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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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aus Sizilien stammen. Der Metzger hatte das Kaninchen zerlegt und wickelte es in Papier.
    »Das macht achthundert Lire, meine schöne kleine Sizilianerin«, sagte er und fuhr sich genießerisch mit der Zunge über die Lippen. Die junge Frau bezahlte hastig und verschwand, die Hand verschämt auf den Mund gelegt. Panerai sah ihr grinsend nach.
    »Diese Sizilianerin macht mich richtig heiß«, sagte er, ohne einen Zweifel, dass Casini sich mit ihm in männlicher Solidarität verbünden würde.
    »Sie ist wirklich hübsch.«
    »Darüber sollte ich lieber nicht nachdenken … Wie war das Steak?«
    »Ausgezeichnet, so eins möchte ich noch mal haben.«
    »Wer einmal bei Panerai war, kommt immer wieder«, sagte der Metzger und nahm das Stück für die Steaks vom Haken. Er ließ es mit einem dumpfen Knall auf das Schneidbrett fallen, nahm zwei große scharfe Messer und wetzte sie wie üblich aneinander. Casini sang leise ein altes Lied aus den zwanziger Jahren, an dessen Text er sich nicht mehr richtig erinnern konnte. Panerai hielt inne, und sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. Er stimmte laut ein und schwang dazu die Messerspitze.
    » … nella parte dei violini, mine magnetiche e sottomarini, ed al posto delle trombe, bombe bombe bombe … bumm, bumm, bumm … Ach, das waren noch herrliche Zeiten …«
    »Sie sagen es«, meinte Casini und zwang sich, überzeugend zu klingen.
    »Keinen größ’ren Schmerz kenn ich, als mich an die glücklichen Tage zu erinnern …«, deklamierte der Metzger und wiegte melancholisch seinen Kopf dazu.
    »Wir werden zurückkehren«, sagte Casini, um ihn zum Reden zu bringen. Panerai senkte die Stimme.
    »Gestern bin ich zum Duce gefahren. Ich besuche ihn zweimal im Jahr, einmal zu seinem Geburtstag und dann zum Jahrestag des Marsches auf Rom.«
    »Bitte sagen Sie das nicht. Ich konnte leider nicht fort wegen der Arbeit.«
    »Er war der Mann, der Italien die Einheit gebracht hat, nicht Garibaldi.«
    »Ganz genau.«
    »Warum unternimmt eigentlich keiner was gegen diese Juden mit den Ringellöckchen, die sich gegen den Staat verschwören?«, fragte der Metzger und trieb das Messer mit Wucht ins Fleisch.
    »Man muss den richtigen Zeitpunkt abwarten.« Casini seufzte. Zum ersten Mal gab er sich als Anhänger längst vergangener Zeiten aus, und das kostete ihn einige Überwindung.
    »Wenn es nach mir ginge …« Der Metzger konnte seinen Satz nicht beenden, weil im gleichen Moment eine Frau mit einem Kind an der Hand den Laden betrat. Stumm fuhr er mit der Arbeit fort und zwinkerte Casini verschwörerisch zu. Er wollte ihm das Steak sogar schenken, und der Kommissar musste darauf bestehen, es zu bezahlen. Zum Abschied deuteten sie den römischen Gruß an, und Casini verließ erleichtert den Laden, wobei er den Schirm aufspannte. Es regnete immer noch heftig, aber nun war er fast froh darüber. Das Wasser schien den Dreck der Welt fortzuwaschen. Er hatte keine Lust, noch einmal ins Präsidium zu fahren. Deshalb entschloss er sich, das Steak im Auto zu lassen, und nach einem weiteren Blick zur Zivilstreife hinüber ging er auf dem Viale in Richtung Le Cure. Ein kurzer Spaziergang im Regen würde ihm guttun. Er fühlte sich vollkommen entmutigt. Panerai war ein Jäger, ein Pilzsammler und ein glühender Faschist, der seinen Kundinnen schöne Augen machte. Er war ein Weiberheld, einer, der die Frauen benutzte und wegwarf, ganz wie sein großes Vorbild, der Duce. Casini konnte sich nicht vorstellen, dass er bestimmte Dinge mit kleinen Jungs anstellte. Warum konnte er sich dennoch nicht entschließen, die Überwachung abzubrechen? Weil er nicht die einzige Spur, die er hatte, aufgeben wollte? Damit er nicht wieder nur in seinem Büro saß und Däumchen drehte? Oder hoffte er wirklich noch, dass etwas dabei herumkam? Er konnte sich keinen Reim darauf machen, und für den Augenblick dachte er besser nicht mehr darüber nach.
    Mit durchnässten Schuhen bog er in die Via Pacinotti ab. Das Wasser floss schnell den Rinnstein entlang. Im strömenden Regen sah die Neonreklame des Aurora-Kinos unglaublich trist aus. Ohne besonderes Interesse sah er sich die Schaufensterauslagen an. Es drängte ihn weiterzulaufen, sich zu bewegen. Als er an einem Bekleidungsgeschäft vorüberkam, raubte ihm der Anblick den Atem: Eine wunderschöne junge Frau, sie war dunkelhaarig, dekorierte barfuß das Schaufenster um.
    Casini ging weiter und atmete mit offenem Mund tief durch. Nach einem Dutzend Schritten blieb er

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