Dunkler Dämon
und fügte hinzu: »Tito Puente.« Und Lázaro wiederholte unnötigerweise: »Tito Puente.«
»Ach«, sagte ich, und alle sahen mich an. »Er könnte damit die Geräusche übertönt haben«, erklärte ich, ein wenig verlegen ob der ganzen Aufmerksamkeit.
»Besaß er ein Auto?«, fragte Deborah, und Ariel runzelte die Stirn.
»Einen Lieferwagen«, antwortete sie. »Er fuhr einen alten weißen Lieferwagen ohne Fenster. Er war immer sehr sauber, hatte aber jede Menge Rostflecken und Beulen. Ich habe ihn ein paarmal gesehen, aber normalerweise stellte er ihn in die Garage.«
»Ich nehme nicht an, dass Sie das Nummernschild gesehen haben?«, fragte ich, und sie sah mich an.
»Aber doch«, sagte sie über ihren Sohn und hielt eine Hand hoch, die Innenfläche nach außen gedreht. »Nicht um mir die Nummer aufzuschreiben, das gibt es nur in alten Filmen. Aber ich weiß, dass es ein Florida-Nummernschild war. Das gelbe, auf dem dieses Kind abgebildet ist«, sagte sie, hielt inne und funkelte mich an, weil ich kicherte. Das ist nicht im Mindesten würdevoll und sicherlich nichts, was ich regelmäßig tue, aber ich kicherte tatsächlich und konnte nicht mehr aufhören.
Deborah funkelte mich ebenfalls an. »Was ist denn so gottverdammt lustig?«, fauchte sie.
»Das Nummernschild«, keuchte ich. »Tut mir Leid, Debs, aber, o mein Gott, weißt du nicht, wie das von Florida aussieht? Und dann dieser Typ und das, was er tut …« Ich schluckte trocken, um nicht wieder zu lachen, aber es kostete mich meine gesamte Selbstdisziplin.
»Schon gut, verdammt, aber was ist denn jetzt so komisch an diesem gelben Nummernschild?«
»Es ist eine Sonderausgabe, Deb«, erklärte ich. »Das, wo draufsteht: WÄHLE DAS LEBEN .«
Und ich fürchte, ich fing wieder an zu lachen, während ich mir vorstellte, wie Dr. Danco seine sich windenden Opfer herumkarrte, sie mit Drogen abfüllte und so perfekt amputierte, dass sie am Leben blieben. »Wähle das Leben«, sagte ich.
Den Typen wollte ich wirklich zu gern kennen lernen.
Wir gingen schweigend zum Auto zurück. Deborah stieg ein und gab die Beschreibung des Lieferwagens an Captain Matthews durch, der ihr zustimmte, dass er vermutlich eine Suchmeldung herausgeben könnte. Während sie mit dem Captain sprach, sah ich mich um. Sauber manikürte Gärten, die größtenteils aus farbigen Steinen bestanden. An einigen Veranden waren Kinderräder angekettet, und das Orange-Bowl-Stadion ragte im Hintergrund empor. Ein angenehmes Viertel, um dort zu leben, zu arbeiten, Kinder großzuziehen und jemandem Arme und Beine abzuhacken.
»Steig ein«, sagte Deborah und unterbrach damit meine rustikalen Träumereien. Ich stieg ein, und wir fuhren los. Irgendwann, an einer roten Ampel, funkelte Deborah mich an und sagte: »Du hast dir einen komischen Augenblick zum Lachen ausgesucht.«
»Wirklich, Deb«, sagte ich. »Das ist der erste Hinweis auf die Persönlichkeit dieses Burschen. Wir wissen jetzt, dass er Sinn für Humor hat. Ich halte das für einen großen Schritt nach vorn.«
»Sicher. Vielleicht schnappen wir ihn in einem Varieté.«
»Wir werden ihn kriegen, Deb«, versicherte ich ihr, wobei keiner von uns beiden mir glaubte. Sie grunzte nur, die Ampel sprang um, und sie trat auf das Gaspedal, als würde sie eine Giftschlange töten.
Wir fuhren zu Debs Haus. Der morgendliche Stoßverkehr begann sich aufzulösen. An der Ecke Flagler und 34th war ein Auto auf den Bürgersteig geschleudert und vor einer Kirche gegen einen Laternenpfahl gekracht. Neben dem Wagen stand ein Polizist zwischen zwei Männern, die sich gegenseitig anbrüllten. Ein kleines Mädchen kauerte auf der Bürgersteigkante und weinte. Ach, die bezaubernden Rhythmen eines weiteren zauberhaften Tages im Paradies.
Wenige Augenblicke später fuhren wir in die Medina, und Deborah parkte ihren Wagen in der Einfahrt neben meinem.
Sie stellte den Motor ab, und einen Moment lang saßen wir beide da und lauschten dem Klicken des abkühlenden Motors. »Scheiße«, sagte sie.
»Ich stimme zu.«
»Was machen wir jetzt?«, fragte sie.
»Schlafen«, sagte ich. »Ich bin zu müde zum Denken.«
Sie hämmerte mit beiden Händen auf das Lenkrad ein. »Wie kann ich schlafen, Dexter? In dem Wissen, dass Kyle …« Sie schlug wieder auf das Lenkrad. »Scheiße«, sagte sie.
»Der Lieferwagen wird auftauchen, Deb. Du kennst das. Das Archiv wird jeden einzelnen weißen Lieferwagen mit einem ›Wähle das Leben‹-Schild ausspucken, und dank
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