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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Bedürfnis, seine Fäuste sprechen zu lassen. Ohne Vorwarnung verpasste er Gorghi einen Schlag mitten ins Gesicht und sah, wie der nach hinten fiel. Der Polizist prallte mit dem Rücken gegen den Schreibtisch, und unter den ungläubigen Blicken des Studenten flogen Stifte und Akten durch den Raum. Als Gorghi den Kopf wieder hob, tropfte Blut aus seiner Nase. Er hielt sich ein Taschentuch darunter, das sich sofort rot färbte. Der junge Mann wusste nicht, wohin er schauen sollte, aber um seine geschwollenen Lippen zuckte ein leichtes Lächeln. Gorghi starrte Casini hasserfüllt an und fluchte unterdrückt. Der Kommissar ignorierte ihn jedoch völlig und summte mit geschlossenen Lippen ein Lied vor sich hin. Er rief im Funkraum an.
    »Schick sofort Rinaldi zu mir, ich bin in Gorghis Büro«, sagte er und legte auf. Gorghi stöhnte auf, sein Gesicht war vor Zorn und Scham rot angelaufen. Er konnte nicht ertragen, dass man ihn vor diesem kleinen Arschloch, das nichts als Scheiße im Kopf hatte, lächerlich gemacht hatte. Er schwor stumm Rache, aber für den Moment wagte er nicht zu widersprechen. Casini hob in aller Seelenruhe die zerbrochene Brille des jungen Mannes auf und drückte sie ihm in die Hand.
    »Ich lasse dich nach Hause bringen.«
    »Können Sie mir erklären, was hier vor sich geht?« Der junge Mann stand auf.
    »Nur eine kleine Meinungsverschiedenheit«, meinte Casini lächelnd.
    »Sind Sie … auch hier vom Präsidium?«
    »Nein, ich bin der Bäcker von gegenüber.« Sie hörten Schritte, und dann stürzte Rinaldi atemlos ins Zimmer.
    »Zur Stelle, Commissario.«
    »Bringen Sie den Herrn nach Hause.«
    »Sofort, Commissario.«
    »Also muss ich mich jetzt bei einem Commissario bedanken …«
    »Es gibt Schlimmeres im Leben.« Unter dem grimmigen Blick Gorghis schüttelten sie sich die Hände. Der junge Mann schaute noch einmal voller Verachtung zu seinem Peiniger hinüber, dann verließ er, gefolgt von Rinaldi, das Zimmer.
    »Das hättest du nicht tun dürfen«, stammelte Gorghi totenbleich.
    »Wenn du noch mal so einen Mist baust, lasse ich dich versetzen«, sagte Casini und verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzusehen. Oben in seinem Büro zündete er sich eine Zigarette an. Er starrte auf die Regentropfen, die in langen Bahnen an den Fensterscheiben hinabliefen. Ihm war leicht übel. Er war kein gewalttätiger Mensch, aber bei Idioten wie Gorghi konnte er sich nicht zurückhalten. Doch es lohnte sich nicht, sich länger mit solchen Leuten zu beschäftigen, und eine Minute später hatte Casini den Vorfall bereits vergessen.
    Aus einer Laune heraus entschloss sich Casini, Panerai aufzusuchen. Es war kurz vor sieben. Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus, und während er durch die Tür ging, unterdrückte er den Wunsch, sich sofort eine neue anzuzünden. Ruhig stieg er die Treppen hinunter. In der Eingangshalle griff er sich irgendeinen Regenschirm, verließ das Präsidium und stieg in seinen Käfer. Die Scheibenwischer waren schon alt und hinterließen Schlieren auf der Windschutzscheibe. Jetzt wusste er es: Er wollte den Metzger noch einmal treffen. Er wollte ihm direkt ins Gesicht sehen und kurz mit ihm reden. Was erhoffte er sich davon? Dass er in seinen Augen las, dass Panerai wirklich der Mörder war?
    Zehn Minuten später stellte er sein Auto im Viale dei Mille ab. Er schaute sich um und suchte nach dem Zivilfahrzeug mit Piras und Tapinassi, und als er es ausfindig gemacht hatte, grüßte er mit einem leichten Kopfnicken. Triefnass betrat er die Metzgerei, und Panerei begrüßte ihn wie einen Stammkunden. Vor der Theke wartete nur eine verhuscht wirkende Frau, die unscheinbar gekleidet war und ein dickes Portemonnaie in der Hand hielt. Ganz sicher ein Dienstmädchen, das für die Herrschaft einkaufen ging. Bei näherem Hinsehen war sie eigentlich ganz hübsch, und Panerai zog sie mit anzüglichen Bemerkungen auf. Die junge Frau kicherte und wippte auf ihren Füßen. Dies waren wohl die vergnüglichsten Momente in ihrem freudlosen Dasein. Panerai hielt beim Zerlegen eines Kaninchens inne und starrte dem Mädchen mit erhobenem Messer in die Augen.
    »Am Leben liebe ich am meisten, durch einen finstren Wald zu streifen …«, flüsterte er mehr als zweideutig und zwinkerte Casini zu. Geschmeichelt über dieses derbe Kompliment, errrötete die junge Frau und versuchte, nicht laut herauszuplatzen.
    »Schauen Sie mich doch nicht so an«, sagte sie. So wie sie die Vokale dehnte, musste sie

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