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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und schien Mitleid zu haben.
    »Wie nett du bist, wie eine richtige kleine Mutti. Mach dir keine Sorgen um die beiden. Ich bin keine böse Frau, und Lester ist kein böser Mann. Wir werden gut zu ihnen sein, sie einkleiden, und außerdem erwartet sie bei uns Weihnachten, an dem sie alles haben können, was ihr Herz begehrt. Wir wußten nicht, ob wir den Jungen oder das Mädchen nehmen, also haben wir Spielsachen gekauft, die für beide geeignet sind…
    ein Schaukelpferd, ein Dreirad, ein Puppenhaus, Lastwagen, Autos und Kleidung… allerdings zuwenig für zwei. Aber sie können sich die Sachen teilen, bis wir wieder einen Einkauf machen. Das werden wir morgen erledigen. Wir werden ihnen alles kaufen, was sie brauchen. Weine nicht, und mache dir keine Sorgen. Wir werden uns bemühen, gute Eltern zu sein, nicht wahr, Lester?«
    »Ja, natürlich«, antwortete Lester kurz angebunden und drängte zum Aufbruch. »Komm, laß uns gehen, Liebling. Es wird spät, und wir haben noch eine weite Strecke vor uns.«
    Vater überreichte Unsere-Jane jetzt der Frau, und der Mann trug Keith, der sich jetzt nicht mehr wehrte, sondern – wie Unsere-Jane – nur noch schrie.
    »Hev-lee… Hev-lee!« schluchzte Unsere-Jane und streckte ihre dünnen Arme nach mir aus. »Will nicht fort, will nicht…«
    »Schnell, Lester. Ich kann es nicht hören, wie das Kind weint.« Beide eilten mit den schreienden Kindern im Arm zur Tür hinaus, während Vater sie devot begleitete, mit dem Regenschirm in der Hand, den er über die Köpfe der Dame und Unserer-Jane hielt.
    Ich sank weinend zu Boden.
    Tom eilte ans Fenster, und obwohl ich es nicht sehen wollte, trieb es auch mich dorthin. Ich stellte mich neben ihn und sah hinaus. Fanny kniete davor und sagte: »Ich wünschte, sie hätten mich ausgesucht. O heiliger Bimbam, ich wünschte mir, ich könnt’ all die Weihnachtsgeschenke haben! Warum wollten sie nicht mich, anstatt Unserer-Jane, die andauernd heult? Keith ist auch nicht viel besser, außerdem macht er ins Bett. Warum hast du ihnen das nicht erzählt, warum nicht, Heaven?«
    Ich wischte meine Tränen ab und versuchte, mich zu beruhigen. Ich redete mir ein, daß es eigentlich nicht so schlimm war, Unsere-Jane und Keith zu verlieren, wenn sie so viele schöne Sachen bekommen würden – Orangen, Spielsachen – und auch einen Arzt für Unsere-Jane.
    Dann war ich auf einmal draußen auf der Veranda und schrie ihnen atemlos hinterher: »Bitte, vergessen Sie nicht, beide auf eine gute Schule zu schicken, bitte!«
    Die Dame drehte das Wagenfenster herunter. »Mach dir keine Sorgen, Liebes«, rief sie. »Ich werde dir von Zeit zu Zeit schreiben, wie es ihnen geht, aber ohne Absender. Und ich werde dir Photos schicken.«
    Das Fenster wurde wieder geschlossen und dämpfte die verzweifelten Schreie von Unserer-Jane und Keith.
    Vater machte sich nicht einmal mehr die Mühe, ins Haus zurückzugehen, um zu erfahren, was seine Kinder von seiner
    »Weihnachtsüberraschung« hielten.
    Es schien, als liefe er vor meinen anklagenden Blicken und den zornigen Worten, die ich ihm ins Gesicht schreien wollte, davon. Er sprang in seinen alten Lieferwagen und fuhr weg. Er ließ mich in dem sicheren Glauben zurück, daß er die tausend Dollar mit Nutten, Alkohol und Glücksspielen bald durchbringen würde. Und heute nacht würde er sicherlich keinen Gedanken an Unsere-Jane, Keith und uns verschwenden.
    Wie eine Schar verschreckter Küken scharten wir uns um Großvater, der still dasaß und weiterschnitzte, als wäre nichts Ungewöhnliches passiert. Dann sahen wir uns an. Sogar Fanny weinte. Sie schlang die Arme um mich und schluchzte: »‘s wird ihnen doch gutgehen, oder? Leute mögen kleine Kinder, auch wenn’s nicht ihre eigenen sind.«
    »Natürlich tun sie das«, sagte ich und versuchte, die neuen Tränen zurückzuhalten. Ich wollte erst später alleine weinen.
    »Und wir werden sie wiedersehen. Wenn die Frau uns lange Briefe schickt, erfahren wir, wie es ihnen geht. Eines Tages werden Unsere-Jane und Keith selber schreiben können. Wird das nicht wunderbar… einfach… wunderbar.« Ich stockte, und die Tränen kullerten mir die Wangen herab, bevor ich eine wichtige Frage stellen konnte. »Tom, hast du dir das Nummernschild gemerkt?«
    »Klar«, sagte er mit rauher, heiserer Stimme. »Maryland.
    Aber ich hab’ nicht genug Zeit gehabt, mir die letzten drei Zahlen zu merken. Die ersten waren neun-sieben-zwei. Die hab’ ich im Kopf.« Tom konnte sich solche

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