Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)
er sich viel zu gut amüsiert. Wenn er ehrlich zu sich selbst sein wollte, musste er sich eingestehen, dass er sich in ihrer Gegenwart wohlfühlte. Schon lange war er in der Öffentlichkeit nicht mehr so entspannt gewesen. Ja, er hatte es sogar genossen, wieder einmal unter Menschen zu kommen.
“Es gefällt mir, was Sie hier auf die Beine gestellt haben”, sagte er. “Es ist sicher nicht leicht, das alles hier am Laufen zu halten.”
Sie lachte auf – ein wenig bitter, wie er fand. “Nein, das ist es wahrlich nicht. Vor allem, wenn einem von allen Seiten Steine in den Weg gelegt werden.”
Erstaunt hob er eine Braue. “Ich dachte immer, für soziale Projekte werden Gelder aus öffentlichen Mitteln bereitgestellt. Wird diese Einrichtung denn von der Gemeinde nicht finanziell unterstützt?”
“Nicht direkt”, erwiderte Jenny seufzend. “Torben, der Gründer der Fiskfabrik, legte großen Wert darauf, unabhängig von der Gemeindeverwaltung zu bleiben. Wir finanzieren uns ausschließlich durch freiwillige Spenden. Lediglich das Gebäude hier ist uns lange Zeit kostenlos zur Verfügung gestellt worden.”
Magnus bemerkte, wie sich etwas in ihrem Blick veränderte, als sie vom Initiator des Jugendtreffs erzählte. Sie empfand viel für diesen Mann, das konnte er ihr deutlich ansehen. Und es gefiel ihm nicht. Nein, ganz und gar nicht. Warum, darüber wollte er im Moment lieber nicht nachdenken. Trotzdem irritierte ihn seine eigene Reaktion zutiefst.
“Aber das ist jetzt nicht mehr so?”, nahm er den Faden ihrer Unterhaltung wieder auf. “Sie zahlen Miete an die Gemeinde?”
Jenny schüttelte den Kopf. “Inzwischen hat ein privater Investor das Grundstück gekauft, und an den müssen wir die Miete entrichten. Seitdem reicht das Geld hinten und vorne nicht mehr aus. Schauen Sie sich nur um. Wir bräuchten dringend ein paar neue Möbel, aber die Kasse ist leer. Das Nachhilfeprogramm für die Kids haben wir bereits einstellen müssen, weil die finanziellen Mittel nicht mehr ausreichten. Ich fürchte, wenn kein Wunder geschieht, wird die Fiskfabrik sich nicht mehr sehr lange halten können.”
“Und inwiefern habe ich damit zu tun?” Als Jenny ihn verblüfft anschaute, lächelte er. “Kommen Sie, ich bin kein Dummkopf. Sie haben mich doch nicht umsonst hierhergebracht. Was kann ich tun, um Ihnen zu helfen?”
“Es stimmt”, gab sie nach kurzem Zögern zu. “Magnus, Sie wissen, dass ich eine Reportage über Sie machen möchte.”
Er nickte.
“Bislang standen Sie meiner Bitte, ein Interview mit Ihnen führen zu dürfen, immer ablehnend gegenüber”, fuhr sie fort. “Deshalb wollte ich, dass Sie persönlich sehen, wie viel von Ihrer Entscheidung abhängt.” Sie atmete tief durch. “Wenn ich es nicht schaffe, innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Story über Sie abzuliefern, wird es die Fiskfabrik schon sehr bald nicht mehr geben.”
Magnus runzelte die Stirn. “Da steckt dann wohl dieser Olof Lindh dahinter, nicht wahr?”
“In gewissem Sinne ja. Das Grundstück hier gehört seiner Firma, Lindh Investments. Nun, und im Gegenzug für eine Geschichte über Sie hat er uns eine großzügige Spende und einen Erlass der Miete für die nächsten drei Jahre in Aussicht gestellt.”
Magnus schüttelte den Kopf, dann stand er auf und ging zur offen stehenden Tür. Mit einem Mal kam es ihm im Inneren der Fiskfabrik furchtbar heiß und stickig vor. Er trat ins Freie und atmete gierig die klare, kühle Abendluft ein.
Er spürte, dass Jenny ihm nachgekommen war, ehe er ihre Stimme hörte. “Es tut mir leid, Magnus”, flüsterte sie. “Ich komme mir ziemlich gemein vor, Sie so unter Druck zu setzen, aber bitte verstehen Sie. Ich kann doch nicht einfach tatenlos zusehen, wie hier alles zugrunde geht. Ich …”
“Es ist schon gut. Ich frage mich nur, warum ein Mann wie Olof Lindh so sehr daran interessiert ist, dass Sie einen Bericht über mich schreiben. Er besitzt schließlich eine Immobilienfirma und keine Zeitung.”
Jenny seufzte. “Ich will offen zu Ihnen sein: Ich glaube nicht, dass er sich wirklich für den Artikel als solchen interessiert. Es geht ihm wohl mehr darum, etwas über Sie herauszufinden.”
“Ja, das kann ich mir vorstellen. Er sucht nach meinen Schwachpunkten, um sie später gegen mich einzusetzen. Außerdem weiß er, dass ich die Öffentlichkeit scheue.” Er wandte sich zu Jenny um, und was er sah, war nicht die eiskalte, berechnende Journalistin, für die er sie noch vor
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