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Dunkle Wasser

Dunkle Wasser

Titel: Dunkle Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jane Beaufrand
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leere Medikamentepackungen, ein Happy-Meal-Spielzeug, eine rostige, zerdrückte Dose Bud Light und etwas, das aussah wie eine kleine Plastikaubergine.
    Ich war gerade zwischen zwei Gärten, auf einem riesigen, dicht mit alten Bäumen und Sträuchern bestandenen Gelände, da hörte ich es im Gebüsch wild rascheln und erhaschte einen Blick auf etwas großes Braunes, wie Tomás’ Regenumhang.
    »Wie hast du mich denn gefunden?«, rief ich.
    Keine Antwort aus dem Gebüsch. Nur noch mehr wildes Rascheln.
    Ein Schwall kalter Furcht durchströmte mich. »Tomás?«, probierte ich es noch einmal.
    Darauf folgte ein Laut. Kein Sprechen, sondern ein tiefes Grollen, das den Boden unter meinen Füßen erzittern ließ. Eindeutig nicht Tomás. Tomás knurrte nicht.
    Ich erstarrte.
    Aus hohem Gras und Schachtelhalmen trat der größte Höllenhund hervor, den ich je gesehen hatte. Er war schlammfarben und hatte einen Kopf wie eine Wassermelone. Zähnefletschend knurrte er mich an.
    Manche meiner Freundinnen finden große Hunde toll. Vor denen muss man doch keine Angst haben, sagen sie immer, die meisten sind bloß Riesenschnuffis.
    Ich mochte überhaupt keine großen Hunde. Thor war der größte, den ich kannte, und dieses Biest hatte locker fünfzig Kilo mehr auf den Rippen. Außerdem hatte Sheriff McGarry mir mal die eindrucksvolle rote, wulstige Narbe an ihrer Wade gezeigt, wo ein Rottweiler sich in ihr verbissen hatte, als sie in einem Fall von häuslicher Gewalt ermittelte.
    An diesem Hund war nichts Häusliches. Kein Halsband, keine Leine, nur ein Strick um den Hals, dessen Ende im Gebüsch verschwand. Er bestand von Kopf bis Fuß aus Matsch und Schlimmerem. Durch das Braun schimmerte es rot. Er hatte mehrere Schnittwunden und seine Ohren sahen aus wie Kellogg’s Toppas. Matsch schien das Einzige zu sein, was ihn zusammenhielt.
    Und der Gestank. Igitt! Er roch, als hätte er sich in eine Woche altem Stinktieraas gewälzt und dann auch noch davon gefressen.
    Wie Gegner standen wir uns gegenüber, die Bestie zähnebleckend und knurrend, aber ohne sich auf mich zu stürzen, und ich stocksteif, statt mich umzudrehen und wegzulaufen, wie mein ganzer Körper es mir befahl.
    »Hallo?«, rief ich zögerlich. »Kann mal bitte jemand seinen Hund hier wegholen?«
    Keine Antwort außer von dem Tier, das noch lauter knurrte.
    Wie das hier ausgehen würde, wusste ich nicht. Ich wusste nur, wenn dieses Vieh es schaffte, mich umzustoßen, musste ich mein Gesicht schützen und hoffen, dass die Bisse mich nicht entstellten. Das Gebiss sah brutal aus. Und aus dem Maul hingen glibberige Fäden, ob Schaum oder dickflüssiger Geifer, konnte ich nicht erkennen.
    Und dann fing ich an, die Rippen zu zählen. Eins, zwei, drei, vier, fünf … Sie zeichneten sich alle deutlich unter seinem Fell ab. Wann hatte der Hund das letzte Mal gefressen? Sechs, sieben, acht …
    »Hast du Hunger?«, traute ich mich zu fragen.
    Keine Reaktion. Seine Rückenhaare waren noch immer aufgerichtet und er rührte sich nicht.
    Ich wühlte in den Taschen meiner Shorts und fand ein Handy und einen Energieriegel mit Bananengeschmack. Langsam nahm ich den Riegel heraus und zog die Folie ein Stück nach hinten.
    Dann hielt ich ihm den Riegel hin. »Abendessen?«
    Die Bestie starrte mich an. Grrrrr…
    »Leckerli?«, probierte ich es noch einmal.
    Wieder keine Reaktion, aber wenigstens ging er immer noch nicht auf mich los. Komm schon, Ronnie. Mom wüsste, wie man ihm so was schmackhaft machen könnte. »Mjam-mjam Leckerli. Schmeckt überhaupt nicht wie Asbest mit Bananenaroma.«
    Der Hund bellte laut und ich trat einen Riesenschritt zurück.
    »Hey, tut mir leid«, sagte ich und wedelte mit dem Energieriegel. »Ich hatte einfach noch nie einen Hund, okay? Und dann der Umzug hierher. Das ist echt schwer für mich. Ich hab so viel verloren und niemanden, mit dem ich darüber reden kann.«
    Ich achtete nicht mehr auf den Hund. Hier draußen, mitten in der Pampa, hatte ich das Gefühl, dass ich mein Leid klagen konnte, ohne dass mich jemand hörte. Also erlaubte ich mir, mal richtig rumzujammern. »Mir fehlt das Mitternachtskino«, fing ich an. »Und Starbucks. Mir fehlen die Konzerte im Crystal Ballroom. Und Schülerberater.Gute. Mann, hör mir bloß davon auf. Weißt du, ich hab’s tatsächlich probiert und bin zu einer der Beraterinnen an der Hoodoo High gegangen, um mit ihr zu besprechen, bei welchem College ich mich sicherheitshalber noch bewerben soll. Vielleicht am St.

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