Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
mit vierzehn Jahren verliebt zu sein, es machte mich so glücklich, daß ich am liebsten zugleich gelacht und geweint hätte.
    Jetzt, da die Luft voller Liebe war, gingen die herrlichen Frühlingstage viel zu schnell vorüber. Ich wollte viel Zeit für die Liebe haben, aber Großmutter und Sarah nahmen mir unerbittlich die Zeit weg. Es mußte nicht nur gepflanzt werden, sondern auch andere Arbeiten warteten auf mich, die zu meinen Pflichten und nicht zu Fannys gehörten. Aber ohne unseren großen Gemüsegarten hinter der Hütte hätten wir uns nicht ausreichend ernähren können. Wir hatten Kohl, Kartoffeln, Gurken, Karotten, Wirsing im Herbst, Rüben und das beste von allem: Tomaten.
    Sonntags freute ich mich darauf, Logan in der Kirche zu sehen. Wenn wir zusammen in der Kirche waren und er mir gegenüber in der Bank saß, so daß sich unsere Augen trafen und er mir viele stumme Botschaften sandte, dann vergaß ich einfach die verzweifelte Not, in der wir lebten. Logan schenkte uns mancherlei aus der Apotheke seines Vaters; es waren Kleinigkeiten, für ihn nichts besonderes, die uns aber entzückten, wie zum Beispiel eine Flasche Shampoo, Parfüm in der Sprühdose, Rasierer und Rasierklingen für Tom, dem auf seiner Oberlippe schon mehr als nur ein rotbrauner Flaum wuchs.
    Wir hatten an einem Sonntagnachmittag ausgemacht, gemeinsam fischen zu gehen, obwohl Logan seinen Eltern nicht verraten hatte, wer seine Freunde waren. Ich hatte es schon an ihren versteinerten Gesichtern gemerkt, wenn wir uns gelegentlich auf den Straßen von Winnerrow trafen, daß sie es nicht gern sahen, wenn ich, oder sonst jemand aus der Casteel-Familie, etwas mit ihrem Sohn zu tun hatte. Ihre Einstellung schien Logan aber viel weniger auszumachen als mir. Ich wollte, daß sie mich mochten, und Logan wollte mich ihnen auch vorstellen, aber irgendwie gelang es ihnen immer wieder, dem aus dem Weg zu gehen.
    Ich bürstete mir gerade die Haare und dachte dabei an Logans Eltern, während Fanny draußen im Hof Snapper, Vaters Lieblingshund, quälte. Sarah setzte sich schwerfällig neben mich und strich sich lange Strähnen ihres roten Haares aus dem Gesicht. »Bin so müde. Die ganze Zeit schon so verdammt müd’«, sagte sie schließlich seufzend. »Und nie ist dein Vater zu Haus. Und wenn, dann sieht er gar nicht, in welchen Umständen ich bin.«
    Ihre Worte durchfuhren mich wie ein Blitz. Was hatte Vater nicht bemerkt? Schnell wandte ich mich um und starrte sie an.
    Dabei wurde mir klar, daß auch ich sie nur selten wirklich betrachtete, sonst hätte ich es schon längst herausgefunden, daß sie schwanger war… schon wieder.
    »Mutter!« rief ich. »Hast du es Vater nicht erzählt?«
    »Wenn er mich mal richtig anschauen würd’, hätt’ er’s ja wohl schon längst bemerkt, oder?« Helle Tränen des Selbstmitleids bildeten sich in ihren Augen. »Ein weiteres Maul zu stopfen ist ja wohl das letzte, was wir brauchen. Wird aber nu’ noch eins kommen, im Herbst.«
    »Welcher Monat, welcher Tag?« rief ich, verzweifelt bei dem Gedanken an ein neues Baby, um das man sich wieder sorgen mußte, ausgerechnet jetzt, wo Unsere-Jane endlich zur Schule ging und nicht mehr ganz so viel Mühe kostete wie früher. Bei Gott, es war wirklich sehr aufreibend gewesen, zumal zwischen ihr und Keith nur ein Jahr Unterschied war.
    »Hab’ die Tage nicht gezählt für’n Doktor. Geh’ auch zu keinem«, flüsterte Sarah heiser, als hätte das kommende Kind ihrer Stimme schon alle Kraft genommen.
    »Mutter, du mußt es mir sagen, wann es kommt, damit ich hier bin, wenn du mich brauchst.«
    »Hoffentlich hat’s schwarzes Haar«, murmelte sie geistesabwesend. »Ein dunkeläugiger Junge, wie ihn sich dein Vater wünscht –, ein Junge, der ihm ähnlich sieht. O Gott, bitte erhör mich diesmal und schenk Luke und mir ‘nen Sohn, der sein Ebenbild ist. Dann kann er mich lieben, so wie er sie geliebt hat.«
    Ihre Worte taten mir weh. Was hatte es für einen Sinn, wenn ein Mann so lange trauert – falls er wirklich trauerte –, und wann hatte er das Baby gemacht? Meistens wußte ich, was sie trieben; es war aber schon eine Ewigkeit her, daß die Federn in dem verräterischen Rhythmus gequietscht hatten.
    Auf dem Weg zum See, wo wir mit Logan zum Fischen verabredet waren, erzählte ich niedergeschlagen Tom die Nachricht.
    Kaum hatten wir Logan getroffen, da tauchte plötzlich Fanny zwischen den Bäumen auf. Sie schmiß sich an Logan, als wäre sie ein sechsjähriges

Weitere Kostenlose Bücher