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Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition)

Titel: Dunkle Wolken über den Schären: Mittsommerträume (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pia Engström
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wenigen Stunden gehalten hatte. Nein, Jenny Mälarsson war nichts von alledem. Sie versuchte lediglich das zu beschützen, was sie liebte. Wie sollte er ihr das übel nehmen?
    Für einen Augenblick spielte er tatsächlich mit dem Gedanken, ihrer Bitte nachzukommen. Wem würde ein kleines Interview schon schaden? Schließlich konnte er sich ja nicht für alle Ewigkeit auf Vattenfå verstecken und den Rest der Welt aussperren. Früher oder später musste er sich der Vergangenheit stellen und …
    Du tust es ja schon wieder!, meldete sich eine leise, aber beharrliche Stimme in seinem Kopf zu Wort. Jemand schüttet dir sein Herz aus und bittet dich um Hilfe, und was tust du? Lässt alles stehen und liegen und eilst zur Rettung. Aber was hat dir deine Hilfsbereitschaft außer einer Menge Ärger bisher schon eingebracht? Hat dich auch nur ein einziges Mal jemand danach gefragt, wie es
dir
geht? Sich nach
deinen
Sorgen und Problemen erkundigt?
    Seine Gedanken wanderten zurück zu jener stürmischen Nacht vor zwei Jahren. Wie einen Film sah er die Ereignisse noch einmal vor sich ablaufen. Das grelle Licht der Scheinwerfer des entgegenkommenden Wagens, der plötzlich auf der regennassen Straße ins Schleudern geriet. Das Kreischen der Bremsen, das sich mit Sonjas Entsetzensschreien vermischte. Der Schmerz, der durch seinen Brustkorb zuckte, als der Sicherheitsgurt einrastete. Danach nichts als undurchdringbare Dunkelheit.
    “Magnus?”
    Er zuckte zusammen, als Jenny ihm eine Hand auf die Schulter legte und ihn damit abrupt zurück in die Gegenwart holte. “Was …?” Er holte tief Luft. “Entschuldigen Sie, ich war mit meinen Gedanken gerade ganz woanders. Was haben Sie gesagt?”
    “Nichts. Es war nicht wichtig.” Sie lächelte, wirkte aber nach wie vor besorgt. “Vielleicht sollte ich Sie jetzt lieber zum Hafen zurückbringen. Sie wirken müde, Magnus. Außerdem ist es schon recht spät, und bis nach Vattenfå ist es noch einmal ein gutes Stück.”
    “Das wäre wirklich sehr freundlich”, erwiderte er und fuhr sich durch das dunkle Haar. Er fühlte sich noch immer ein bisschen benommen. “Jenny, was Ihre Bitte betrifft, ich weiß nicht, ob ich …”
    “Nein.” Sie schüttelte den Kopf. “Bitte brechen Sie diese Entscheidung nicht übers Knie, Magnus. Denken Sie zuerst in Ruhe darüber nach. Am Wochenende findet hier in der Fiskfabrik eine große Spendenparty statt, zu der ich Sie hiermit höchst offiziell einladen möchte.”
    “Ich weiß nicht …”
    “Kommen Sie, geben Sie sich einen Ruck. Sie können sich doch nicht ewig vor dem Rest der Welt verstecken.”
    Vielleicht lag es daran, dass sie mit fast denselben Worten aussprach, was er selbst vorhin gedacht hatte. Jedenfalls nickte er. “Also gut, ich werde kommen.”
    Ein leichter Wind wehte vom Meer her, als sie eine halbe Stunde später den Hafen erreichten. Schwarz lag die See jenseits der beleuchteten Piers da, und auf ihrer Oberfläche spiegelten sich der Mond und die Sterne wider, sodass es fast wie eine Verlängerung des Himmels wirkte.
    “Danke für den schönen Abend”, sagte Magnus, als er neben Jenny am Kai entlanglief. Er war ihr so nah, dass sie seine Körperwärme spüren konnte. Aber vielleicht bildete sie sich das auch nur ein.
    Sie lächelte. “Ja, mir hat es auch gefallen. Ich glaube, ich könnte mich stundenlang mit Ihnen unterhalten, ohne dass es mir jemals langweilig werden würde.”
    Schweigend traten sie auf die Pieranlage. Das Geräusch ihrer Schritte auf den schweren Holzplanken hallte dumpf durch die Nacht. Jenny war froh darüber, denn es übertönte das heftige Klopfen ihres Herzens, von dem sie glaubte, dass man es bis zum anderen Ende von Lillebom hören musste. Was war bloß los mit ihr? Den ganzen Abend hatte sie in seiner Nähe verbracht, sich dabei jedoch nicht ein einziges Mal so nervös und unsicher gefühlt wie jetzt.
    “So, da wären wir”, sagte Magnus leise, als sie den Anlegeplatz erreichten, an dem er am frühen Abend das Motorboot vertäut hatte.
    “Ja.” Sie versuchte ein Lächeln, doch es misslang. “Dann sehen wir uns am Freitag? Die Feier beginnt gegen sieben, aber wenn Sie Lust haben, können Sie auch gern eher kommen. Wir können bei den letzten Vorbereitungen sicher jeden Helfer brauchen.”
    “Ich werde sehen, was ich tun kann. Gute Nacht, Jenny.”
    “Gute Nacht.”
    Jennys Knie wurden weich, als ihre Blicke sich begegneten. Sie konnte einfach nur dastehen und ihn anschauen. Und auch Magnus

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