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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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wurde die Treppen hinunter ins Eßzimmer geschleift, das ich heute morgen so liebevoll geschmückt hatte. Sie hob mich hoch und ließ mich auf einen Glastisch fallen.
    »Das gibt Fingerabdrücke auf der sauberen Glasplatte«, bemerkte ich voller Sarkasmus und mit dem Mut der Verzweiflung angesichts meiner Todfeindin. »Deine Glastische mache ich dir nie wieder sauber. Ich koche auch nicht mehr für dich. Ich putze dein dummes Haus mit den kitschigen Tieren nicht mehr.«
    »Halt’s Maul!«
    »Ich denk’ nicht dran! Diesmal sage ich alles, was ich zu sagen habe. Ich hasse dich, Kitty Dennison! Dabei hätte ich dich lieben können, wenn du mir auch nur die geringste Chance gegeben hättest. Ich hasse dich wegen allem, was du mir angetan hast! Du gibst niemandem eine Chance, nicht einmal deinem Mann. Wenn dich jemand liebt, dann fügst du ihm so lange etwas Böses zu, bis er erkennt, wie du wirklich bist – nämlich geisteskrank!«
    »Halt’s Maul.« Wie ruhig es diesmal klang. »Bleib auf dem Tisch sitzen. Rühr dich nicht. Wenn ich zurückkomm’, bist du noch an genau der gleichen Stelle.«
    Kitty verschwand.
    Jetzt hätte ich fliehen können, einfach aus der Tür hinauslaufen und dem Candlewick-Haus auf Wiedersehen sagen. Auf derSchnellstraße könnte mich einer mitnehmen.
    Aber an diesem Morgen war ein furchterregendes Bild in allen Zeitungen gewesen; zwei vergewaltigte und ermordete Mädchen am Rande der Autobahn.
    Heftig schluckend saß ich wie angewurzelt auf der Glasplatte, unfähig einen Entschluß zu fassen. Zu spät bereute ich, was ich gesagt hatte. Andererseits wollte ich auch kein Feigling sein und einfach davonlaufen. Ich würde hier sitzen bleiben und Kitty zeigen, daß ich mich vor nichts fürchtete. Was konnte sie mir jetzt noch Schlimmes antun?
    Kitty kam ohne Peitsche, Stock oder Desinfektionsmittel, das sie mir ins Gesicht hätte schütten können, zurück. Sie hatte lediglich eine Streichholzschachtel in der Hand.
    »Werd’ nach Hause fahren, nach Winnerrow zu Besuch«, sagte Kitty mit einer unheimlich monotonen Stimme. »Wir gehen hin, damit du deine Schwester Fanny und deinen Großvater sehen kannst. Und ich werd’ meine Schwester Maisie und meinen Bruder Danny besuchen. Möcht’ mal wieder zu meinem Ursprung zurück und meinen Schwur erneuern, daß ich niemals so werden will wie sie. Will angeben mit dir. Will nicht, daß du häßlich aussiehst, als würd’ ich dich vernachlässigen. Bist hübscher geworden, als ich gedacht hätt’.
    Die Hillbilly-Dreckskerle werden hinter dir her sein. Also werde ich dich vor dem Bösen in dir retten. Ab heute wirst du mir nicht mehr widersprechen. Nie mehr. Wenn du erfahren willst, wo deine kleine Schwester Unsere-Jane ist und was mit Keith geschehen ist, dann tust du gefälligst, was ich dir sag’.«
    »Du weißt, wo sie sind? Wirklich?« fragte ich aufgeregt und hatte die zornigen Worte, die ich Kitty eben entgegengeschleudert hatte, fast vergessen.
    »Weiß der Himmel denn nicht, wo die Sonne steht? Weiß’n Baum nicht, wohin er seine Wurzeln pflanzen soll? Natürlich weiß ich es. In Winnerrow gibt’s keine Geheimnisse, nicht wenn man dazugehört… Und sie meinen, ich bin eine von ihnen.«
    »Kitty, wo sind sie, bitte sag es mir! Ich muß sie finden, bevor Unsere-Jane und Keith mich vergessen haben. Bitte sag es mir! Bitte! Ich weiß, daß ich gerade eben gemein zu dir gewesen bin, aber du warst es auch. Bitte, Kitty.«
    »Bitte, was?« O mein Gott!
    Ich wollte es nicht sagen. Ich rutschte auf der glatten Tischfläche hin und her, und hielt die Kanten so fest umklammert, daß ich mich geschnitten hätte, wenn das Glas nicht facettiert gewesen wäre.
    »Du bist nicht meine Mutter.«
    »Sag es.«
    »Meine richtige Mutter ist tot, und Sarah ist schon seit Jahren meine Stiefmutter…«
    »Sag es.«
    »Es tut mir leid… Mutter.«
    »Und was noch?«
    »Wirst du mir alles über Unsere-Jane und Keith erzählen?«
    »Sag es.«
    »Es tut mir leid, daß ich dir so viele häßliche Dinge gesagt habe… Mutter.«
    »Entschuldigung genügt nicht.«
    »Was soll ich noch sagen?«
    »Da gibt’s nichts zu sagen. Nicht mehr. Ich hab’ dich dabei erwischt. Hab’ gehört, was du mir an den Kopf geschleudert hast. Hast mich ‘ne Betrügerin genannt. Hast mich ‘n Hillbilly-Miststück genannt. Wußt’s immer schon, daß du dich eines Tages gegen mich wenden würdest, in dem Augenblick, wenn ich dir den Rücken zudrehen würd’. Mußtest wohl auf der Seite

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