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Dunkler Dämon

Dunkler Dämon

Titel: Dunkler Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Lindsay
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Laden, den ich angesichts meiner bescheidenen Mittel nicht in Erwägung gezogen hätte. Es hatte die Art eichengetäfelter Eleganz, die in einem das Bedürfnis nach Krawatte und Gamaschen weckt. Außerdem hatte man von dort eine der schönsten Aussichten der Stadt über die Biscayne Bay, und mit viel Glück erwischte man einen Tisch, von dem aus man sie genießen konnte.
    Entweder war Kyle ein Glückspilz, oder sein Zauber hatte den Oberkellner überwältigt, denn er und Deborah warteten an einem dieser Tische und arbeiteten sich durch eine Flasche Mineralwasser und eine Platte mit etwas, das aussah wie Krabbenpastetchen. Ich schnappte mir eine und biss hinein, während ich auf einen Stuhl Kyle gegenüber glitt.
    »Lecker«, sagte ich. »Dorthin kommen also gute Krabben, wenn sie gestorben sind.«
    »Debbie sagt, du hättest etwas für uns«, sagte Kyle. Ich sah zu meiner Schwester hinüber, die immer Deborah oder Debs gewesen war, aber mit Sicherheit nie Debbie. Sie sagte jedoch nichts und schien gewillt, ihm diese ungeheuerliche Frechheit durchgehen zu lassen, deshalb wandte ich meine Aufmerksamkeit Kyle zu. Er trug wieder diese Designersonnenbrille, und sein alberner rosa Ring funkelte, als er sich achtlos eine Strähne aus der Stirn strich.
    »Ich hoffe, ich habe etwas«, sagte ich, »Aber ich muss vorsichtig sein, damit ich nicht runtergespült werde.«
    Kyle sah mich einen Augenblick an, dann schüttelte er den Kopf, und ein widerstrebendes Lächeln verzog seinen Mund um ungefähr einen halben Zentimeter. »In Ordnung«, sagte er. »Erledigt. Aber du würdest staunen, wenn du wüsstest, wie oft dieser Satz funktioniert.«
    »Sicher wäre ich völlig von den Socken«, sagte ich. Ich reichte ihm den Computerausdruck. »Während ich wieder zu Atem komme, möchtest du dir bestimmt mal das hier ansehen.«
    Kyle runzelte die Stirn und entfaltete das Blatt. »Was ist das?«
    Deborah beugte sich vor, eifrig wie der begierige junge Spürhund, der sie war. »Du hast etwas gefunden. Ich habe gewusst, dass du es schaffen würdest«, sagte sie.
    »Das sind nur zwei Adressen«, bemerkte Kyle.
    »Eine davon könnte sehr gut das Versteck eines gewissen unorthodoxen ärztlichen Praktikers mit mittelamerikanischer Vergangenheit sein«, sagte ich und verriet ihm, wie ich die Adressen ausfindig gemacht hatte. Zu seinen Gunsten muss man sagen, dass er beeindruckt wirkte, sogar mit Sonnenbrille.
    »Ich hätte selbst daran denken müssen«, sagte er. »Sehr gute Arbeit.« Er nickte und schnipste mit dem Finger gegen das Papier. »Verfolge den Geldfluss. Funktioniert immer.«
    »Selbstverständlich ist das ohne Gewähr«, sagte ich.
    »Nun, ich würde Wetten drauf abschließen«, meinte er. »Ich glaube, du hast Dr. Danco gefunden.«
    Ich sah zu Deborah hinüber; sie schüttelte den Kopf, deshalb schaute ich wieder Kyles Sonnenbrille an. »Interessanter Name. Polnisch?«
    Chutsky räusperte sich und blickte über das Wasser. »Vor deiner Zeit, schätze ich. Damals gab es eine Werbung. Danco war so eine Art Gemüsehobel. Er schnitt und schlitzte …« Er wandte seine schwarzen Gläser wieder mir zu. »So nannten wir ihn. Dr. Danco. Er produzierte geschnippeltes Gemüse. Das ist die Sorte Witz, auf die man abfährt, wenn man weit weg von zu Hause ist und furchtbare Dinge sieht«, sagte er.
    »Aber jetzt sehen wir sie daheim«, sagte ich. »Warum ist er hier?«
    »Lange Geschichte«, meinte Kyle.
    »Das heißt, dass er sie dir nicht erzählen will«, warf Deborah ein.
    »Wenn das so ist, nehme ich noch eine Krabbenpastete«, erwiderte ich. Ich beugte mich vor und nahm die letzte von der Platte. Sie waren wirklich gut.
    »Komm schon, Chutsky«, sagte Deborah. »Möglicherweise wissen wir, wo der Typ steckt. Was willst du jetzt unternehmen?«
    Er legte seine Hand auf ihre und lächelte. »Ich werde zu Mittag essen«, sagte er. Und griff mit der anderen Hand nach der Karte.
    Deborah betrachtete einen Moment lang sein Profil. Dann zog sie ihre Hand weg. »Scheiße«, sagte sie.
    Das Essen war wirklich ausgezeichnet, und Chutsky bemühte sich, sich kumpelhaft und freundlich zu geben, als hätte er beschlossen, wenigstens charmant zu sein, wenn er schon nicht die Wahrheit sagte. Ich konnte mich wirklich nicht beschweren, zumal ich selbst immer mit demselben Trick durchkomme, aber Deborah schien nicht besonders glücklich. Sie schmollte und stocherte in ihrem Essen, während Kyle Witze erzählte und mich fragte, wie ich die Chancen der

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