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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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natürlich ging es um den Schlamm und den Unrat, den das Hochwasser zurückgelassen hatte.
    »Ich gehe zu Totò.«
    »Heute haben wir nicht viel Auswahl.«
    »Mir ist alles recht.« Er verabschiedete sich von Cesare und schlüpfte dann in die Küche. Totò begrüßte ihn so herzlich, als hätte er ihn seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Er erzählte ihm, dass das Wasser bis auf zwanzig Zentimeter an seine Wohnung herangekommen war und er einen ganzen Tag dort festgesessen habe.
    »Und deine Nina?«
    »Die war nicht in Gefahr, sie wohnt in Serpiolle.«
    »Und wann heiratet ihr?«
    »Och, nun mal ganz langsam, wir kennen uns doch erst knapp ein Jahr … Wie viel Hunger haben Sie mitgebracht, Commissario?«
    »Ich habe den ganzen Tag nur ein Brötchen gegessen.«
    »Sind Ribollita und Ossobuco in Ordnung?«
    »Ausgezeichnet …«
    »Gut für Sie, denn etwas anderes haben wir nicht.« Der Koch lachte.
    »Ich würde auch eine rohe Zwiebel verschlingen.« Nach einer Minute stand schon eine Riesenschüssel dampfender Gemüsesuppe vor ihm, die er leerte, während er Totòs Erzählungen lauschte und einige Gläser Wein dazu trank. Dann machte er sich mit fast noch mehr Appetit über die Kalbshaxe und die Bohnen her und aß sie mit viel Brot dazu. Casini beschränkte sich darauf, hin und wieder zu den wortreichen Erzählungen des Kochs zu grunzen, während er sich immer heftiger danach sehnte, Eleonora wiederzusehen. Die Cremetorte bekam er nur noch mit Mühe herunter, im Gegensatz zum Vin Santo. Wie immer hatte er am Ende zu viel getrunken und gegessen und schwor sich, dass er aber beim nächsten Mal … Um zehn Uhr stand er auf, nachdem er ein Glas Grappa abgelehnt hatte.
    »Nur noch ein Gläschen, Commissario.«
    »Du würdest auch noch auf einen Mann einschlagen, der schon am Boden liegt, Totò«, sagte Casini und versetzte ihm zum Abschied einen Klaps auf die Schulter.
    Er stieg in seinen 1100 und fuhr schnell nach San Niccolò. Schon von weitem sah er die Hochwasseropfer rund um das Lagerfeuer sitzen, sich unterhalten und lachen. Sie war nicht darunter. Vielleicht war sie schon schlafen gegangen, bei den zwei alten Leuten oben im dritten Stock oder bei ihren Eltern oder … Er verbot sich jede weitere Überlegung und sog heftig an seiner Zigarette. Dass er zu allem eine Hypothese aufstellen musste, nie vergessen konnte, dass er Kommissar bei der Mordkommission war, und immer nachbohren musste, was sich hinter dem äußeren Anschein verbarg. Zu dumm von ihm, dass er nicht früher gekommen war, mehr war da nicht.
    Er fühlte sich rastlos und hatte noch keine Lust, sich ins Auto zu setzen und nach Hause zu fahren. Deshalb überlegte er, dass er ja bei Diotivede vorbeischauen könnte, vielleicht war der ja zu Hause. Er ging die Via Erta Canina hinauf und leuchtete sich mit der Taschenlampe den Weg durch die Allee. Die wenigen Glücklichen, die in dieser Straße wohnten, konnten sich nur ein paar Hundert Meter vom Dom entfernt fühlen, als lebten sie auf dem Land.
    Weiter oben funktionierte die Stromversorgung schon wieder. Er knipste die Taschenlampe aus und ging im gelblichen Schein der wenigen Straßenlaternen weiter. Vor Diotivedes Gartentor blieb er stehen und schaute zu dessen Häuschen, das etwa ein Dutzend Schritte von der Straße entfernt lag. Hinter den Fenstern brannte noch Licht, und im Garten stand sein schwarzer Fiat 1100 geparkt. Casini klingelte. Nach einer Weile ging die Tür auf, und eine weibliche Silhouette zeichnete sich gegen das Flurlicht ab. Groß, breite Hüften, lange Haare.
    »Wer ist da?«, fragte sie mit einer melodischen Stimme.
    »Buonasera , entschuldigen Sie die späte Stunde. Ich wollte eigentlich zu Peppino, aber es ist nicht weiter wichtig … Ich komme ein anderes Mal vorbei.«
    »Wer sind Sie denn bitte?«
    »Franco.«
    »Warten Sie einen Moment.« Die Frau schloss leise die Tür, und ihr Schatten tauchte hinter den Vorhängen der Fenster auf. Nach mehreren Minuten öffnete sich die Tür wieder, und er erkannte die unverwechselbaren Umrisse von Diotivede.
    »Du hast mir doch hoffentlich keine Leiche nach Hause gebracht«, sagte der ernsthaft besorgt.
    »Ich wollte eigentlich auf ein kleines Schwätzchen und ein Glas Wein vorbeikommen, aber jetzt sehe ich, dass du nicht allein bist, und da möchte ich nicht …«
    »Ein Glas Wein kann man niemand verwehren«, sagte der Arzt und drückte auf den Knopf, der das Gartentor öffnete.
    »Deine Verlobte wird nicht wütend wegen der späten

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