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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Dolphins in diesem Jahr einschätzte. Es war mir eigentlich egal, selbst wenn die Dolphins den diesjährigen Literaturnobelpreis gewannen, aber als gut durchdachtes künstliches menschliches Wesen hatte ich mehrere authentisch klingende Bemerkungen zu diesem Thema auf Lager, die Chutsky zufrieden zu stellen schienen, und er plauderte auf die denkbar freundlichste Weise weiter.
    Wir bestellten sogar Nachtisch, was mir vorkam, als würde er die Lenk-sie-mit-Essen-ab-Methode ein wenig übertreiben, besonders da weder Deborah noch ich uns ablenken ließen. Aber es war ein ziemlich gutes Essen, und es wäre äußerst ungezogen von mir gewesen, mich zu beklagen.
    Selbstverständlich hatte Deborah ihr ganzes Leben sehr schwer daran gearbeitet, ungezogen zu werden, deshalb nahm sie die Gelegenheit wahr, einen Löffel auf den Tisch zu knallen, als der Kellner ein enorm großes Schokoladending vor Chutsky abstellte, der sich mit zwei Gabeln an Debs wandte und sagte: »Nun …«
    »Nein«, fauchte sie ihn an. »Ich will keine verdammte Tasse Kaffee, und ich will keine verdammte Schokolade. Ich will eine verdammte Antwort. Wann brechen wir auf, um den Typen zu erwischen?«
    Er sah sie ein wenig überrascht, ja sogar mit einer gewissen Zuneigung an, als fänden Menschen seiner Profession Löffel werfende Frauen nützlich und reizend, hielten aber den von ihr gewählten Zeitpunkt für ein wenig unpassend. »Darf ich erst meinen Nachtisch aufessen?«, erkundigte er sich.

[home]
    12
    D eborah fuhr uns nach Süden, den Dixie Highway hinunter. Ja, ich sagte »uns«. Zu meiner Überraschung war ich auf einmal ein geschätztes Mitglied der Liga der Gerechtigkeit und erfuhr, dass ich die ehrenvolle Gelegenheit erhalten sollte, mit meinem unersetzlichen Selbst das Böse zu bekämpfen. Obgleich ich alles andere als entzückt war, ließ ein kleiner Zwischenfall die Sache beinahe erträglich erscheinen.
    Als wir draußen vor dem Restaurant standen und darauf warteten, dass Deborahs Wagen gebracht wurde, hatte Chutsky leise »Was zum Teufel …« gemurmelt und war die Zufahrt hinuntergeschlendert. Ich beobachtete ihn, wie er die Straße überquerte und sich einem braunen Taurus näherte, der nachlässig neben einer Palme parkte. Debs funkelte mich an, als wäre alles meine Schuld, und wir beide beobachteten Chutsky, der an das Fahrerfenster klopfte, das hinunterglitt und, natürlich, den stets wachsamen Sergeant Doakes enthüllte. Chutsky lehnte sich an den Wagen und sagte etwas zu Doakes, der die Zufahrt entlang zu mir hochsah, den Kopf schüttelte und dann die Scheibe hochkurbelte und davonfuhr.
    Chutsky sagte nichts, als er sich wieder zu uns gesellte. Aber er schien mich mit anderen Augen zu betrachten, ehe er vorn auf der Beifahrerseite ins Auto stieg.
    Die Fahrt zu der von Osten nach Westen verlaufenden Quail Roost Drive, die den Dixie Highway direkt neben einem Einkaufszentrum kreuzte, dauerte zwanzig Minuten. Nur zwei Blocks weiter führte eine Reihe von Nebenstraßen in ein ruhiges Arbeiterviertel, das aus kleinen, größtenteils gepflegten Häusern bestand, in deren Einfahrten fast überall zwei Autos parkten und auf deren Rasenflächen Fahrräder herumlagen.
    Eine dieser Straße beschrieb eine Kurve nach links und endete in einer Sackgasse, und dort, am Ende dieser Straße, fanden wir das Haus, ein blassgelbes Wohnhaus inmitten eines zugewucherten Gartens. In der Einfahrt stand ein grauer Lieferwagen mit der dunkelroten Aufschrift » HERMANOS CRUZ  – LIMPIADORES «, Gebrüder Cruz, Gebäudereinigung.
    Debs fuhr durch den Wendehammer und die Straße zurück, bis zu einem Haus, auf dessen Einfahrt und Rasen ein halbes Dutzend Fahrzeuge parkten und aus dem laute Rapmusik drang. Deb wendete den Wagen in Richtung unseres Ziels und parkte unter einem Baum. »Was meint ihr?«, fragte sie.
    Chutsky zuckte die Achseln. »Hm. Könnte sein«, sagte er. »Wir sollten es eine Weile beobachten«, und das war für die nächste halbe Stunde das gesamte Ausmaß unserer spritzigen Konversation. Kaum dazu angetan, bei wachem Verstand zu bleiben, und ich ertappte mich dabei, wie ich geistig zu dem schmalen Regal in meiner Wohnung schweifte, wo ein kleiner Kasten aus Palisanderholz steht, der eine Reihe von Objektträgern birgt, die Sorte, die man unter ein Mikroskop legt. Jeder Streifen trug einen einzigen Tropfen Blut – sehr gut getrocknetes Blut selbstverständlich. Anders würde ich das eklige Zeug nicht in meiner Wohnung dulden. Vierzig

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