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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jane Beaufrand
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den Armen kam ich am Gasthaus an.
    Mom und Dad saßen auf der Veranda, geschützt und im Trockenen unter dem Dachvorsprung, mit einem Heizstrahler vor den Beinen und tranken heißen Rum mit Butter. Mom nahm ein Tablett vom Geländer.
    Sobald ich die Wagentür öffnete, sprang der Hund hinaus und wetzte die Treppenstufen hoch (taps, taps,
bumm!
taps, taps,
bumm!
). Mom stand auf und zog die Leinenserviette vom Tablett, auf dem sich Grillwürstchen mit karamellisierten Zwiebeln türmten wie ein Vulkan. Bei dem Duft lief mir mehr Wasser im Mund zusammen, als dem Hund aus dem Maul tropfte, und ich merkte, was für einen Hunger ich hatte.
    Dann stellte Mom das Tablett auf den Boden, und mir ging auf, dass das Essen wieder einmal nicht für mich war.
    »Mal sehen. Die hier sind mit Hühnchen, Apfel und Kreuzkümmel, das da ist Andouille und das hier Chorizo …«
    Völlig wurscht. Der Hund senkte den Kopf und mit einem Riesenschmatz war alles weg. Dann sah er hoch, rülpste und schüttelte den Kopf, sodass sein Sabber über die ganze Veranda flog. Ich dachte, jetzt ekelt sich Mom bestimmt, murrt ein paar Sätze über die Verletzung der Hygienevorschriften und sorgt dann dafür, dass wir dem Hund ein anderes Zuhause suchen. Doch sie lachte nur. Es war sogar mehr als ein Lachen, es war ein Gackern. Ich konnte mich nicht entsinnen, wann ich Mom zum letzten Mal gackern gehört hatte. Sie sah plötzlich zehn Jahre jünger aus.
    »Meinst du wirklich, der ist was für uns?«, fragte Dad Ranger Dave. »Können wir nicht mit was Kleinerem anfangen?«
    »Das ist genau der Richtige«, sagte Ranger Dave und Dad fragte nicht weiter. Mit Vierbeinern kannte Ranger Dave sich aus.
    Mom schnupperte. »Schade, dass er so unappetitlich riecht«, sagte sie. »Müssen wir mit dem Baden warten, bis die Fäden gezogen sind?«
    Da geschah etwas Seltsames. Es war wie bei einem Horrorfilm, bei dem man mittendrin nicht mehr mit der Heldin, sondern mit dem Serienkiller mitfühlt. Als Mom die Bemerkung über sein strenges Parfüm machte, war das Tier mit der gescheckten Todesschnauze auf einmal nichtmehr
ein
, sondern
mein
Tier. Und dass jemand mein Tier disste, konnte ich nicht zulassen.
    »So schlimm ist es gar nicht«, sagte ich. »Sie riecht eben wie eine Petunie.«
    Daraufhin öffnete Dad die Tür, und Petunia höchstselbst trottete ins Haus, als gehörte es ihr und als hätte sie schon ewig hier gewohnt.

15
    Petunia war nicht die einzige Konsequenz meines Leichtsinns. Ich bekam auch noch zwei Wochen Fahrverbot von meinen Eltern aufgebrummt, sodass Dad mich und Tomás zur Schule bringen und nach dem Training wieder abholen musste, wie zwei Kindergartenkinder.
    Am ersten Kutschiernachmittag warteten Tomás und ich vor der Turnhalle auf ihn, während die Kurzstreckenläufer noch die Hürden zusammenräumten. Als Dad mit seinem Geländewagen vorfuhr, in dem Petunia die Rückscheiben mit ihrem Sabber anmalte, zogen sie mich auf jede erdenkliche Art auf.
    »Guck mal, Ronnie. Dein
Daddy
ist da«, sagte Nolan Chapman.
    »Hi, Tomás«, sagte Allison Lehman mit einem verstohlenenWinken. Tomás grüßte mit einem kurzen Kopfnicken zurück und latschte gemächlich weiter zum Auto.
    »Ist das ätzend«, zischte ich ihm zu. »Wieso sind meine Aktien gefallen und deine gestiegen?«
    Tomás hielt inne, die Hand am Türgriff. Seine Brauen zogen sich zu einem konzentrierten V zusammen. Nach einer halben Stunde, wie mir schien, wandte er sich zu Nolan um und zeigte ihm langsam und unmissverständlich den Mittelfinger.
    »Besser so?«, fragte er, als er sich auf den Beifahrersitz zwängte.
    »Ja«, sagte ich. Und überraschenderweise stimmte das sogar.
    Ich hatte mich noch nicht ganz hingesetzt, da kroch mir schon Petunia auf den Schoß und stieß mir ihre Schnauze ins Gesicht. Ich schaffte es, sie abzuwehren, aber ihr Lampenschirm schrammte mir über den Arm. Als ich ihn wegzog, um den Schaden zu inspizieren, schoss sie heran und schleckte mir übers ganze Gesicht.
    »Was sagt Ranger Dave zum Thema Hundemundgeruch?«
    »Gewöhn dich dran«, blaffte Dad.
    Sobald wir zur Tür hereinkamen, hängte ich meine tropfnasse Regenjacke auf und legte Petunias Leine ab, doch Dad hielt mich zurück. »Na, na, na, Veronica. Was hast du denn vor?«
    »Mir die Hände waschen und dann mit den Vorbereitungen fürs Abendessen loslegen?« Das tat ich nachmittagsmeistens. Nachdem ich so schlimm aufgeflogen war, würde ich wohl bis an mein Lebensende Koriander hacken.
    Dad drückte mir

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