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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Logan.
    Er blieb stehen und drückte mich auf einen vermoderten Baumstamm hinunter. »Gleich wirst du wieder davonlaufen, dich umdrehen und mir zuwinken. Soll ich nie dein Zuhause kennenlernen?«
    »Da gibt es nichts zu sehen«, sagte ich mit gesenktem Kopf.
    »Man sollte sich für nichts schämen«, sagte er sanft und drückte meine Finger, bevor er meine Hand losließ und mein Gesicht zu sich hob. »Wenn du weiterhin Teil meines Lebens sein wirst – und ich kann es mir anders nicht vorstellen –, dann mußt du mich ja doch eines Tages hereinlassen, nicht wahr?«
    »Eines Tages – wenn ich mutiger bin.«
    »Du bist der mutigste Mensch, den ich kenne! Heaven, ich habe in letzter Zeit viel über uns nachgedacht; darüber, wie gut wir uns verstehen, wieviel Spaß wir zusammen haben und wie einsam die Stunden ohne dich sind. Wenn ich das College beendet habe, möchte ich Wissenschaftler werden, ein hochbegabter, natürlich. Hättest du keine Lust, mit mir gemeinsam die Geheimnisse des Lebens zu erforschen? Wir könnten als Team zusammenarbeiten, wie Madame Curie und ihr Mann. Würde dir das nicht gefallen?«
    »Natürlich«, sagte ich, ohne nachzudenken, »aber wäre es nicht langweilig, tagtäglich im Labor eingesperrt zu sein? Gibt es kein Labor im Freien?«
    Er fand meine Antwort komisch und umarmte mich.
    Ich schlang meine Arme um seinen Hals und schmiegte meine Wange an seine. Ich fühlte mich geborgen in seinen Armen. »Wir werden ein Labor ganz aus Glas haben«, sagte er schließlich mit belegter Stimme und seine Lippen näherten sich den meinen, »voller Pflanzen. Würde dich das glücklich machen?«
    »Ja, ich glaube schon…« Würde er mich wieder küssen?
    Wenn ich meinen Kopf nur ein ganz klein wenig zur Seite neigte, dann wäre das Problem, daß seine Nase gegen meine stieß, aus der Welt geschafft.
    Ich hatte zwar keine Ahnung, wie ein Kuß zustande kam, dafür er um so mehr. Es war wunderbar aufregend. Kaum war ich jedoch zu Hause, verflog meine freudige Erregung durch Sarahs tobende Leidensausbrüche.
    An diesem Samstag schien die Sonne etwas heller, freundlicher und wärmer. Tom und ich waren bestrebt, dem bitteren Haß Sarahs, die in übelster Laune war, zu entgehen.
    Wir trafen uns mit Logan. Zu diesem Treffen hatten wir auch Unsere-Jane und Keith mitgenommen. Wir verstanden uns sehr gut und bemühten uns, Keith und Unsere-Jane die Zeit zu vertreiben.
    Kaum waren wir am Fluß angelangt, wo wir angeln wollten, erscholl in den Bergen Sarahs Gebrüll. Sie rief mich zurück.
    »Auf Wiedersehen, Logan!« sagte ich nervös. »Ich muß zu Sarah zurück; vielleicht braucht sie mich! Tom, bleib du hier und paß auf Keith und Unsere-Jane auf.«
    Ich sah Logans Enttäuschung, als ich davonstob, um Sarahs Befehl nachzukommen, die Wäsche zu waschen, statt meine Zeit mit einem Jungen aus dem Tal zu vergeuden, der sowieso nichts taugte und mir mein Leben ruinieren würde. Mit schlechtem Gewissen stellte ich den Waschtrog auf die Bank, schleppte das heiße Wasser vom Ofen dorthin und fing auf dem alten Waschbrett zu schrubben an.
    Am nächsten Tag lief Sarah wieder ständig auf und ab und murmelte immer das gleiche vor sich hin. »Muß hier raus, muß raus aus dieser Hölle hier. Nichts als arbeiten, schlafen, und warten und warten auf ihn – und wenn er kommt, keine Freude, keine Zufriedenheit, nichts.«
    Das sagte sie tausendmal, trotzdem blieb sie.
    Dann kam der Tag, vor dem wir uns alle gefürchtet hatten. Es fing Sonntag früh an, ich setzte gerade Wasser auf, damit wir uns vor dem Gottesdienst noch schnell waschen konnten. Vom Schlafzimmer ertönten gellende, schmerzerfüllte Schreie.
    »Annie, es kommt, Annie, es kommt, Lukes schwarzhaariger Sohn kommt!«
    Großmutter bewegte sich schwerfällig, ihre Beine taten weh, sie war kurzatmig und brauchte meine Unterstützung. Von dem Augenblick an, als die Wehen eingesetzt hatten, ahnte sie, daß diese Geburt anders
    und schwieriger als die
    vorangegangenen verlaufen würde. Tom rannte hinaus, um Vater zu suchen, während Großvater sich widerwillig von seinem Schaukelstuhl erhob und zum Fluß ging. Ich befahl Fanny, auf Keith und Unsere-Jane aufzupassen, aber sich nicht zu weit von der Hütte zu entfernen. Großmutter und Sarah brauchten meine Hilfe. Die Wehen dauerten viel länger als bei Unserer-Jane und den anderen Kindern, die ebenfalls in diesem Bett zur Welt gekommen waren. Erschöpft fiel Großmutter auf einen Stuhl und gab stockend ihre Anleitungen,

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