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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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liegen und mit dem Hintern herumwackeln, um dich zu vergnügen, was? Dann hast mich noch mal beleidigen müssen… Nu’ muß ich sehen, daß ich dir das Böse austreiben kann.«
    »Wirst du mir dann sagen, wo Unsere-Jane und Keith sind?«
    »Wenn ich fertig bin und dich gerettet hab’ – dann vielleicht.«
    »Mutter, warum zündest du ein Streichholz an? Es ist doch nicht mehr dunkel. Wir brauchen die Kerzen erst, wenn es richtig Nacht ist.«
    »Hol die Puppe.«
    »Warum?« schrie ich verzweifelt.
    »Frag nicht, warum. Tu, was ich dir sag’.«
    »Wirst du mir dann von Keith und Unserer-Jane erzählen?«
    »Alles. Alles, was ich weiß.«
    Sie hatte eines der langen Streichhölzer angezündet. »Bevor ich mir die Finger verbrenne, holst du sofort die Puppe.«
    Ich eilte in mein Zimmer. Weinend holte ich die Puppe unter meinem Bett hervor, die Puppe, die meine tote Mutter verkörperte, meine junge Mutter, deren Gesicht ich geerbt hatte. »Sei nicht böse, Mutter«, sagte ich unter Tränen und bedeckte ihr kleines, hartes Gesicht mit Küssen. Dann lief ich wieder hinunter. Bevor ich ganz unten war, stolperte ich über zwei Stufen und fiel hin. Hastig rappelte ich mich hoch und hinkte zu Kitty. Mein Knöchel tat so weh, daß ich am liebsten geschrien hätte.
    Kitty stand in der Nähe des Kamins. »Leg sie da drauf«, befahl sie kalt und zeigte auf den Kaminbock mit dem Rost.
    Holzscheite lagen aufgeschichtet, die Cal nur als Dekoration gedacht hatte; Kitty mochte den Rauch des Kaminfeuers nicht, der ihr ganzes sauberes Haus »verstunken« hätte.
    »Bitte, verbrenne sie nicht, Mutter.«
    »Zu spät, um das Böse, das du getan hast, wieder rückgängig zu machen.«
    »Bitte, Mutter. Es tut mir leid. Bitte, tu der Puppe nichts. Ich habe kein einziges Photo von meiner Mutter. Ich habe sie nie gesehen. Dies ist alles, was ich von ihr habe.«
    »Lügnerin!«
    »Mutter… Sie konnte nichts dafür, was Vater dir angetan hat.
    Sie ist tot – du lebst. Du bist letztlich die Siegerin. Du hast Cal geheiratet; er ist zehnmal besser, als mein Vater es ist oder je sein wird.«
    »Tu dieses widerliche Ding da drauf!« befahl sie.

Ich trat einen Schritt zurück, und sie näherte sich mir bedrohlich. »Wenn du jemals erfahren willst, wo Keith und Unsere-Jane sind, dann mußt du mir diese hassenswerte Puppe freiwillig geben. Laß mich die Puppe nicht mit Gewalt nehmen
    – sonst findest du deine kleinen Geschwister nie wieder.«
    Freiwillig.
    Für Keith.
    Für Unsere-Jane.
    Ich gab ihr die Puppe.
    Ich sah zu, wie Kitty meine geliebte Puppe auf den Rost schmiß. Tränen liefen mir die Wangen hinab, während ich auf die Knie fiel und mit gesenktem Kopf ein stummes Gebet sprach… so als läge meine Mutter selbst auf dem Scheiterhaufen.
    Entsetzt sah ich, wie das zarte Spitzenkleid mit den Perlen und Kristallkügelchen sofort zu brennen anfing und das silberblonde Haar in Flammen aufging; die Haut, die so lebensecht ausgesehen hatte, schmolz; zwei kleine Flammenzungen vernichteten die langen, dunklen und gebogenen Wimpern.
    »Hör zu, Miststück«, sagte Kitty, als alles vorüber und meine unersetzliche Puppe zu Asche verbrannt war. »Erzähl Cal kein Wort davon. Lächle und sei fröhlich, wenn meine Gäste kommen. Hör auf zu heulen! Es war nur eine Puppe, nur eine Puppe!«
    Aber dieser Haufen Asche war für mich meine Mutter gewesen, mein Weg in eine Zukunft, den eigentlich sie hätte gehen sollen. Wie konnte ich jetzt beweisen, wer ich war, wie nur, wie?
    Ich konnte mich nicht zurückhalten und griff in die heiße Asche und nahm eine übriggebliebene Kristallperle, die den Flammen entgangen war. Wie eine Träne glitzerte sie in meiner Hand. Eine Träne meiner Mutter. »Ich hasse dich, Kitty, weil du das gemacht hast!« schluchzte ich. »Das war nicht nötig! Ich hasse dich so sehr, daß ich mir wünsche, daß du verbrannt wärst!«
    Sie schlug mich! Hart, brutal, immer und immer wieder, bis ich auf dem Boden lag, und immer noch schlug sie mir ins Gesicht und boxte mich mit ihren Fäusten in den Magen…
    Dann wurde ich ohnmächtig.
    16. KAPITEL

    EIN SONDERBARER VORFALL

    Kurz nachdem die Party vorbei war und Kittys Freunde gegangen waren, fand mich Cal in meinem Zimmer. Ich lag mit dem Gesicht auf dem Boden. Er stand im Türrahmen, das Licht im Gang zeichnete die scharfen Umrisse seiner Silhouette ab. Ich lag regungslos, alles tat mir weh. Mein schönes, neues Kleid war schmutzig und zerrissen. Ich sah ihn zwar, aber ich blieb

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