Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Dunkle Wasser in Florenz
Commissario?«
»Nein, geh nur.«
»Zu Befehl, Commissario«, sagte der blonde Sarde und verschwand. Casini ließ sich in seinen Stuhl sinken. Er hatte diese kleine Ermittlung angeordnet, weil er nichts unversucht lassen wollte, aber genau wie er erwartet hatte, war nichts dabei herausgekommen. Er konzentrierte sich besser auf die drei alten Kameraden.
Ihm fiel ein, dass er im Restaurant anrufen wollte. Er fand die Nummer im Telefonbuch und reservierte einen Tisch für neun Uhr. Casini notierte die Nummer des Restaurants dann auf einem Zettel und hinterließ sie im Funkraum.
»Falls es etwas Neues gibt, dort werde ich von neun bis elf sein und einen Happen essen.«
»Eine schöne Signorina, die Opfer der Fluten geworden ist?«, fragte Commissario Bonciani mit einem Augenzwinkern.
»Ein langweiliges Arbeitsessen.«
»Wenn du willst, kann ich das für dich übernehmen.«
»Ich opfere mich gern.«
»Dann muss sie wirklich hübsch sein …«
»Nach elf Uhr versucht es über Funk, oder kommt zu mir nach Hause, ich glaube nämlich nicht, dass in San Frediano das Telefonnetz schon wieder funktioniert«, sagte Casini und verließ grußlos den Raum. Er hatte dieses verschwörerische Gehabe unter Männern in Bezug auf Frauen noch nie leiden können.
Er beeilte sich, nach Hause zu kommen. Um sich zu waschen, musste er erst einen großen Topf Wasser aufsetzen. Anschließend wählte er einen guten Anzug, packte seine besten Schuhe in einen Beutel und verließ in Gummistiefeln die Wohnung. Durch den Schlamm stapfte er zu seinem Wagen. Dort wechselte er die Schuhe. Mit Tempo dreißig schlich er den Viale Macchiavelli entlang, ohne sich um das Hupen und nervöse Scheinwerferblinken hinter ihm zu kümmern. Um acht Uhr zwölf erreichte er das Gitter der Kirche San Miniato, aber er hielt nicht dort an. Um die Zeit herumzubekommen, fuhr er hinunter bis zur Piazza Ferrucci und kehrte dort um. Acht Uhr vierundzwanzig. Er parkte den Wagen und lief auf und ab, während er eine Zigarette rauchte, dabei beobachtete er den starken Verkehr auf dem Viale Galileo. Er drehte sich um und betrachtete die Kirche San Miniato. Ihre weiße, mittelalterliche Fassade mit den geometrischen Mustern aus grünem Marmor und dem Adler mit dem Wollbündel, dem Wappentier der Großkaufleute, ganz oben an der Giebelspitze anstelle des Kreuzes zeichnete sich deutlich vor dem dunklen Abendhimmel ab … die schönste Basilika von ganz Florenz, wenn nicht der ganzen Welt, doch im Moment hatte er keine Augen dafür.
Als er seinen Zigarettenstummel wegwarf, war sie immer noch nicht da. Und wenn sie gar nicht käme? Vielleicht hatte sie es sich ja anders überlegt? Oder noch schlimmer: Sie stand hinter einem Busch versteckt mit ihren Freunden und lachte mit ihnen über den alten Trottel, der von jungem Fleisch geträumt hatte … Schluss jetzt mit der Schwarzmalerei. Es war ganz normal, dass eine Frau zu spät kam. Außerdem war es erst acht Uhr einunddreißig, er musste Ruhe bewahren. Also lief er weiter auf und ab, die Hände in den Taschen vergraben, und versuchte, sich abzulenken. Die drei Faschisten wurden streng überwacht, vielleicht kam dabei ja etwas Interessantes heraus …
Um acht Uhr vierzig stützte er sich mit den Ellbogen auf die Marmorbrüstung vor der Kirche am Ende des Platzes und beobachtete die Allee. Was erwartete Eleonora eigentlich, wenn sie zu ihm kam? Er beschloss, bis acht Uhr fünfzig … also höchstens bis neun Uhr zu warten. Wenn sie um Viertel nach neun nicht da war, würde er nach San Niccolò fahren, um sie zu suchen. Wieder zündete er sich eine Zigarette an und rauchte, obwohl sie ihm nicht schmeckte.
Ein Wagen kam die Via delle Porte Sante entlang. Casini drehte sich um. Scheinwerfer näherten sich, ein weißer Fiat 500 hielt hinter seinem Zivilwagen. Motor und Scheinwerfer gingen aus, die Autotür öffnete sich, und er sah Eleonoras sinnlichen, zarten Körper aus dem Wagen steigen.
»Guten Abend«, sagte sie und kam auf ihn zu, ohne auf ihre Verspätung einzugehen. Casini ging ihr entgegen.
»Guten Abend.«
»Ich habe einen Bärenhunger …«
»Dann sollten wir keine Zeit verlieren.« Sie stiegen in seinen Fiat 1100 und fuhren los. Casini betrachtete Eleonora verstohlen: Sie trug enge schwarze Hosen und einen dunklen, in der Taille gebundenen Mantel, aber selbst in einer Mönchskutte hätte sie noch wunderschön ausgesehen.
»Haben Sie inzwischen einen Mörder verhaftet?«
»Wir arbeiten daran …«
»Im
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