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Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman

Titel: Dunkle Wasser in Florenz - Roman: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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beraten?«
    »Soll es etwas für einen besonderen Anlass sein oder für den Alltag?«
    »Für den Alltag.«
    »Alter?«
    »Fünfundzwanzig.«
    »Größe?«
    »Ungefähr Ihre«, sagte Casini. Er bemerkte, dass er schwitzte. Das Mädchen holte einige Blusen aus den Regalen und breitete sie vor ihm auf der Theke aus.
    »Die hier ist aus Baumwolle, enganliegend, sehr schlicht. Die hier dagegen ist aus Seide …« Vorsichtig faltete sie die Bluse auseinander und forderte ihn auf, mit den Fingern über den Stoff zu fahren. Casini gehorchte und gab sich äußerst interessiert.
    »Und die hier?«, fragte er und deutete auf eine weiße Bluse. Dabei zwang er sich, die junge Frau nicht anzustarren.
    »Aus Flanell, fühlen Sie nur, wie weich sie ist«, sagte sie. Der Kommissar nahm einen Zipfel zwischen die Finger und nickte scheinbar überzeugt.
    »In Ordnung, die hier nehme ich.« Er wollte nicht für einen dieser lästigen Kunden gehalten werden, die das ganze Geschäft auf den Kopf stellen und dann gehen, ohne etwas zu kaufen.
    »Ein ausgezeichnete Wahl«, sagte das Mädchen und legte die Bluse zusammen.
    »Wie viel kostet sie?«
    »Viertausendneunhundert. Soll ich sie als Geschenk verpacken?«
    »Ja, bitte.« Das war aber teuer, Himmel noch eins. Doch er wollte nicht als Geizhals gelten und zückte betont gelassen sein Portemonnaie. Die Komödie ging ihrem Ende zu. Nun hatte er keinen Vorwand mehr, länger zu bleiben, es sei denn, er würde weiter Geschenke für eine nicht existierende Frau kaufen. Er wartete, bis die junge Frau die Bluse eingepackt hatte, und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Verzweifelt suchte er nach etwas, was er noch sagen konnte, aber in seinem Kopf herrschte nur eine große Leere. Er bezahlte, und nach einem gestotterten Danke ging er, ohne sich umzudrehen. Mit dem Päckchen unter dem Arm trat er auf den Bürgersteig in den Regen hinaus. Er fühlte sich, als würde er in einer Seifenblase laufen, kam sich vor wie der letzte Trottel. Doch mittlerweile kannte er sich nur zu gut: Er würde keinen Frieden finden, bevor er nicht wieder in dieses Geschäft zurückgekehrt war. Es hatte gar keinen Zweck, sich deswegen Vorwürfe zu machen. Casini bog in den Viale dei Mille ein, und diesmal erinnerte er sich nicht einmal, dass nur wenige Schritte von hier das Haus stand, in dem er sprechen und laufen gelernt hatte. Sein Käfer parkte kilometerweit entfernt, und um dorthin zu gelangen, musste er einen Ozean durchqueren.
    Er schaute kurz bei Totò vorbei, um ihm das faschistische Steak anzuvertrauen. Er würde es schön abgehangen am nächsten Tag verspeisen. Der Koch fragte ihn, ob er zum Abendessen Würste mit Wachtelbohnen essen wollte oder lieber Stockfisch nach Livorneser Art, doch Casini wollte nicht bleiben.
    »Heute Abend gibt es im Fernsehen diese Wörterquizsendung, die will ich nicht verpassen«, sagte er.
    »Die können Sie auch hier anschauen, Commissario.« Totò zeigte auf das Zwölf-Zoll-Gerät in dem Regal mit dem eingelegten Gemüse.
    »Ich gehe nach Hause, Totò. Ich bin müde.«
    »Man hat mir einen Grappa geliefert, mit dem könnte man Tote zum Leben erwecken«, sagte der Koch, um ihn zu überreden, doch noch zu bleiben. Casini dankte ihm, aber an diesem Abend verlangte es ihn wirklich nach ein wenig Ruhe. Er verabschiedete sich und ging nach Hause, fluchte auf den verdammten Regen, der einfach nicht aufhören wollte.
    Er bereitete sich einen schönen Teller Penne mit Butter und Parmesankäse und viel Pfeffer zu. Dann ging er ins Wohnzimmer, um den Fernseher einzuschalten, und setzte sich mit dem Teller in der Hand und einer Korbflasche Rotwein in Reichweite aufs Sofa. Ohne großes Interesse verfolgte er das Ende der Nachrichtensendung. Er konnte sich nichts vormachen: Die dunkelhaarige Verkäuferin ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Schön, wunderschön, diese Augen, dieser Mund und erst die Beine … Verflucht, wie viele junge Kerle mochten wohl hinter ihr herscharwenzeln. Sie konnte jeden Mann haben, den sie wollte, sie musste sich nur einen aussuchen. Was sollte sie da mit einem alten Kommissar anfangen, der sich beim Essen den Gürtel weiterschnallen musste? So eine wie sie vergaß er lieber gleich wieder. Und dann war es nun wirklich nicht der beste Moment, einer Frau hinterherzulaufen. Er hatte an anderes zu denken.
    Der Meteorologe Colonello Bernacca versprach für den nächsten Tag eine Wetterbesserung, und während er mit einem Filzstift Linien auf die Europakarte malte,

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