Dunkler Dämon
Zeitung eintraf. Ich blätterte durch den Hauptteil, erleichtert, dass nach wie vor überall schreckliche Dinge zu passieren schienen. Zumindest der Rest der Welt war nicht verrückt geworden.
Gegen sieben hielt ich es für sicher, Deborah auf ihrem Handy anzurufen. Sie nahm nicht ab; ich hinterließ eine Nachricht, und eine Viertelstunde später rief sie zurück. »Guten Morgen, Schwesterherz«, begrüßte ich sie, stolz darauf, wie ich es fertig brachte, so aufgeräumt zu klingen. »Hast du ein bisschen schlafen können?«
»Ein wenig«, grummelte sie. »Ich bin gestern gegen vier aufgewacht. Ich habe das FedEx-Päckchen zu einer Annahme in Hialeah zurückverfolgt. Ich bin fast die ganze Nacht dort herumgefahren und habe nach dem weißen Lieferwagen gesucht.«
»Wenn er das Päckchen in Hialeah eingeworfen hat, ist er dazu vermutlich von Key West hochgefahren«, sagte ich.
»Das weiß ich, verdammt noch mal«, bellte sie. »Aber was zum Teufel soll ich sonst machen?«
»Ich weiß es nicht«, gab ich zu. »Aber sollte nicht heute der Mann aus Washington eintreffen?«
»Wir wissen gar nichts über ihn«, erwiderte sie. »Nur weil Kyle gut ist, bedeutet das nicht, dass der Typ es auch ist.«
Sie erinnerte sich offensichtlich nicht daran, dass Kyle sich nicht als besonders gut erwiesen hatte, zumindest nicht in der Öffentlichkeit. Tatsächlich hatte er gar nichts getan, außer sich schnappen und den Finger abhacken zu lassen.
Aber es schien nicht besonders höflich, einen Kommentar dazu abzugeben, wie gut er war, deshalb sagte ich einfach: »Nun, wir müssen davon ausgehen, dass der neue Typ etwas über diesen Fall weiß, das wir nicht wissen.«
Deborah schnaubte. »Das ist nicht besonders schwierig«, meinte sie. »Ich rufe dich an, wenn er da ist.« Sie legte auf, und ich machte mich für die Arbeit fertig.
[home]
17
U m halb eins polterte Deborah in meine bescheidene Zuflucht im forensischen Labor und schleuderte eine Kassette auf meinen Schreibtisch. Ich sah zu ihr auf; sie schien nicht glücklich, aber das war ja nichts Neues.
»Aus meinem Anrufbeantworter zu Hause«, sagte sie. »Hör dir das an.«
Ich ließ die Klappe meines Ghettoblasters aufspringen und steckte die Kassette hinein. Ich drückte PLAY ; ein lautes Piepen ertönte, und dann sagte eine unbekannte Stimme: »Sergeant, äh, Morgan? Okay. Hier spricht Dan Burdett aus, äh … Kyle Chutsky sagte, ich solle Sie anrufen. Ich bin eben am Flughafen gelandet, und ich rufe Sie wieder an, wenn ich im Hotel bin, damit wir ein Treffen vereinbaren können. Ungefähr um …« Man hörte ein leises Rascheln, er hielt offensichtlich das Handy etwas weiter vom Mund weg, da seine Stimme leiser wurde. »Was? O gut, das ist prima. In Ordnung, danke.« Seine Stimme wurde wieder lauter. »Ihr Fahrer hat mich gerade angesprochen. Danke, dass Sie mir jemanden geschickt haben. Alles klar, ich melde mich dann, sobald ich im Hotel bin.«
Deborah streckte die Hand über den Tisch und schaltete das Gerät ab. »Ich habe niemanden zu dem beschissenen Flughafen geschickt«, sagte sie. »Und Captain Matthews ganz verflucht sicher nicht. Hast du jemand zu dem beschissenen Flughafen geschickt, Dexter?«
»Meine Limousine hatte keinen Sprit mehr«, antwortete ich.
»Nun dann, GOTTVERDAMMT «, fluchte sie, und ich musste ihrer Analyse beipflichten.
»Jedenfalls wissen wir jetzt, wie gut Kyles Ersatzmann ist«, bemerkte ich.
Deborah sank auf den Klappstuhl neben meinem Schreibtisch. »Scheiße, das bedeutet zurück auf Los«, meinte sie. »Und Kyle ist …« Sie biss sich auf die Lippe und beendete den Satz nicht.
»Hast du Captain Matthews schon davon unterrichtet?«, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. »Nun, er muss sie anrufen. Sie werden einen anderen schicken.«
»Sicher, toll. Sie schicken einen anderen, der es dann die ganze Strecke bis zum Gepäckband schaffen wird. Scheiße, Dexter.«
»Wir müssen es melden, Debs«, beharrte ich. »Ach, übrigens, wer sind eigentlich
sie?
Hat Kyle dir je erzählt, für wen genau er arbeitet?«
Sie seufzte. »Nein. Er hat immer über seine Arbeit für die OGA gewitzelt, aber nie erklärt, was daran so lustig war.«
»Nun, wer immer sie sind, sie müssen Bescheid wissen«, sagte ich. Ich pulte die Kassette aus meinem Ghettoblaster und legte sie vor sie auf den Tisch. »Es muss doch etwas geben, das sie tun können.«
Einen Augenblick regte Deborah sich nicht. »Warum nur habe ich das komische Gefühl, als hätten
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