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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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Schaukelstuhl zu Boden. Jetzt erst wachte Großvater auf und brachte ein schwaches Lächeln zustande, als er seinen Sohn sah. Bald darauf schnarchten beide.
    Säcke, Beutel und Schachteln voller Nahrungsmittel standen auf dem Tisch. Wir hatten wieder zu essen. Erst abends im Bett fragte ich mich, was Vaters Weihnachtsüberraschung wohl sein könnte, da er sie nicht einmal hereingetragen hatte.
    Kleidung? Spielsachen? Er hatte uns noch nie Spielzeug mitgebracht, trotzdem hoffte ich immer darauf.
    Morgen war Weihnachten.
    »Danke dir, lieber Gott«, flüsterte ich dankbar, während ich auf meinen Knien vor meinem Bett betete, »du hast ihn uns in letzter Minute geschickt.«
    Am Weihnachtsmorgen – ich kochte gerade die Pilze, die Tom am vorigen Tag in einer Felsspalte im Wald gefunden hatte – stand Vater auf einmal vom Boden auf, ging kurz hinaus und kehrte, unrasiert und erschöpft aussehend, mit großen Schritten zurück. Er zog Unsere-Jane und Keith aus ihrem warmen Bett. Mühelos hielt er beide in seinen starken Armen und sah sie liebevoll an. Mit großen, etwas verängstigten Augen starrten sie ihm ins Gesicht, als wäre er ein Fremder. Sie waren jetzt meine Kinder, nicht seine. Er liebte sie nicht so sehr wie ich, sonst hätte er sie nicht so viele Tage lang allein und ohne ausreichende Nahrung gelassen. Ich mußte mich mit großer Willensanstrengung dazu zwingen, den Mund zu halten, und machte mich daran, weiter Pilze zu kochen.
    Als besonderen Leckerbissen würde es heute Eier geben, aber den Speck wollte ich aufheben, bis Vater wieder fort war.
    Nicht die dünnste Scheibe davon würde ich an ihn vergeuden.
    »Mach schnell mit dem Essen, Mädchen«, raunzte Vater mich an. »Wir kriegen Besuch.«
    Besuch?
    »Wo ist die Weihnachtsüberraschung?« wollte Tom wissen, der gerade wieder eine Stunde lang Holz gehackt hatte.
    Vater schlenderte an ein Fenster, ohne zu bemerken, wie sauber geputzt es war, und starrte hinaus. »Zieh die beiden an, schnell!« befahl er, setzte Unsere-Jane und Keith auf den Boden und würdigte mich keines Blicks.
    Warum glitzerten seine Augen so seltsam? Wer war der Besuch? Vielleicht Sarah? War Sarah unsere Weihnachtsüberraschung? Wie schön, wie wunderschön.
    Unsere-Jane und Keith eilten auf mich zu, als wäre ich für sie eine Mutter und ein Ort der Geborgenheit. Schnell wischte ich ihnen das Gesicht ab, und bald standen sie fertig da, in ihren besten Kleidern, die schäbig genug waren.
    Jetzt würde alles besser werden. Immer noch hatte ich mir den kindlichen Optimismus bewahrt, der sich nur zuweilen nachts unterkriegen ließ. Ich klammerte mich an meine Hoffnung fest, auch wenn ich das Unheil in Vaters Augen sah und in meinen Knochen spürte. Irgend etwas Schlimmes drohte. Sein kalter, harter Blick streifte mich kurz, bevor er auf Tom, Fanny und schließlich auf Unserer-Jane und Keith verweilte.
    Er zog Tom all seinen anderen Kindern vor, und dann kam Fanny. »Hallo, Liebling«, begrüßte er sie und lächelte sie freundlich an. »Hast noch ‘ne Umarmung für deinen alten Vater übrig?«
    Fanny lachte glücklich. Sie hatte für jeden ein Lächeln und eine Umarmung parat, der ihr die Freude machte, sie zu bemerken. »Vater, jede Nacht hab’ ich gebetet, daß du wiederkommst. Hast mir so gefehlt, ‘s hat direkt weh getan.«
    Sie schob ihre volle Unterlippe vor und fragte ihn, wo er gewesen sei.
    Ich hörte, wie draußen ein Auto in unseren Hof fuhr und bremste. Ich trat ans Fenster und sah einen wohlbeleibten Mann mit seiner Frau vor der Hütte stehen und warten –
    wahrscheinlich auf ein Zeichen von Vater. Ein kurzer Blick auf Vater sagte mir, daß es ihm schwerfiel, einen Entschluß zu fassen. Er nahm statt dessen Fanny auf den Schoß und strich ihr über die langen, schwarzen Haare. »Ihr Kinder müßt euch nu’ mit ein paar harten Tatsachen vertraut machen«, begann er auf seine brummige Art. In seinen Augen lag Trauer und Schmerz. »Eure Mutter kommt nu’ nie wieder zurück. So sind wir Hillbillys nu’ mal. Haben wir uns zu was entschlossen, bringt uns nichts mehr auf der Welt davon ab. Sollte sie je ihren Kopp durch die Tür stecken, knall’ ich ihn ihr ab!« Er lächelte nicht, um uns zu signalisieren, daß er nicht nur einen groben Scherz gemacht hatte.
    Niemand sagte etwas.
    »Hab’ nette, reiche Leute gefunden, die selber keine Kinder bekommen können und sich mächtig eins wünschen und bereit sind, gutes Geld dafür zu zahlen. Wollen ein kleines Kind – ‘s

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