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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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früher gesehen und ‘s einfach nicht gewußt. Hab’ dich in der Kirche gesehen, wenn ich auf Besuch bei meinem Vater und meiner Mutter in Winnerrow war. Bist bei deinen Leuten gesessen und hast wie ein Engel ausgesehen, wirklich wie ‘n Engel.«
    Abrupt hob Vater den Kopf. Seine harten, dunklen Augen trafen Kittys. Er sagte kein einziges Wort und ließ mich im Dunkeln tappen. Etwas Unausgesprochenes lag zwischen ihnen, etwas, das darauf hinwies, daß sie mehr als flüchtige Bekannte waren. Der Gedanke, daß sie zu den Frauen gehörte
    – so ganz anders als meine Mutter –, hinter denen Vater her war, erfüllte mich mit Entsetzen.
    »Hab’ deine rothaarige Mutter beneidet«, plapperte Kitty weiter, als kümmere sie Vater überhaupt nicht – und das erregte meinen Verdacht noch mehr. »Schon als du ein kleiner Grashüpfer warst, habe ich deine Mutter beobachtet, wie sie ihre Brut in die Kirche schleppte. Hab’ sie wirklich damals beneidet. Wollt’ eines ihrer Kinder haben, waren ja alle mächtig hübsch.« Ihre laute, schrille Stimme wurde kalt und tonlos.
    »Kann selber keine bekommen.« Ihre seltsamen Augen wurden bitter und wandten sich anklagend an Vater. Oh… Sie kannte ihn!
    »‘s gibt Leute, die sagen, ich könnt’ von Glück reden, daß ich keine eigenen Kinder hab’… Aber nu’ hab’ ich ja eins… Und sie ist ‘n Engel, ein lebendiger Engel; auch wenn sie keine silberblonden Haare hat, sie hat aber ein Engelsgesicht und blaue Augen wie ‘n Engel… Stimmt doch, Cal?«
    »Ja«, stimmte Cal zu. »Sie sieht wirklich unschuldig aus, wenn du das meinst.«
    Ich hatte keine Ahnung, wovon die beiden eigentlich redeten.
    Ich beobachtete ängstlich den stummen Kampf zwischen Vater und Kitty, die sich offensichtlich kannten. Ich hatte diese Frau nie vorher gesehen, und sie war nicht der Typ, den man leicht übersah. Ich schaute zu Vater, der mitten im Zimmer stand. Er schien Mitleid mit Großvater zu haben, der wie eine leblose Stoffpuppe in seinem Schaukelstuhl saß. Dachte er – wenn überhaupt – an irgend etwas? Hatten Großmutter und Großvater überhaupt je nachgedacht? Hörte das Denken auf, wenn man älter wurde? Wurden alte Ohren taub, damit sie nichts mitbekamen, was sie nur bedrückte?
    »Ich heiß’ Kitty. Ist kein Spitzname. Ich möcht’ nich’
    Katherine, Katie oder Kit heißen. Und ihn kannst du Cal nennen, Liebes. Wenn du dann bei uns zu Haus’ bist, kannst du sämtliche Farbfernseher benutzen – alle zehn.« Wieder warf sie Vater einen herausfordernden Blick zu, der ihm zeigen sollte, was sie für einen wohlhabenden Mann geheiratet hatte.
    Vater schien jedoch nicht sehr beeindruckt.
    Zehn Fernsehgeräte? Verblüfft sah ich sie an. Zehn? Warum so viele, einer genügte doch?
    Kitty lachte gellend. Meine stumme Frage hatte sie nicht bemerkt. »Wußt’ gleich, daß dir das ‘n Schlag versetzt. Cal hier hat nämlich ‘ne eigene Fernsehreparaturwerkstatt, und da gibt’s immer Dumme, die verkaufen ihr Gerät für nichts oder fast nichts, und er repariert sie dann und verkauft sie armen Leuten oder solchen, die sich nicht auskennen. Gibt ‘n sauberen Profit, nicht wahr, Cal?«
    Cal wurde verlegen.
    Wieder lachte Kitty gellend auf.
    »Also, beeil dich und sag allen Adieu, Heaven«, sagte Kitty wie eine Autoritätsperson. Sie warf noch einmal einen herablassenden Blick auf das Mobiliar, um sich zu vergewissern, daß Vater bestimmt nicht ihre Verachtung für sein Heim und seine Unfähigkeit als Geldverdiener übersah.
    »Sag deinem Vater auf Wiedersehen, und dann fahren wir.
    Möchte sobald als möglich zu Hause sein.«
    Aber ich stand nur da und würdigte Vater keines Blicks.
    Doch schließlich war es Kitty, die uns daran hinderte, sofort zu gehen. Nicht ich, sondern sie redete mit Vater. »Also, mein Haus ist immer tipptopp sauber, alles steht auf seinem Platz.
    Nicht wie hier in deiner Bruchbude.«
    Vater lehnte lässig an der Wand, holte eine Zigarette hervor und zündete sie an. Kitty wandte sich zu mir. »Schmutz und Unordnung sind mir ein Greuel, das sag’ ich dir. Dein Vater meint, du kannst kochen. Hoffentlich hat er uns da nicht angelogen.«
    »Ich kann kochen«, sagte ich leise. »Aber ich habe noch nie etwas Schwieriges gemacht.« Meine Stimme versagte beinahe vor Schreck bei der Vorstellung, daß diese Frau vielleicht ausgefallene Gerichte von mir erwartete. Ich konnte doch eigentlich nur würziges Brot mit deftigem Griebenschmalz in der Pfanne zubereiten.
    Vater machte

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