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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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das genommen hast, was sie als ihr ureigenstes Eigentum betrachtet. Kitty wird sich nie wirklich ändern. Sie war dem Tode nahe und hatte Angst vor dem, was sie auf der anderen Seite erwartet… Wenn sie wieder gesund ist, wird sie hinter dir her sein. Um deinetwillen… Fahr jetzt, heute.«
    Ich wußte weder, was ich sagen, noch, was ich tun sollte. Das einzige, was ich tat, war, ihn aus tränenüberströmten Augen anzustarren, wie er unruhig auf und ab ging.
    »Heaven, als dein Vater in Kittys Krankenzimmer war, hat sie ihn gebeten, daß er dir sagen sollte, wo Keith und Unsere-Jane sind. Es war ihr Wiedergutmachungs-Geschenk an dich.«
    Ich verstand ihn nicht ganz, aber mein Herz schlug so heftig, daß es schmerzte. Ich wäre am liebsten vor mir selber davongerannt. »Wie kann ich nur dem Glauben schenken, was Kitty oder Vater sagen?«
    »Dein Vater hat schon geahnt, daß du vor ihm weglaufen würdest und ihn nie mehr sehen möchtest. Daher hat er Tom einige Fotos von Keith und Unserer-Jane gegeben, damit er sie dir zeigen kann. Ich habe sie mir auch angeschaut, Heaven. Sie sind größer geworden, seit den letzten Bildern. Ihre Eltern lieben sie abgöttisch, sie haben ein schönes Zuhause und besuchen eine der besten Schulen im Land. Falls du vorhast, sie zu besuchen, bedenke, daß du traurige Erinnerungen mitbringst, die sie vielleicht vergessen wollen… Vergiß das nicht, wenn du in ihr neues Leben trittst. Laß sie erwachsener werden, Heaven. Und gib dir Zeit, bis du selbst abgeklärter bist.«
    Er sagte noch vieles, aber ich weigerte mich, ihm zuzuhören.
    Cal überreichte mir das Bargeld, das er in Vaters Auftrag gebracht hatte. Ein Bündel Zwanzig-Dollar-Scheine –
    insgesamt fünfhundert Dollar –, die Summe, die Kitty und Cal für mich bezahlt hatten. Mit großen, verweinten Augen sah ich Cal an. Aber er wandte sich von mir ab.
    Damit hatte ich mich entschieden. Ich würde fahren und nie mehr wiederkommen! Auch nicht, um Logan zu sehen! Ich hatte mit Winnerrow und den Willies und allen, die immer behaupteten, daß sie mich liebten, gebrochen.
    Der nächste Flug nach Atlanta, von wo ich eine Maschine nach Boston nehmen konnte, ging am nächsten Tag um neun Uhr früh. Cal fuhr mich zum Flugplatz, er schleppte meine Koffer.
    Er machte einen fahrigen Eindruck und schien erpicht darauf, wegzugehen, bevor er mich zum Abschied küßte. Seine trüben Augen musterten mich von meinem Gesicht bis zu den Schuhen, und dann blickte er mir wieder in die Augen. »Dein Flugzeug geht in zwanzig Minuten. Ich würde gerne hier mit dir warten… Aber ich muß unbedingt zu Kitty zurück.«
    »Das solltest du«, bemerkte ich trocken. Ich wollte mich keinesfalls von ihm verabschieden, keinesfalls… und doch tat ich es. »Auf Wiedersehen… auf Wiedersehen…« Ich wollte auch auf gar keinen Fall weinen oder mich verletzt fühlen, aber beides trat doch ein. Ich sah, wie er zögerte, und seine Schritte verlangsamten sich. Doch dann zuckte er mit den Achseln und ging schnell weg.
    Noch zwanzig Minuten Wartezeit. Wie sollte ich mir die Zeit vertreiben? Jetzt hatte ich niemanden mehr; Logan war fortgelaufen; Tom zog Vater mir vor; Fanny hatte schon vor langer Zeit beschlossen, daß sie mich nicht brauchte… Neue Zweifel überkamen mich und machten mir angst. Wie konnte ich sicher sein, daß die Familie meiner Mutter mich überhaupt wollte? Aber ich hatte ja fünfhundert Dollar bei mir. Falls es in Boston nicht klappen sollte, dann fände ich schon einen Ausweg.
    »Heaven! Heaven!« hörte ich eine bekannte Stimme. Ich drehte mich um und sah ein schönes, junges Mädchen auf mich zueilen. Sollte das Fanny sein, die so eigenartig schwerfällig auf mich zukam? »Heaven«, rief sie nach Luft ringend und schlang ihre Arme um mich. »Tom hat mir erzählt, daß du fortfährst. Ich konnte dich ganz einfach nicht in dem Glauben gehen lassen, daß ich dich nicht mag. Ich mag dich sehr! Hab’
    schon gefürchtet, daß wir dich versäumen! Tut mir ja so leid, daß ich gemein zu dir gewesen bin, aber sie haben mir verboten, mit dir zu reden!« Sie trat einen Schritt zurück und öffnete mit einem strahlenden Lächeln ihren Mantel, um stolz ihren gewölbten Bauch zu zeigen. Dann flüsterte sie mir ins Ohr: »‘s ist das Baby vom Reverend. Es wird bestimmt süß, das spür’ ich. Seine Frau wird es als ihr eigenes erklären, und ich bekomm’ zehn Riesen dafür… Und dann geht’s ab nach New York!«
    Es konnte mich nichts mehr überraschen.

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