputtzumachen, was mir gehört, während ich deine Sachen hüte und pflege. Du hast mir schon so viel Böses angetan, daß es für ein ganzes Leben reicht, Kitty Dennison! Dabei habe ich nichts angestellt, womit ich diese Strafen verdient hätte. Jeder schläft auf der

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