Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
anderen mit dieser Aufgabe betrauen. Jemanden, der mit mehr Engagement an die Sache herangeht.”
“Ich bin durchaus engagiert”, erwiderte Jenny scharf. “Dafür haben Sie ja Sorge getragen, indem sie das Schicksal der Fiskfabrik von meinem Erfolg abhängig machten.”
Lindh lachte. “Höre ich da etwa den Anflug eines Vorwurfes in Ihrer Stimme?”
“Habe ich dazu denn einen Grund?”
“Nicht wirklich, wenn man bedenkt, dass ich Ihnen immerhin die Möglichkeit eröffne, Ihren Jugendtreff weiterzuführen.”
“Aber auch nur, wenn ich genau das tue, was Sie von mir erwarten.”
“So läuft das nun mal im Geschäftsleben: Eine Hand wäscht die andere. Aber wenn Sie lieber von unserem kleinen Deal zurücktreten wollen, brauchen Sie mir das nur zu sagen.”
“Nein!”, beeilte sie sich zu widersprechen. “Nein, das möchte ich nicht. Ich werde mein Bestes tun, das versichere ich Ihnen.”
“Dann kann ich nur für Sie hoffen, dass Ihr Bestes gut genug ist. Lange lasse ich mich jedenfalls nicht mehr hinhalten. Bringen Sie mir etwas über Magnus Sund. Etwas Handfestes, verstanden?”
Jenny wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Olof Lindh setzte sie gehörig unter Druck. Und sie wusste, dass er keine leeren Drohungen ausstieß. Er hatte sie praktisch in der Hand. Wenn sie ihm nicht lieferte, was er verlangte, bedeutete es für die Fiskfabrik über kurz oder lang das endgültige Aus.
Aber wie hoch standen die Chancen, dass es ihr gelang, Magnus zu einer Zusammenarbeit zu bewegen? Und wollte sie das überhaupt wirklich?
“Gibt es denn nicht vielleicht noch eine andere Möglichkeit, miteinander ins Geschäft zu kommen?”, wagte sie einen verzweifelten Versuch, Olof Lindh umzustimmen. “Vielleicht …”
“Ich habe Ihnen meine Bedingungen genannt”, erwiderte er schroff. “Wenn Sie darauf nicht eingehen wollen oder können, sagen Sie es mir besser gleich. Ich liebe es nicht, meine Zeit sinnlos zu verschwenden.”
“Schon gut.” Resignierend schüttelte sie den Kopf. “Ich tue, was Sie verlangen.”
6. KAPITEL
“L indh macht dir ganz schön Druck, nicht wahr?” Magnus lächelte entschuldigend, als Jenny sich zu ihm umdrehte. “Tut mir leid, ich wollte nicht indiskret sein, aber es ließ sich kaum vermeiden, einen Teil deines Gesprächs mit anzuhören. Du hast nicht gerade sehr leise gesprochen.”
Jenny seufzte. “Kein Problem, du weißt ja ohnehin, worum es geht.”
“Darf ich dich etwas fragen?”
Sie nickte. “Natürlich. Was möchtest du wissen?”
“Warum hat Lindh ausgerechnet dich auf mich angesetzt? Versteh mich bitte nicht falsch, aber als Leiterin eines Jugendtreffs scheinst du mir nicht gerade sonderlich prädestiniert für diese Aufgabe zu sein. Man sollte meinen, dass er sich an einen Privatdetektiv oder einen richtigen Journalisten wendet.” Er musterte Jenny aufmerksam. “Warum du?”
Sie hatte geahnt, dass er früher oder später danach fragen würde. “Ich war nicht immer die Person, die ich heute bin”, sagte sie. “Bis vor ein paar Jahren habe ich als Reporterin für den VIP-Bereich einer großen Boulevardzeitung gearbeitet. In der Branche hatte ich mir einen gewissen Ruf erworben. Ich galt als Sensationsjägerin und …” Sie geriet ins Stocken. Nach all der Zeit fiel es ihr noch immer schwer, über ihre Vergangenheit zu reden. Ihr war, als spräche sie über einen vollkommen anderen Menschen. Und in gewisser Weise stimmte das ja sogar. “Nun, sagen wir, ich war ganz gut in meinem Job – vor allem, weil ich keinen Gedanken daran verschwendete, welche Konsequenzen mein Tun für andere haben könnte.”
“Aber du hast damit aufgehört. Warum?”
“Ich lernte jemanden kennen”, erwiderte sie. “Torben Liljequist. Er war Schauspieler und stand kurz vor dem internationalen Durchbruch.” Sie atmete tief durch. “Mein Auftrag lautete, ihn zu durchleuchten. Bei fast jedem Menschen gibt es etwas in seiner Vergangenheit, das er am liebsten vergessen würde. Diesen Punkt zu finden und daraus eine heiße Story zu machen, das war meine Aufgabe.”
Magnus verzog das Gesicht. “Das klingt reichlich abgebrüht.”
“Abgebrüht?” Sie lachte bitter auf. “Ja, ich glaube, dieses Wort trifft den Kern der Sache ziemlich genau. Es erscheint mir selbst ganz merkwürdig, wenn ich heute darüber nachdenke, aber für mich zählte damals nur eines: Karriere zu machen.”
“Und das änderte sich, als du diesen Schauspieler kennenlerntest?”
“Torben,
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