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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Seite, auf seinem Bauch – und kein Mensch betrachtet es als eine Sünde, nur du. Wer hat dir denn die richtige Schlafstellung gesagt?
    Der liebe Gott?«
    »Du redest nicht so mit mir, solange du in meinem Haus bist!« kreischte Kitty, grün vor Wut. »Hab’ dich gesehen, hast meine Gebote mißachtet. Du weißt doch, daß du nicht auf der Seite liegen sollst mit etwas im Arm… Und du hast es doch getan.«
    »Und was ist so schlimm daran, wenn ich auf der Seite schlafe? Sag mir’s doch! Es muß wohl irgend etwas sein, das mit deiner Jugend zusammenhängt und mit dem, was man dir angetan hat!« Meine Stimme klang jetzt ebenso hart und aggressiv wie ihre.
    »Klugscheißerin, was?« gab sie mir zurück. »Glaubst wohl, du bist besser als ich, weil du lauter Einser in der Schule kriegst. Geb’ mein gutes Geld für dich aus, und was ist der Dank? Was hast du denn eigentlich vor? Hast ja keine besonderen Talente. Kannst nicht kochen. Verstehst nichts vom Haushalt und kannst nichts hübschherrichten – aber du denkst, du bist besser als ich, weil ich nur sieben Klassen gemacht hab’. Hat Cal dir wohl erzählt, was?«
    »Cal hat mir nichts erzählt. Wenn du die Schule nicht zu Ende gemacht hast, dann bestimmt, weil du es nicht erwarten konntest, mit einem Mann zu schlafen und mit dem erstbesten, der dich heiraten wollte, abzuhauen – wie alle Hillbilly-Miststücke. Auch wenn du in Winnerrow aufgewachsen bist, so bist du selbst keinen Deut besser, du gewöhnliches, lumpiges Hillbilly-Flittchen.«
    »Das hat dir Cal gesagt! Ich weiß es!« kreischte sie schrill.
    »Du hast also mit meinem Mann über mich geredet, hast ihm Lügen aufgetischt, hast es so eingerichtet, daß er mich nicht mehr wie früher liebt.«
    »Wir sprechen überhaupt nicht über dich. Das wäre viel zu langweilig. Wir tun so, als gäbe es dich überhaupt nicht.«
    Dann goß ich noch mehr Öl ins Feuer; wenn ich schon die Flamme entfacht hatte, dachte ich mir, dann konnte ich ebensogut das ganze verrottete Holz entzünden, das ich für den richtigen Tag aufbewahrt hatte. Kein einziges böses Wort, keine Ohrfeige, keine blutige Nase und kein blaues Auge hatte ich vergessen… Es hatte sich alles lange aufgestaut, um jetzt in die Luft zu gehen.
    »Kitty, ich werde dich nie wieder Mutter nennen, weil du nie meine Mutter gewesen bist und es nie sein wirst. Du bist Kitty, die Friseuse. Kitty, die sich als Lehrerin für Töpferkurse ausgibt.« Ich drehte mich auf meinem Absatz herum und zeigte auf die Wandschränke. Dann fing ich zu lachen an, als würde ich mich amüsieren.
    »Hinter diesen verschlossenen Schranktüren hast du vorgefertigte Musterstücke versteckt, Kitty, und lauter gekaufte Modeln! Die Tiere sind gar nicht deine Werke! Du kaufst die Modeln, und dann drückst du nur den Ton hinein – und gibst es dann als eigene Schöpfung aus. Das ist Betrug. Du kannst dafür belangt werden.«
    Kitty wurde unheimlich still.
    Das hätte eine Warnung für mich sein sollen, den Mund zu halten, aber ich hatte jahrelang alle Erniedrigungen hinunterschlucken müssen, und nun spuckte ich alles wieder aus, so als wäre Kitty der Stellvertreter von Vater und allen anderen gewesen, die versucht hatten, mir mein Leben zu zerstören.
    Kitty lächelte. Es hätte nicht süßer sein können. »Was verstehst denn du schon von Kunst, Hillbilly-Flittchen. Ich hab’ Modeln gemacht und verkaufe sie an gute Kunden von mir. Ich verschließe sie, damit solche Spione wie du sie nicht zu Gesicht bekommen.«
    Es war mir jetzt alles gleichgültig.
    Um meine Stärke und Entschlossenheit zu demonstrieren, stopfte ich meine Puppe weit unter das Bett, ließ mich absichtlich auf mein Bett fallen und rollte mich zusammen. Ich nahm ein Kissen und preßte es an mich. Plötzlich wußte ich es
    – ich wäre vorher nie darauf gekommen –, was Kitty so schrecklich Sündhaftes vermutete. Die Mädchen in der Schule sprachen manchmal darüber, wie man sich selbst befriedigen konnte. Idiotischerweise warf ich ein Bein über das Kissen und begann, mich daran zu wetzen.
    Das tat ich keine zwei Sekunden.
    Schon packten mich starke Hände unter den Achseln und zerrten mich aus dem Bett. Schreiend versuchte ich, mich aus Kittys eisernem Griff zu lösen. Ich wand mich hin und her, wollte ihr Gesicht zerkratzen oder sonst irgend etwas anstellen, um sie dazu zu zwingen, mich loszulassen. Ich war wie ein Kätzchen, das verzweifelt versuchte, den erbarmungslosen Krallen der Tigerin zu entkommen. Ich

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