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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Stücken, ohne jegliche Überredung oder Nötigung, Ihre Einwilligung gegeben haben, Ihre beiden jüngsten Kinder mir und meiner Frau zu verkaufen. Sie haben zudem unwiderruflich auf das Recht verzichtet, sie jemals wiederzusehen oder in irgendeiner Form Verbindung mit ihnen aufzunehmen.«
    Ich schrie auf. Vater verstand das Wort unwiderruflich womöglich überhaupt nicht.
    Niemand tröstete mich, nur Tom nahm mich in seine Arme,
    »‘s wird nicht so schlimm werden, Heavenly«, flüsterte er.
    »Nachdem Vater das gehört hat, wird er bestimmt nicht einwilligen.«
    »Und«, fuhr der Rechtsanwalt fort, »hiermit übergeben Sie uns« – dabei zeigte er auf seine Unterschrift und die seiner Frau – »das Recht, was die Zukunft Ihrer beiden Kinder namens Keith Mark Casteel und Jane Ellen Casteel angeht, alle Entscheidungen zu treffen. Sollten Sie auf rechtlichem oder illegalem Wege versuchen, sie mir und meiner Frau wegzunehmen, dann müssen Sie mit einem Prozeß rechnen, bei dem Sie alle Prozeß- und Anwaltskosten sowie die Kosten, die sich während des Aufenthalts Ihrer Kinder bei uns ergeben haben, tragen müssen. Selbstverständlich werden noch weitere Zahlungen hinzukommen, wie beispielsweise medizinische und zahnmedizinische Leistungen, da wir vorhaben, die Kinder baldmöglichst ärztlich betreuen zu lassen. Außerdem werden wir sie in die Schule schicken, ihnen neue Kleider kaufen, Spielsachen besorgen und ihnen ein Zimmer einrichten. Hinzu kommen noch weitere Posten, die mir aber im Moment entfallen sind…«
    Oh, mein Gott.
    Niemals würde Vater genug Geld besitzen, um seine Kinder zurückzukaufen. Nicht in tausend Jahren!
    »Ich verstehe«, sagte Vater völlig ungerührt. »Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich das tue. Unsere-Jane braucht einen Arzt und Keith wahrscheinlich auch. Auch wenn meiner Ältesten die Gefühle durchgegangen sind, so hat sie nicht gelogen. Sie wissen also, was auf Sie zukommt.«
    »Ein entzückendes Kind, ein ganz entzückendes Kind, das sich gut entwickeln wird«, flötete die dicke Dame und hielt das Ärmchen Unserer-Jane fest, damit sie ihr nicht entkam und zu mir rannte. »Ein nettes Kerlchen«, fügte sie hinzu, während sie Keith über den Kopf streichelte. Er stand, wie immer, neben seiner Schwester und hielt ihre Hand. Wenn sie nicht davonlief, dann würde er es auch nicht tun.
    Ich weinte. Ich würde einen Bruder und eine Schwester verlieren, die ich mit großgezogen hatte. Erinnerungen, wie sie als Babys und Kleinkinder ausgesehen hatten, kamen auf einmal zurück und füllten meine Augen erneut mit Tränen. Ich sah Bilder aus der Vergangenheit vor mir: Wir waren alle auf einer Bergwiese und brachten Unserer-Jane das Gehen bei.
    Wie goldig sie ausgesehen hatte mit ihren krummen Beinchen, den winzigen Zehen und den Ärmchen, die sie ausgestreckt hatte, um nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen. Tom und ich halfen Keith bei seinen ersten Schritten. Ich lehrte Keith und Unsere-Jane, deutlich und richtig zu sprechen, und Fanny war immer eifersüchtig gewesen, weil sie mich am meisten liebten und dann Tom.
    Ich war wie gelähmt und gebannt von Vaters dunklem, zornigem Blick, der mich warnte, nicht wieder zu sprechen.
    Vater nahm so viel Geld entgegen, wie er es noch nie in seinem Leben besessen hatte.
    Eintausend Dollar.
    Seine Augen glühten vor Erregung.
    »Fanny, es fängt zu regnen an«, sagte Vater. Anscheinend war er besorgt um die teuer und warm gekleideten Leute, während er uns gegenüber niemals Besorgnis gezeigt hatte.
    »Hol den alten Regenschirm, der irgendwo sein muß, damit die Dame nicht ihre schöne Frisur kaputtmacht.«
    Vater nahm Unsere-Jane und Keith auf seine Arme und befahl ihnen, still zu sein. Ich rannte hinaus, um ihnen eine Decke zu holen.
    Ich kam mit unserer besten Decke, die Großmutter vor Jahren genäht hatte, zurück. »Sie haben weder Mäntel noch Mützen, noch Stiefel«, sagte ich aufgeregt. »Bitte, seien Sie gut zu ihnen – geben Sie ihnen viel Orangensaft und Obst. Und Fleisch, wir hatten eigentlich nie genug Fleisch. Unsere-Jane liebt Obst, sie ißt kaum etwas anderes. Keith hat einen guten Appetit, auch wenn er sich oft erkältet. Beide haben Alpträume, bitte lassen Sie daher ein kleines Licht im Zimmer an, damit sie keine Angst vor der Dunkelheit bekommen…«
    »Sei still«, zischte Vater.
    »Aber Kind, natürlich werde ich zu deinem Bruder und deiner Schwester gut sein«, sagte die Dame freundlich, streichelte mir über die Wange

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