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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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liegen und weinte. Ich mußte anscheinend immer über etwas weinen, etwas, was ich verloren hatte: meinen Stolz, meine Brüder und Schwestern, meine Mutter und – ihre Puppe.
    »Was ist los?« fragte Cal und trat ins Zimmer. Er kniete sich neben mich. »Wo warst du denn die ganze Zeit? Was ist passiert?«
    Ich weinte nur.
    »Heaven, Liebes, du mußt es mir sagen! Ich wollte die Party schon früher verlassen, aber Kitty hing wie eine Klette an mir.
    Sie erzählte mir dauernd, daß du dich nicht wohl fühltest und Krämpfe hättest. Warum liegst du hier auf dem Boden?« Er drehte mich sanft um und blickte liebevoll in mein geschwollenes, verschmiertes Gesicht; dann erst bemerkte er mein zerrissenes Kleid und die kaputten Strümpfe, die voller Laufmaschen waren. Sein Gesicht verdunkelte sich vor Zorn, so daß ich erschrak. »Mein Gott!« rief er und ballte die Fäuste.
    »Ich hätte es wissen müssen! Sie hat dir wieder weh getan, und ich habe dich nicht vor ihr beschützt! Deshalb war sie heute abend so besitzergreifend! Erzähl mir, was geschehen ist«, bat er und nahm mich in seine Arme.
    »Geh weg«, schluchzte ich. »Laß mich allein. Es wird schon wieder gut. Ich bin nicht verletzt…«
    Ich suchte nach den richtigen Worten, um seine Besorgnis um mich und auch um meinen elenden Zustand, für den ich mich mittlerweile selbst verantwortlich fühlte, zu mildern.
    Vielleicht war ich tatsächlich ein Miststück und ein Flittchen und hatte Kittys Strafe zu Recht verdient. Es war alles meine Schuld gewesen. Vater hatte mich nicht geliebt. Und wenn mich nicht einmal der eigene Vater lieben konnte, wer dann?
    Niemand. Ich war hoffnungslos verloren, allein… Niemals würde jemand Zuneigung für mich empfinden und mich wirklich lieben.
    »Nein, ich werde nicht weggehen.« Sanft berührte er meine Haare, und seine Lippen wanderten über mein aufgedunsenes Gesicht. Er ahnte nichts von den Schlägen und meinte wohl, mein Gesicht sähe so aus, weil ich so viel geweint hatte. Er blieb im Dunkeln, und ich konnte ihn nicht gut sehen. Er glaubte, seine Küsse könnten die Schmerzen lindern – und sie taten es wirklich ein wenig. »Tut es sehr weh?« fragte er mitfühlend. Er sah traurig aus und blickte mich liebevoll an.
    Mit seinen Fingerspitzen strich er mir zart über die aufgequollenen Lider. »Du siehst wunderschön aus, wenn du so in meinen Armen liegst und der Mond auf dein Gesicht scheint. Halb Frau, halb Kind, älter als sechzehn, aber doch noch so jung, verletzlich und unberührt.«
    »Cal… Liebst du sie noch?«
    »Wen?«
    »Kitty.«
    Er schien verdattert. »Kitty? Ich will nicht über Kitty reden.
    Sondern über dich. Und mich.«
    »Wo ist Kitty?«
    »Ihre Freundinnen«, begann er mit spöttischer Stimme,
    »haben beschlossen, daß Kitty etwas Besonderes verdient.« Er hielt kurz inne und lächelte voller Ironie. »Sie sind alle zu einer Männer-Striptease-Show gegangen und haben mich zurückgelassen, um auf dich aufzupassen.«
    »Als ob ich ein Baby wär’…«
    Lange blickte ich ihn an, während mir die Tränen die Wangen herunterliefen. Sein Lächeln wirkte jetzt verkrampft und zynisch. »Ich bin lieber bei dir als sonst irgendwo auf der Welt. Heute, unter all diesen Menschen, die tranken, aßen und über läppische Witze lachten, ist mir zum ersten Mal etwas aufgegangen; ich fühlte mich einsam ohne dich.« Seine Stimme klang jetzt tiefer. »Als du zu uns kamst, das muß ich fairerweise sagen, da wollte ich dich nicht. Ich wollte keine Vaterrolle übernehmen. Aber jetzt habe ich große Angst, daß Kitty dir etwas Furchtbares antun wird. Ich bin, sooft ich konnte, zu Hause gewesen. Aber ich habe dich vor nichts bewahren können. Erzähl mir, was sie dir heute angetan hat.«
    Ich hätte ihm alles sagen und erreichen können, daß er sie hassen mußte. Aber ich fürchtete mich; nicht nur vor Kitty, sondern auch vor ihm, einem erwachsenen Mann, der sich in diesem Augenblick in eine Siebzehnjährige verliebt zu haben schien. Erschöpft und kraftlos lag ich in seinen Armen und lauschte seinem Herzschlag.
    »Heaven, sie hat dich geschlagen, nicht wahr? Sie hat dich in einem neuen, teuren Kleid gesehen und versucht, es dir herunterzureißen, stimmt doch?« fragte er aufgeregt. Ich war so in meine Gedanken versunken, daß ich nicht bemerkte, wie er meine Hand an seine Brust preßte. Unter seinem Hemd spürte ich das regelmäßige Pochen seines Herzens. Ich wollte ihm klarmachen, daß ich ja sozusagen seine Tochter

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