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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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einige Tassen auf dem Regal zu Boden fielen und zerbrachen. Wir besaßen gerade genügend Tassen für uns alle und hatten keine einzige zu viel.
    Vater war furchtbar in seinem Zorn – es war unheimlich, wie er mit seiner Kraft, die viel zu heftig für den kleinen Raum war, um sich hieb. »Ich arbeite Tag und Nacht, um dich und die Kinder über Wasser zu halten…« tobte er.
    »Und du warst also nicht daran beteiligt, was?« kreischte Sarah.
    Das Band, das ihre langen roten Haare gewöhnlich zusammenhielt, hatte sich gelöst.
    »Ich hab’ dir doch diese Pillen gegeben!« schrie er. »Ich hab’
    gutes Geld dafür bezahlt und gehofft, daß du genügend Grips hast, die Anleitung zu lesen!«
    »Ich hab’ sie genommen! Hab’ ich dir das nicht gesagt? Hab’
    sie alle genommen und hab’ gewartet, daß du kommst, aber du bist nicht gekommen – und dann waren sie schon alle.«
    »Willst du damit sagen, daß du alle auf einen Sitz geschluckt hast?«
    Sie sprang auf, öffnete den Mund wie zum Reden, ließ sich aber statt dessen wieder auf den Stuhl – einen der sechs harten, unbequemen Stühle – zurückfallen. »Hab’s immer vergessen…
    dauernd vergess’ ich’s, da hab’ ich sie alle auf einmal geschluckt, um’s nicht zu vergessen!«
    »Mein Gott«, stöhnte Vater. Wütend und empört funkelte er sie mit seinen schwarzen Augen an. »Dumm! Und ich hab’ dir noch die Anleitung vorgelesen!« Damit schlug er die Tür hinter sich zu, während ich neben Tom, der Keith und Unsere-Jane auf dem Schoß hatte, auf dem Boden saß. Unsere-Jane hatte ihr kleines Gesicht gegen Tom gepreßt, so wie sie es immer tat, wenn sich unsere Eltern stritten. Fanny lag zusammengerollt auf ihrer Schlafdecke, die Hände gegen ihre Ohren gepreßt und die Augen fest zugekniffen. Großmutter und Großvater saßen in ihren Schaukelstühlen und wippten hin und her, dabei starrten sie ausdruckslos in die Luft, so als hätten sie dies alles schon tausendmal gehört und würden es auch in Zukunft tausendmal wieder hören. »Luke kommt zurück und sorgt für dich«, versuchte Großmutter Sarah zu trösten. Sarah weinte noch immer. »Er ist’n guter Junge. Wenn er sein neues Baby sieht, verzeiht er dir.«
    Sarah erhob sich stöhnend und machte sich daran, unser Abendessen vorzubereiten. Ich eilte auf sie zu, um ihr zu helfen. »Setz dich, Mutter, oder leg dich aufs Bett. Ich kann das Essen schon alleine herrichten.«
    »Dank dir, Heaven… Muß aber was tun, um nicht nachzudenken. Hab’ ihn wahnsinnig geliebt. Mein Gott, hab’
    ich Luke Casteel geliebt und so großes Verlangen nach ihm gehabt. Dabei hab’ ich’s weder ahnen noch erraten können, daß er nur sich selbst liebt.«
    Nach dem Abendessen zischte Fanny mir etwas ins Ohr. »Ich werd’ das neue Baby hassen. Mutter ist zu alt für’n Baby… Ich muß jetzt mein eigenes Baby bekommen.«
    »Das mußt du überhaupt nicht!« fuhr ich sie scharf an.
    »Fanny, du machst dir was vor, wenn du meinst, daß du mit einem eigenen Kind erwachsen und frei bist… Mit einem Baby hast du noch weniger Freiheit als jetzt. Also paß auf, was du mit deinen Freunden machst.«
    »Du verstehst ja gar nichts davon. Passiert ja nicht zum erstenmal! Bist ja noch viel mehr ein Kind als ich, sonst wüßtest du, was ich meine.«
    »Und was meinst du?«
    Schluchzend klammerte sie sich an mir fest. »Weiß nicht…
    Ich will so viel, was wir nicht haben, daß es direkt weh tut. Es muß was für mich geben, daß ich ein besseres Leben führen kann. Hab’ keinen richtigen Freund wie du. Die Jungen lieben mich nicht so wie Logan dich. Heaven, hilf mir bitte, bitte hilf mir.«
    »Ich helfe dir, ich helfe dir«, versprach ich. Wir hielten uns fest umschlungen.
    Die Augusttage wurden viel zu schnell immer kürzer. Die letzten Wochen von Sarahs Schwangerschaft verliefen mehr oder weniger qualvoll – für sie wie für uns –, obwohl Vater jetzt öfter als zuvor zu Hause auftauchte und nicht mehr auf und ab ging und brüllte. Er hatte sich wohl mit der Tatsache abgefunden, daß Sarah vielleicht noch fünf oder sechs Kinder haben würde, bevor ihre Zeit um war.
    Schwerfällig stolperte sie in der Hütte umher und hielt oft ihre roten, schwieligen Hände an die Wölbung ihres Bauches gepreßt, in der ihr fünftes Baby lag, das sie nicht mit besonders großer Freude erwartete. Sie murmelte entweder Gebete vor sich hin oder brüllte herum. Von der Liebenswürdigkeit, die Sarah in ihren besten Zeiten besessen hatte, war

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