Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
Ich starrte sie lediglich entgeistert an. »Du verkaufst dein Baby für zehntausend Dollar?«
    »So etwas würdest du nie tun, nicht wahr?« fragte sie. »Aber laß es mich nicht bereuen, daß ich auf Toms Bitte mitgekommen bin, um mich von dir zu verabschieden.«
    Tränen schimmerten in ihren Augen. »Ich tu’ eben, was ich für richtig halte, genauso wie du.«
    Sie trat zur Seite, und jetzt erst entdeckte ich Tom, der mich freundlich und liebevoll anlächelte. Er kam auf mich zu und nahm mich in die Arme. »Cal Dennison hat angerufen und gesagt, daß du auf dem Weg nach Boston bist, Heavenly…
    Und er hat mich gebeten, Vater nicht mitzunehmen.«
    Ich riß mich aus seiner Umarmung los. »Heißt das, du kommst nicht mit?«
    Er hob seine großen Hände in einer flehenden Geste. »Sieh mich doch an! Was glaubst du wohl, was deine Großeltern sagen würden, wenn du deinen Halbbruder mitbringst? Sie werden mich nicht wollen! Ich bin ein Hillbilly! Wie Vater!
    Hast du es nicht selbst oft genug gesagt, seitdem du zurückgekommen bist? Ich habe nicht so feine Manieren wie du, ich bin nicht so vornehm und gebildet. Heavenly, ich denke an dein Wohl, wenn ich dir sage, daß ich bei Vater bleiben muß, obwohl ich viel lieber mit dir fahren würde.«
    »Du lügst! Du willst lieber bei Vater bleiben!«
    »Heavenly, bitte, so hör doch! Du kannst nicht deine ganze Hillbilly-Verwandtschaft zur Familie deiner Mutter anschleppen! Ich möchte, daß du ein schönes Leben hast, aber das kann nur geschehen, wenn ich nicht mit dir komme!«
    »Tom, bitte! Ich brauche dich!«
    Er schüttelte den Kopf, daß seine wilden, roten Haare durch die Luft wirbelten. »Wenn du dich zurechtgefunden hast und du mich später einmal brauchst, dann schreibe mir. Ich schwöre, dann komme ich. Aber jetzt solltest du von vorne beginnen.«
    »Er hat recht«, beteuerte Fanny. Sie kam näher zu mir und blickte ebenso unruhig wie vorher Cal umher. »Tom hat gesagt, daß ich kommen sollte, und ich bin froh, daß ich es getan hab’. Ich lieb’ dich, Heaven. Ich wollt’ dir nicht die Tür vor der Nase zuschlagen… Aber ich muß meine Sache durchziehen. Mrs. Wise wird mit mir fortgehen, damit ich mein Kind auf die Welt bringe, wo uns niemand kennt. Wenn es vorbei ist, wird sie mit ihrem Baby zurück nach Winnerrow kommen. Sie wird allen sagen, daß es ihr Kind ist und daß ich nur eine Casteel-Schlampe bin, die mit einem Taugenichts abgehauen ist.«
    »Und es wird dir nichts ausmachen?«
    »Nee. Kann ich mir nicht leisten.« Sie lächelte und machte Anstalten zu gehen. »Tom, wir müssen zurück sein, bevor man mich sucht. Das hast du mir versprochen.«
    Fanny, die sich immer ein Kind gewünscht hatte, verkaufte es nun – so wie Vater seine Kinder verkauft hatte.
    Ich wandte mich wieder an Tom. »Du wirst also bei Vater und seiner neuen Frau wohnen. Erzähl mir doch etwas über sie.
    Ist sie eines von den Mädchen aus ›Shirley’s Place‹?«
    Er wurde rot und sah verlegen drein. »Nein, ganz im Gegenteil. Jetzt muß ich aber Fanny nach Hause fahren. Viel Glück, Heavenly. Schreib mir…« Mit diesen Worten küßte er mich auf die Wange, packte Fanny am Arm und eilte mit ihr davon.
    »Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen!« rief ich immerzu und winkte Fanny nach, die sich lächelnd und unter Tränen nach mir umsah. Oh, wie ich Abschiednehmen haßte! Würde ich Fanny und Tom jemals wiedersehen?
    Warum drehte sich Tom noch einmal um und sah mich so traurig an? Ich blickte den beiden nach, bis sie verschwunden waren. Dann erst drehte ich mich um und setzte mich. Ich hatte noch zehn Minuten bis zum Abflug.
    Es war ein kleiner Flughafen mit einem hübschen Park, von dem aus ich die Flugzeuge beim Landen beobachten konnte.
    Ich spazierte auf und ab in dem trüben Herbstlicht, dabei zerzauste der Wind meine Haare, daß sie nicht mehr wohlfrisiert, sondern wieder wild aussahen. Ich glaubte fast wieder, in den Bergen zu sein.
    In meinen Augen standen Tränen.
    Dann war es Zeit. Ich mußte mit den anderen Passagieren an Bord des Flugzeugs. Zum ersten Mal in meinem Leben bestieg ich eine kleine Maschine. Ich schritt die Treppe hinauf, nahm meinen Sitz ein und schnallte mich an. In Atlanta würde ich in eine größere Maschine umsteigen, die nach Boston flog.
    Ich würde ein neues Leben in einer neuen Stadt beginnen.
    Niemand würde dort meine Vergangenheit kennen.
    Seltsam, daß Kitty so glücklich war, nur weil Vater sie einmal besucht, ihr Rosen mitgebracht und sich bei

Weitere Kostenlose Bücher